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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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es aber nicht wagt, sich an die Polizei zu wenden. Nur mir habe er sich anvertraut, als Theologen.» «Und damit werden Sie vorgelassen?»
    «Das wird man sehen. Aber ich weiß noch gar nicht, ob ich das überhaupt tun sollte.»
    «Würde ich nicht … wie sagt man? … polizeilich erfaßt, wenn ich beispielsweise selber nachfragen würde? Das heißt, meine Beziehung zu Franziska wäre offen für alle sichtbar. Sie müssen verstehen, das will ich nicht, zumindest wenn es sich vermeiden läßt. Können Sie meinen Namen nicht vorläufig rauslassen … wenn Sie das andere für mich tun wollen?»
    Wieder herrschte für einen Moment Stille. Laubmann hatte noch nie so ganz einschätzen können, welchen Charakter Konrad besaß. Sie kannten sich zwar offiziell und kollegial, und Philipp Laubmann war ab und zu mit anderen zusammen sogar bei Konrad zu Hause gewesen, aber privat hatten sie sich bisher nichts zu sagen gehabt. Sie hatten einander eher gemieden. Und jetzt war es nötig, ja Konrad drängte es ihm förmlich auf, in dessen privateste Bereiche vorzudringen.
    «Sie müßten mir schon etwas mehr über sich und Frau Ruhland erzählen», sagte Laubmann zurückhaltend. «Wo soll ich da anfangen? – Vielleicht, wie ich sie kennengelernt habe», begann Professor Konrad langsam zu erzählen. Laubmann lag zwar der «brummige Charme» eines Karl Rahner näher, aber schon früher war ihm der sinnliche Zug an Konrad aufgefallen, und er ahnte, daß genau dies der erste Eindruck gewesen sein mußte, den der Professor auf Franziska Ruhland gemacht hatte.
    «Ich möchte meine Haushälterin manchmal von der Kocharbeit entlasten – obwohl sie sich übrigens keineswegs damit überlastet fühlt. Und deshalb gehe ich hin und wieder in ein Restaurant, auch mit ihr zusammen. Diesmal war ich allein. Ich hatte wegen einer Meßfeier noch meinen schwarzen Anzug an und war auch beim Restaurantpersonal als Priester bekannt. Eine schlechte Voraussetzung, um eine Frau kennenzulernen.
    In dem Restaurant jedenfalls bin ich Franziska zum ersten Mal begegnet. Ich sehe sie noch wie heute dasitzen, mit ihren blonden, halblangen Haaren und ihrem seidenen Kleid, das sehr fein an ihr aussah und ihre weiblichen Formen auf eine sehr anziehende Art betont hat. Es hatte ein Dekolleté, die Schultern waren frei, der Hals nur mit einer Kette bedeckt … Auch wenn das vielleicht nicht mehr zeitgemäß erscheinen mag, ihr Auftreten war ausgesprochen damenhaft.
    Der Witz an der Geschichte ist, daß sie nicht allein war und daß ich ihr gerade deswegen vorgestellt wurde. Sie war zusammen mit ihrem Verlobten dort, und dieser ‹Verlobte› ist ein Freund von mir … ein Freund gewesen – ich möchte seinen Namen nicht erwähnen. Der nahm die Gelegenheit wahr, mir seine ‹ Zukünftige› vorzustellen, denn das war sie damals für ihn. Ich mußte mich natürlich zu ihnen setzen … wollte das ja.
    Ich war wohl sehr aufgeregt, auch vom Wein, und ich weiß nicht, ob er es gleich bemerkt hat, daß ich Franziska unentwegt angestarrt habe. Ich war wie gebannt, so wie ich es vorher nie bei einer Frau erlebt habe. Obwohl, viele Gelegenheiten dazu hatte ich vor meiner Priesterweihe nicht. Aber hier fügte sich sozusagen alles in mir, alle Gefühle flossen auf einmal in eine Richtung, hin zu diesem Menschen. Und sie hat mir gleichsam geantwortet. Sie hat meine Blicke sicher gespürt – und gelächelt. Darin lag für mich alles, alles! Wie ein Engel, der aus einer anderen Welt in mein Leben trat.
    Und ab diesem Zeitpunkt muß mir wohl alles andere egal gewesen sein. Und wenn Sie's nicht für übertrieben halten: Ihr erging's nicht viel anders. Sie hat das gleiche empfunden wie ich. Wir waren füreinander bestimmt, davon bin ich überzeugt.»
    Natürlich wußte Konrad, daß sich Dr. Laubmann bisher noch nicht hatte entschließen können, wie er die katholische Priesterlaufbahn zu wählen – noch immer nicht, wie sich einige hochwürdige Herren in schwarzen Anzügen ermahnend auszudrücken pflegten; denn einem katholischen Theologen im Wissenschaftsbetrieb war das Priesteramt förderlich. Philipp Laubmann war ungebunden, freier und damit vielleicht verständnisvoller, hoffte der Professor. «Und wie hat Ihr Freund reagiert?» wollte Laubmann wissen.
    «Er behauptet, ich hätte sie ihm weggenommen – was soll er auch sonst denken; ich kann das verstehen –, obwohl sie wirklich aus freien Stücken zu mir gekommen ist und ebenso aus freien Stücken die Verlobung mit ihm
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