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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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in dieser Abgeschiedenheit überhaupt etwas von der Außenwelt wahrzunehmen war. Das Stöhnen des Windes wirkte befremdlich, wie ein künstlicher und kein natürlicher Ton. Der Ruf eines Menschen freilich war es bestimmt nicht.
    Obgleich ihn schauderte, packte Philipp Laubmann die Neugier. Er schlich dem Geräusch geradezu nach, in der seitlich geduckten Haltung des angestrengt Horchenden. Er vertraute eher auf sein Gehör als auf seine Augen, zumal im schwachen Schein seiner Taschenlampe eh nicht viel zu erkennen war. In einem angrenzenden Kellerraum hielt er kurz darauf vor einem äußerst knapp bemessenen Durchgang inne, den eine Tür versperrte. Daran und dahinter verfing sich der Wind und schien hohl klingend zu entschwinden.
    «Da ist nichts.» Der Kastellan beleuchtete die Szenerie mit seiner kräftigeren Lampe. «Hinter der Tür muß der alte zugeschüttete Brunnenschacht sein. – Wir kriegen heute nacht noch Schnee.»
    Laubmann rüttelte an der Tür. «Wo befinden wir uns, auf die Burganlage bezogen?»
    «Irgendwo unter dem Hauptgebäude.»
    «Haben Sie einen Schlüssel?»
    «Nicht für diese Tür. Dafür gibt es keinen; mir ist zumindest bisher in den fünfzehn Jahren, seitdem ich auf der Burg bin, keiner untergekommen.»
    Dr. Röttinger lächelte Laubmann spöttisch an: «Ein beachtenswertes Spinnennetz, wie ein Arachnologe, ein Spinnenforscher, sagen würde», denn Philipp war beim Umdrehen mit dem Gesicht in klebrige Spinnweben geraten, die sich vom Haaransatz über seine randlose Brille bis zum Kinn zogen. Angewidert befreite er sich davon.
    «Oder leiden Sie unter Arachnophobie, unter Spinnenangst?» meinte der Frankfurter Neurophysiologe mit demselben ironischen Ton.
    Seine Begleiter blendeten Laubmann mit ihren Lampen, wollten sie sich das Schauspiel doch nicht entgehen lassen. Sie amüsierten sich auf seine Kosten, und in ihrem Hohngelächter löste sich die Spannung der vergangenen Minuten. So machte man sich bei Dr. Laubmann nicht beliebt.
    Wenigstens konnten sie jetzt klarer denken. Sie beschlossen, die Kellerräume, von denen sie umgeben waren, systematisch und zügig zu durchsuchen. Als erstes lief Hans Merten Richtung Eingang, um einen zentralen Lichtschalter zu betätigen. Dieser Keller direkt unter dem Hauptgebäude war zum größten Teil mit elektrischem Licht ausgestattet, was Laubmann nicht ganz ungefährlich erschien, da sich an manchen Stellen Wassertropfen an der Decke bildeten.
    Sie teilten die Räume unter sich auf und riefen ab und zu den Namen des vermißten Professors. Vielleicht taten sie das auch, um sicherzustellen, daß keiner von ihnen verlorenging. Doch außer modrigen Obstkörben, verrotteten Truhen, einer Ansammlung verstaubter leerer Weinflaschen und etlichem Gerümpel in Regalen entdeckten sie nichts, schon gar nicht Professor Alfonso Forster.
    Daher kamen sie überein, die Suche nach ihm in der Gewißheit zu beenden, daß ihm hier unten nichts zugestoßen war. Sie konnten beruhigt nach oben gehen und sich den angenehmeren Räumlichkeiten der Burg zuwenden.

    ***
    Die vom Kastellan notgedrungen vor dem Ausgang des unterirdischen Fluchtwegs zurückgelassenen Tagungsgäste versuchten derweil, einen Weg aus dem Wald zu finden. Nach dem Versinken der Sonne hinter dem Horizont wurde es schwieriger, sich zu orientieren. Im dichten Gestrüpp der Senke halfen die Taschenlampen nicht viel.
    «O Gott, ist das kalt!» Christa Schanz-Haberberger beschwerte sich erneut. Ihre Worte zischten und ihre Augen funkelten gegen die Männer, als seien die schuld an der Kälte.
    «Weiter oben ist es heller!» Bebenhausen wollte sie aufmuntern. «Oben ist es immer heller.»
    «So ein Quatsch!» fuhr ihm die Professorin über den Mund. «Nun werden Sie bloß nicht theologisch.»
    Alle waren über diese barsche Antwort irritiert, reagierten freilich nicht darauf und trotteten statt dessen Professor Heinrich Ippendorff schweigend hinterher, der schon mal vorausgegangen war. Bebenhausen hingegen sah seiner Kollegin die Grobheit nach, weil er wie sie die Angespanntheit der Situation spürte.
    «Das ist doch ganz einfach! Wir müssen nur hangaufwärts gehen!» bestimmte Ippendorff, rutschte bei diesen Worten aber selber aus und mußte sich an einem stacheligen Gebüsch festhalten.
    Christa Schanz-Haberberger registrierte dies mit Erleichterung, denn vorhin war ihr das schließlich auch passiert, und es war ihr peinlich genug gewesen vor all den Männern. Sogar dem großen Petrus von Bebenhausen
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