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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück
Autoren: E Kabatek
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Jetzt hängt ganz Stuttgart voll mit meinen Plakaten und in den McGöckele-Filialen wird mein Bild auch als Werbeträger benutzt. Herr Hollister ist verschwunden. Und hier habe ich noch ein Beweismittel.« Ich streckte ihm die fettige Tüte von McGöckele hin.
    »Jetz, wo Sie’s sagad ... Sie sen mir glei so bekannt vorkomma. Mir sen am Samschdich en dr Schdad gwä. Also des Geckele war nedamol schlechd.«
    »Die Plakate müssen weg! So schnell wie möglich!«
    Der Dicke hob abwehrend die Hand. »No ned hudle. Jetz mach i erschd amol a Brodokoll. Ond no gäb i mei Eischätzong drzu. No gibt’s zwoi Abschrifde. On no goht’s en d’Hausposchd. On des dauerd de ganza Dag, weil des muss erschd rom on nom. On no kriagd’s d’Servicekraft vom Richdr. On no gibt’s a Regischdrnommr. Ond no wird a Agde aglegt. On no kriagd’s dr Richdr, aber der muss erschdamol em Haus sei. On no kommd’s druff a, wie viel Agde er scho uffm Disch liega hot. Ond wenn Se Glick hen, nemmd er ihre end Hand. On no mussr endscheida. On no mussr sei Endscheidong digdiera, weil die Richdr selbr schaffad ned am Computer. On no muss d’Gschäfdsschdell de Beschluss ausferdige. Mehrfach. On no wird’s zugschdelld. On des älles, des ka daura.«
    »Geht das denn nicht schneller?«, flehte ich.
    »Nadierlich. Sie kenned au oifach des Brodokoll selbr nieber draga, ohne Hausposchd, no schpared Se an Dag. On no kenned Se’s selbr mitnehme ond em Gegnr onder d’Nas halda.«
    »Wunderbar. Dann warte ich auf das Protokoll.« Ich strahlte den Dicken an. Der Dicke strahlte nicht, sondern schaute ziemlich grummelig. Auch aus seinem dicken Bauch waren laute Grummelgeräusche zu hören.
    Eine Viertelstunde später hielt ich triumphierend einen Umschlag in der Hand, in der sich ein Protokoll, zwei Durchschriften und das Beweismittel befanden, und bedankte mich überschwänglich beim Rechtspfleger.
    »Koi Ursach. Viel Glick. Ond jetzt gang i zom Mittagesse. Heit gibt’s Saure Nierle.«
    Das klang verlockend, es war ja auch schon halb eins, aber wenn ich an den bürokratischen Hürdenlauf dachte, der vor mir lag, dann hatte ich keine Zeit zu verlieren.
    An der großen Pforte schickte man mich in die Zivilabteilung in den zweiten Stock. Ich gab den braunen Umschlag bei einer Justizangestellten ab, erhielt eine Quittung und wurde aufgefordert, zu warten. Ich nahm auf einer geschwungenen Holzbank im Treppenhaus Platz und betrachtete das Kunstwerk auf dem Boden, das wie ein überdimensionaler verschlungener Keilriemen aussah.
    Nach einer Stunde hing mein Magen in den Kniekehlen und ich klopfte vorsichtig an die Tür. »Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wie lange es in etwa noch dauert?«
    Die Sekretärin zuckte mit den Schultern. »Sie müssen sich schon gedulden. Der Richter war zu Tisch und ist gerade erst wiedergekommen.«
    Ich stöhnte innerlich auf und dachte sehnsüchtig an die Saure Nierle, die ich in aller Ruhe hätte verspeisen können. Nun, da der Richter in seinem Büro war, wagte ich es aber nicht mehr wegzugehen. Nach weiteren eineinhalb Stunden trat die Sekretärin in den Flur und überreichte mir einen dicken braunen Umschlag. »Hier ist Ihr Beschluss. Darin wird der Gegner zur Unterlassung aufgefordert und ein Zwangsgeld von 10 000 Euro angedroht, wenn die Plakate nicht binnen 24 Stunden abgehängt werden. Viel Erfolg.«
    Ich drückte den Umschlag gegen meine Brust und musste mich beherrschen, um nicht tarzanähnliche Jubelschreie auszustoßen. Ach, war es nicht wunderbar, in einem wohl organisierten Rechtsstaat zu leben und nicht in Kolumbien! Ich hatte meine Verfügung und es war erst kurz nach drei! Genug Zeit, um noch am gleichen Tag in die Höhle des Löwen vorzustoßen! Aber vorher würde ich mich zu Hause mit einer Pizza und einem starken Kaffee stählen.
    Ich verstaute den kostbaren Umschlag in meinem Rucksack, lief zurück zu meinem Fahrrad und radelte nach Hause, so rasch ich konnte. Die Reinsburgstraße hinauf erlitt ich beinahe einen Schwächeanfall, so hungrig war ich. Ich lehnte das Rad gegen die Hauswand und machte mir nicht die Mühe, es in den Fahrradständer zu stellen. Nach zwei Sekunden wurde das Flurfenster im ersten Stock aufgerissen. Herr Tellerle.
    »Ha, Frau Praetorius, des goht abr net! Des Fahrrad muss doch en dr Stendr! So schdods en dr Hausordnong!«
    »Ich fahre aber gleich wieder weg!«
    »Drotzdem! Wenn dess älle dädad!« Das Fenster wurde wieder zugeknallt. Ich ignorierte Herrn Tellerle und lief
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