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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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gelöst hat. Wir wollten ihn nicht kränken, aber das ließ sich nicht vermeiden.» Konrad schilderte das nicht ohne Schmerz. «Aber eins sag ich Ihnen: Ich hab dabei überhaupt nicht an mein Zölibatsversprechen gedacht, nicht eine Sekunde!» «Trotzdem haben Sie das Verhältnis geheimgehalten», warf Laubmann ein.
    «Ja sicher; Sie müssen sich vorstellen, ich mußte erst einmal mein Gefühl prüfen und mir darüber klarwerden, wahrscheinlich manches abbrechen und aufgeben, ein neues Zuhause aufbauen – da kann man nicht gleichzeitig an die Öffentlichkeit gehen!»
    Das sah Laubmann natürlich ein. Und gegen Ende des Gesprächs rang er sich schließlich – nun doch ein wenig gerührt – dazu durch, dem Professor zu helfen; so gut er's eben vermochte.

III
    Gleich am nächsten Morgen machte sich Philipp Laubmann auf den Weg, um Nachforschungen anzustellen. Sonst überwogen bei ihm eher die Trägheitsmomente, aber an diesem Morgen spürte er eine Neugierde, die ihm keine Ruhe ließ. Dazu war das Gespräch in der Bibliothek viel zu aufregend gewesen – und anregend für seine kriminalistische Phantasie. Ebenso anregend schien ihm die Wirkung des Pfefferminztees zu sein, den er sich nach dem Aufstehen gekocht hatte, denn er hatte heute bewußt auf den von ihm sonst bevorzugten Kamillentee verzichtet. Laubmanns Wohnung war eine Dachwohnung in einem der ältesten Teile Bambergs, versteckt, verwinkelt und mit einem komplizierten Eingang über eine Hintertreppe, die an Monsieur Hulots Wohnung in Tatis Film «Mon Oncle» erinnerte. Diese eilte Philipp nun herab. Aus dem Treppenhaus hatte er einen Blick auf den hohen Dom der Stadt mit seinen vier schlanken Türmen, die mit ihrer Kupferabdeckung wie grünlich schimmernde Spitzhelme aussahen.
    Er stieg in seinen gebraucht erworbenen, weißen zweitürigen Opel und fuhr zum Kommissariat, obwohl er auch zu Fuß recht schnell dorthin gekommen wäre. Doch ihn trieb die Ungeduld.
    Dietmar Glaser, den Kriminalhauptkommissar, hatte Philipp Laubmann vor Jahren bereits bei einem Fall von Gelddiebstählen im universitären Bereich kennengelernt. Jener Fall war alles andere als undurchsichtig gewesen und im Grunde unbedeutend und rasch gelöst, wäre Laubmann – noch ohne Doktortitel – nicht in die Nähe der Untersuchung geraten. Er hatte sofort komplexe moralische Vorgänge hinter den Diebstählen vermutet und ungefragt über die grundlegenden Verurteilungen des Diebstahls im Alten und im Neuen Testament doziert.
    Seit damals kannten sie sich, wobei Dietmar Glaser ziemlich abweisend auf den Wortschwall Philipp Laubmanns reagiert hatte, was die Sympathie zunächst nicht steigerte. Der Kommissar ging stark auf die Fünfzig zu. Seine Kleidung war unauffällig, die Haare waren stark ergraut. Nur der Oberlippenbart spiegelte das ehemals satte Braun wider. Es war kurz vor halb zehn, als seine junge und diensteifrige Sekretärin nach einem flüchtigen Anklopfen zu ihm ins Zimmer trat, um «Herrn Laubmann» anzumelden, der nicht lange auf sich warten ließ, sondern sich dankend und mit «der Kommissar kennt mich bereits» ein wenig ungalant an ihr vorbeischob.
    «Herr Doktor Laubmann», verbesserte der Kommissar, und Philipp hielt es für eine Schmeichelei. «Sie kommen doch nicht etwa wegen unseres neuen Falls?» Er ließ einen Rosenkranz zwischen Daumen und Zeigefinger baumeln. Der Rosenkranz war an einer Stelle zerrissen.
    «Ich hab für einen Moment gedacht, Sie sind fromm geworden. Aber vermutlich ist es nicht so, und der Gegenstand, den Sie in der Hand haben, ist ein Corpus delicti.» «Das wohl eher in Ihr Ressort gehört. Erzählen Sie mir bitte gleich mal was über Rosenkränze, genauer, über Rosenkranzträger«, erwiderte der Kommissar. »Deswegen sind Sie hier, wegen des Unfalls, oder täusch ich mich?» Dr. Philipp Laubmann setzte sich mit höflich fragendem Blick auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch und bemühte sich um den Ausdruck unwissenden Erstaunens. «Ich seh's Ihnen an, Sie besuchen mich nicht zufällig», wiederholte Dietmar Glaser.
    Laubmann zuckte kurz die Schultern und gab sich geschlagen: «Es gehen tatsächlich Gerüchte um, die die Theologische Fakultät mit einem Unfall in Verbindung bringen. Wissen Sie da Näheres?»
    «Das wundert mich, daß jetzt schon Gerüchte entstanden sind und bei Ihnen kursieren; der Unfall ist ja erst vor drei Tagen passiert. – Na gut, er war schlimm genug und hat mehr als üblich Aufsehen erregt.»
    «Stand manches in den
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