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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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mit ihm empfand sich Laubmann als so richtig waldknorrig und unattraktiv. «Waldknorrig» – das war ein Wort für seine Sammlung ausgefallener Begriffe.
    Der Kastellan wies die Gruppe darauf hin, daß der Aufstieg aus der Senke sehr steil sei, denn es war geplant, über Waldwege auf die Burg zurückzukehren. Er wollte die Eichentür soeben verschließen, als sich Professor von Bebenhausen nach vorne drängte, wobei man ihm gerne Platz machte.
    «Ich vermute, Ihnen allen ist nicht aufgefallen, daß wir nicht vollzählig sind.» Ein dezenter Vorwurf lag in seiner Stimme.
    Alle schauten in die Runde; manche behäbig, einige erstaunt.
    «Unser Ehrengast fehlt nämlich, Professor Alfonso Forster.»
    Laubmann ergriff das Wort, als hätte Bebenhausen sich direkt an ihn gewandt: «Wer hat ihn denn zuletzt gesehen?»
    Nach kurzem Zögern meldete sich Franz Röttinger zu Wort: «Das könnte ich gewesen sein.»
    «Wann und wo war das?»
    Röttinger überlegte: «Ich glaube, wir waren die letzten, er und ich, am Abstieg zu den Gewölben unter dem Burgkeller. Es könnte aber auch noch jemand hinter uns gewesen sein.»
    Laubmann blickte sich neurigierig um, doch niemand rührte sich.
    «Wann haben Sie Professor Forster aus den Augen verloren?» wollte Hans Merten von Röttinger wissen. «Ich trage als Kastellan die Verantwortung.»
    «Ich schätze, er hat sich nicht wohlgefühlt. Er wolle sich das im Moment körperlich nicht zumuten, die Führung durch die Gewölbe, er wolle sich ausruhen … in der Art hat er was gemurmelt.» Franz Röttinger war sich nicht sicher.
    «Warum haben Sie mich nicht gerufen?» fragte Merten.
    Der Professor für Neurophysiologie konnte sich an die Situation nicht mehr so recht erinnern: «Im nachhinein betrachtet, wäre das bestimmt besser gewesen. Aber Sie und alle anderen waren schon weit vorausgegangen, ich hatte meine Taschenlampe auch noch nicht eingeschaltet, es war dunkel; und mit einem Mal war Forster verschwunden. Ich mußte mich selber erst orientieren.»
    Ein Erforscher des menschlichen Gehirns hatte Probleme mit dem eigenen Gedächtnis. Laubmann schmunzelte.
    Petrus von Bebenhausen war besorgt: «Kollege Forster hatte schon heute vormittag einen Schwächeanfall. Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen…», er schlug ein Kreuzzeichen, «… aber Professor Forster könnte ohnmächtig geworden sein.»
    Dem Kastellan wurde zusehends mulmig, und er vermochte bloß zu wiederholen: «Ich trage die Verantwortung.» Dann beugte er sich plötzlich vor und rief in den Gang hinein: «Hallo! Herr Dr. Forster! – Hallo!» Er vernahm jedoch außer einem Nachhall seiner Stimme keine Antwort.
    Dr. Laubmann stellte sachlich fest: «Wir werden den Quellgang zurückgehen und überall nachschauen.»
    «Daß wir das alle zusammen tun, ist absolut unnötig», entgegnete Friedemann Böhmer trocken.
    «Ich dachte auch mehr an Herrn Merten und mich, und vielleicht jemanden mit ärztlichen Kenntnissen.» Laubmann sah zu Röttinger, der zustimmend nickte. Und zu Professor von Bebenhausen gewandt sagte er: «Einen Priester, denke ich, werden wir nicht brauchen.»
    «Und wer führt uns übrige zur Burg zurück?» Christa Schanz-Haberberger war ein paar Meter den Hang hinaufgeklettert, auf dem nassen Lehmboden freilich abgerutscht und hatte jetzt schmutzige Hände und Schuhe.
    «Das werde ich übernehmen, gnädige Frau, wenn Sie’s gestatten», schmeichelte ihr Heinrich Ippendorff.
    ***
    Der Kastellan hatte die Eichentür wieder von innen verschlossen und verriegelt. Er hielt die Metallampe hoch, damit ihr Licht ihm den Weg weisen konnte. Denn er ging vorneweg, was er als seine Aufgabe erachtete. Seine Begleiter, Laubmann und Röttinger, hatten jeweils eine eigene Taschenlampe bei sich, wie schon auf dem Weg vom Burgkeller hierher. Hans Merten hatte sich von einem der anderen Tagungsteilnehmer eine zusätzliche Lampe aushändigen lassen, und zwar für den Fall, daß sie Alfonso Forster, den theologischen Ehrengast aus Brasilien, in den Gängen oder Gewölben vorfinden würden. Falls er dann in der Lage wäre zu gehen, wäre ihm die dritte Taschenlampe eine Hilfe. Sie hatten schließlich keine Ahnung, ob sich ihre Suche als überflüssig und somit ihre Befürchtungen hinsichtlich einer Erkrankung Forsters als übertrieben erweisen würden. Und auf Schlimmeres mochte keiner gefaßt sein.
    Sie waren gut zwanzig Meter in den grob behauenen Fluchtgang vorgedrungen, der ganz gerade, ganz eben verlief und mehr als
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