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Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra

Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra

Titel: Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
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ganz anderen Gesetzen gehorchte als die Welt, wie die Menschen sie sahen. Hatte vergessen, dass sie zu den Wächtern gehörte und im Zeichen der Dreizehn geboren war und deshalb über Fertigkeiten verfügte, die nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen waren. Vor allem aber hatte sie vergessen, auf die Kraft des Lichts zu vertrauen.
    Eine neue Zuversicht erfüllte Laura. Sie sammelte sich und atmete tief durch. Dann gab sie Sturmwind die Zügel frei und schnalzte mit der Zunge. Der Hengst preschte davon. Er hielt geradewegs auf den See zu und wurde mit jedem Satz schneller. Sein Hufschlag hämmerte in Lauras Ohren, der Wind zauste kräftig an ihren Haaren und rauschte immer lauter. Schon nach kürzester Zeit war der Hengst so schnell, dass alles rings um Laura verwischte.
    Kurz bevor sie das Seeufer erreichten, schloss Laura die Augen. Sie fühlte, wie Sturmwind mit einem kräftigen Satz vom Boden absprang - und in dem Moment sah sie das Licht. Ein stürmisches Brausen erfüllte Laura, und um sie herum war nur noch ein gleißender Wirbel. Alles war nur noch strahlend hell, und sie wusste sich eins mit dem Licht. Jedwede Schwere und jedes Gefühl für Raum und Zeit waren von ihr abgefallen. Körperlos schwebte sie im unendlichen Lichtraum dahin.
    Nach einer Zeit, die sie nicht hätte messen können, spürte Laura einen Ruck, und da wusste sie, dass Sturmwind auf der Insel aufgesetzt hatte. Sie schlug die Augen auf - und tatsächlich: Ihr Pferd stand auf der Lichtung in Ufernähe, die von dichtem Gebüsch umgeben war. Der Schimmel war wohlbehalten und schnaufte nicht einmal besonders kräftig nach seinem fantastischen Sprung.
    Laura blickte sich um und sah die Schneise, die sich im Gestrüpp gebildet hatte. Die dornigen Äste und Zweige hatten sich zur Seite geneigt, und ein schmaler Pfad führte schnurgerade zur Mitte der Insel. Dort, über dem Zentrum des Eilands, ragte eine strahlende Lichtsäule empor, die bis in die Unendlichkeit zu reichen schien. In der Mitte des Lichts stand ein Ritter in einem weißen Gewand. Er schien auf Laura zu warten, denn er winkte ihr zu und bedeutete ihr, sich zu beeilen.
    Laura sprang aus dem Sattel und hastete mit dem Kelch zur Lichtsäule. Doch als ihre Füße den Boden berührten, erhob sich die Sonne am Horizont. Die Nacht der Wintersonnenwende war zu Ende. Mit dem ersten Sonnenstrahl verblasste die Lichtsäule, die hell glühende Dunstglocke über der Insel löste sich auf, die Zweige der Sträucher schnellten in die alte Lage zurück, sodass der Pfad verschwunden war und das Buschwerk wieder so undurchdringlich war wie zuvor.
    Laura erstarrte. Tränen füllten ihre Augen, tropften auf den Kelch der Erleuchtung, und dann fühlte sie nur noch Scham.
    Sie war zu spät gekommen.
    Sie hatte versagt, und alles war zu Ende!
     
    P aravain wich entsetzt zurück, als sich die magische Pforte vor seinen Augen in nichts auflöste. Sie flackerte noch einmal hell auf, als wolle sie mit einer letzten verzweifelten Anstrengung das Schicksal doch noch überlisten, aber dann war sie plötzlich verschwunden.
    Paravain war wie erstarrt. Es war ihm, als sei alles Leben aus ihm gewichen. Er fühlte nur noch Müdigkeit.
    Eine bleierne, tödliche Müdigkeit.
    Unendlich langsam drehte er sich um und ging mit kraftlosen Schritten zurück zu den Weißen Rittern, die am Rand des Tales auf ihn warteten.
    Mit ausdruckslosen Gesichtern sahen sie ihren Anführer an. Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber der Ritter wusste auch so, was sie bewegte.
    Paravain fühlte, dass ein Wort des Trostes angebracht wäre, aber wie sollte er seine Männer trösten, wenn es keinen Trost gab? Das Undenkbare war eingetreten: Aventerra würde untergehen.
    Paravain schaffte es gerade noch, sich in den Sattel zu ziehen und stumm die Hand zum Zeichen des Aufbruchs zu heben. Er gab seinem Schimmel die Sporen und lenkte ihn in Richtung Hellunyat. Er wollte bei Elysion und Morwena sein, wenn das Ende nahte.
    Die Weißen Ritter folgten ihm. In ihrer Trauer bemerkte keiner der Männer, dass Alarik nicht unter ihnen war.
     
    L aura stand noch immer wie gelähmt da. Sie blickte auf den Kelch in ihren Händen und konnte immer noch nicht fassen, dass sie zu spät gekommen war. Das darf nicht sein, dachte sie. Es kann doch nicht alles zu Ende sein.
    Aber die magische Pforte war verschlossen, und der Weg nach Aventerra war für den Kelch der Erleuchtung nun wieder für lange Zeit versperrt. Wie also sollte das Wasser des Lebens seine
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