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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück
Autoren: E Kabatek
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und in die Dusche geschoben.«
    Ich ließ mich auf den Klodeckel sinken. Prima. Es war nichts weiter passiert. Leon hatte mich sturzbesoffen und von oben bis unten vollgekotzt in die Dusche befördert. Wahrscheinlich hatte ich ihn noch ein bisschen vollgeschmiert. Das musste mir doch eigentlich überhaupt nicht peinlich sein.
    »Und die Unterwäsche?«
    Leon räusperte sich wieder. »Ich musste dir beim Ausziehen helfen. Der BH ging total schlecht aufzumachen.«
    Männer und BHs. Daran war schon so manche Liebesnacht gescheitert.
    »Nachdem du eine Weile geduscht hattest, klingelte es an der Tür. Der Schlüsseldienst.«
    Der Schlüsseldienst? Den hatte ich vollkommen vergessen.
    »Ich machte auf und wusste, ich habe nur fünf Stockwerke Zeit, um dich ins Bett zu kriegen. Also habe ich dir« – räusper – »beim Abtrocknen geholfen, und weil deine Klamotten da noch rumlagen, habe ich dich wieder in Jeans und T-Shirt gesteckt und so schnell es ging ins Bett bugsiert. Zum Glück warst du nach drei Sekunden weg. Der Schlüsseldienst stand schon im Flur.«
    »Und wie kam die Unterwäsche dann wieder in meinen Schrank?«
    »Ich hatte die Unterwäsche auf die versaute Tischdecke geworfen, und als ich mit dem Schlüsseldienst rüber zu meiner Wohnung ging, habe ich die Decke mitgenommen und später in die Waschmaschine gestopft. Nach dem Waschen tauchte plötzlich deine Unterwäsche auf. Was hätte ich denn machen sollen, hätte ich sie dir beiläufig in die Hand drücken oder per Post schicken sollen? Also habe ich sie dir an dem Morgen, als ich zum Frühstück kam, nach deiner Grippe, zurück in den Schrank geschmuggelt, als du in der Küche warst. Ich hatte vielleicht Schiss, dass du mich ertappst!«
    Das erklärte den Grauschleier. Hmmm. Wenn sich Leon von dieser Episode ganz am Anfang unserer gemeinsamen Geschichte nicht hatte abschrecken lassen, musste er eigentlich ziemlich bekloppt sein. Ich kroch wieder näher an die Tür.
    »Und was ist mit Yvette?«
    »Yvette war das kurze Aufflammen einer alten Liebe. Ich meine, ich bin schließlich auch nur ein Mann. Nach der Nacht mit dir haben wir uns nicht mehr getroffen. Außer mal zufällig bei Bosch in der Kantine.«
    Hmm. Ich dachte angestrengt nach, ob ich noch mehr über Yvette erfahren wollte.
    »Das mit dem Anrufbeantworter tut mir leid.«
    »Schon okay. Line?«
    »Ja?«
    »Kommst du jetzt raus?«
    Ich schwieg. Dann öffnete ich die Tür. Leon stand vor mir und lächelte. Er grinste nicht. Er
lächelte
. Mein Herz rutschte in den großen Zeh. Ich schniefte. Leon hob die Hand und schien kurz davor, mir über das Gesicht zu streichen, dann ließ er sie wieder sinken.
    »Im Krankenhaus hat Dorle mich dann zu ihrem Geburtstag eingeladen. Sie meinte, dann könntest du nicht vor mir weglaufen. Sie hatte wohl Unrecht. Es tut mir leid. Wir hätten das nicht tun sollen.« Er hatte sie sogar im Krankenhaus besucht? Daher also die roten Rosen.
    »Aber warum hast du mir denn nicht einfach gesagt, dass du mich magst?«, krächzte ich. Meine Stimme gehorchte mir nicht so richtig.
    »Line, verdammt noch mal! Ich renne hinter dir her wie der letzte Vollidiot und merke die ganze Zeit, dass du insgeheim von einem Typen träumst, mit dem du dich schlau über Bücher unterhalten kannst! Und wenn du dann einen gefunden hast, haut er dich in die Pfanne, aber
sowas
von in die Pfanne! Und direkt neben dir wohnt einer, der vielleicht nicht gerade
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
von Goethe auf dem Nachttisch liegen hat, dich aber so mag, wie du bist, du Trottel!«
    »Ist das dein Ernst?«, flüsterte ich.
    »Ja! Ich brauche keine großen Titten, es ist mir egal, dass du nicht kochen kannst, und wenn du willst, bringe ich dir jeden Tag eine Pizza zum Verkohlen mit! Gib uns bloß endlich eine Chance! Und hör auf zu heulen!«
    Aber ich konnte nicht aufhören zu heulen. »
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
ist von Proust«, schluchzte ich. Und dann endlich küssten wir uns. Sehr ausgiebig. Küssten uns und begannen, uns anzufassen – endlich! –, bis wir atemlos voneinander ließen, weil jemand die Treppe zum Klo herunterkam. Ich wusch mir das Gesicht und Leon sortierte sich die Haare. »Ready to face the crowd?«, flüsterte er.
    Wir gingen zurück in den Saal. Das Kaffeegeschirr war abgeräumt worden, die ersten Viertelesgläser standen auf den Tischen. Das Gesprächsgemurmel erstarb. Leon nahm meine Hand, drehte sich zu mir und küsste mich. Diesmal wehrte ich mich nicht. Der
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