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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück
Autoren: E Kabatek
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viele Trauergäste kommen würden? Schade, dass ich nicht dabei sein konnte.
    »Line, lass es dir doch erklären. Aber das geht besser, wenn ich nicht mit der Klotüre reden muss. Findest du das nicht ein bisschen kindisch?« Natürlich war es kindisch. Aber nach allem, was ich durchgemacht hatte, hatte ich ein Recht darauf, kindisch zu sein.
    »Du kannst es mir ja durch die Tür erklären!«
    Leon seufzte. »Na gut, du Sturkopf. Es war Dorles Idee.«
    »Aber ihr habt euch doch nur einmal gesehen!«
    »Ich habe sie damals nach Hause gefahren.«
    »Du hast
was
? Du kanntest sie doch gar nicht!«
    »Als wir zusammen die Treppe runtergingen habe ich sie gefragt, ob ich sie heimfahren kann, und sie hat sich nicht lange bitten lassen.«
    »Du Schleimer! Weil sie uns verkuppeln wollte! Und das hast du ausgenutzt!«
    »Ja, das stimmt. Aber ich hatte mich doch sofort in dich verknallt und wollte so gern mit jemandem reden, der dich kannte.«
    »Du warst damals schon in mich verknallt?«
    »Ich habe mich genau in der Sekunde in dich verliebt, in der du mir die Fischgräte aus dem Hals gehauen hast.«
    Kein Wunder. Das war ja auch ein ungeheuer romantischer Moment.
    »Wirklich?« Ich schniefte nochmal und kroch näher an die Tür. Ich würde das mit der Schwindsucht nochmal überdenken.
    »Ja. Und Dorle gab mir dann ihre Telefonnummer. Wir haben ab und zu telefoniert. Ich war so ratlos, weil ich permanent das Gefühl hatte, dass du vor mir davonläufst.«
    »
Ich bin nicht vor dir weggelaufen!
Ich bin ein reifer Mensch mit viel Lebenserfahrung, der gelernt hat, mit seinen Gefühlen umzugehen!«
    »Warum hast du dann nicht mit mir geredet, nach jener Nacht, und warum versteckst du dich hinter der Klotür?«
    »Ich komme erst hier raus, wenn du mir sagst, was in jener Nacht geschehen ist.«
    »Du warst doch dabei!«
    »Nicht
die
Nacht. Die Fischstäbchen-Nacht.«
    »Line, es gibt Dinge, die will man nicht wissen.«
    »Will ich aber doch! Vorher komme ich hier nicht raus.«
    »Line, du warst sturzbetrunken. Glaub mir, es ist besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen.«
    »Sag mir jetzt endlich, was passiert ist!«
    Leon seufzte wieder. »Na schön, aber ich habe dich gewarnt. Also, wir tranken diesen Kirschschnaps von Dorle. Nach dem zweiten Schnaps warst du schon ziemlich betrunken. Ich wollte dich davon abhalten, mehr zu trinken, da war aber nichts zu machen.«
    »Und dann?«
    »Dann hörtest du plötzlich mitten im Satz auf zu reden. Dir fielen die Augen zu und du fingst an zu schnarchen. Junge, Junge, so ein lautes Schnarchen hätte ich dir niemals zugetraut.«
    Das musste ja total niedlich ausgesehen haben. Kein Wunder, dass Leon sich in mich verliebt hatte.
    »Ich habe versucht, dich wachzurütteln. Ich meine, ich konnte dich ja schlecht auf dem Stuhl sitzenlassen. Ich hab dich gefragt, ob ich dich ins Bett bringen soll. Da hast du entsetzt die Augen aufgerissen und ›Bad, nicht Bett!‹ gerufen. Ich dachte, du bist vielleicht sehr reinlich erzogen und wolltest dir unbedingt noch die Zähne putzen.«
    Ich hatte da einen ganz anderen Verdacht. »Und weiter?«
    »Ich half dir ins Bad, weil du nicht mehr alleine laufen konntest. Ich wollte rausgehen, um deinen Schlafanzug zu holen, aber kaum ließ ich dich los, strecktest du die Hände nach oben wie ein zweijähriges Kind, das sich noch nicht alleine ausziehen kann.«
    Ich stöhnte. Alkohol schien einen in frühkindliche Stadien zurückzubefördern.
    »Also habe ich dir das T-Shirt über den Kopf gezogen. Du hattest die Augen geschlossen und es sah aus, als würdest du im Stehen schlafen. Dann hast du dich so halb auf mich drauf-gehängt und wieder geschnarcht. Ich hab dir dann ...« Leon machte eine Pause und räusperte sich. »... aus deiner Jeans geholfen. Dann hab ich gesagt, jetzt musst du aber alleine weitermachen. Man weiß ja schließlich, was sich gehört. Ich drehte mich um und wollte aus dem Bad rausgehen, und dann machtest du dieses Geräusch.«
    »Geräusch? Was für ein Geräusch?« Langsam war ich mir nicht mehr sicher, ob ich die Geschichte zu Ende hören wollte.
    »Wie ein hustendes Pferd. Oder wie eine Shampoo-Flasche, in der noch ein kleiner Rest ist. Man drückt auf den Plastikbauch und dann macht es dieses Geräusch. Ich drehte mich um und du hattest dich von oben bis unten vollgekotzt. Mit einem Schwung. Dich selber, deinen BH, dein Höschen und überhaupt alles. Und du standst da, schwankend, als ob du gleich umkippen würdest. Ich habe dich gepackt
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