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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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doch Priester?» Laubmann nickte. «Dann müßte er doch Schwierigkeiten bekommen, wenn er, sagen wir mal, ein Verhältnis hätte – oder gehabt hätte?»
    «Vorausgesetzt, man weiß höheren Orts davon. Aber ein Betroffener würde das sicher nicht an die große Glocke hängen; ich zumindest tät's nicht, wenn ich Priester wär.» «Sind Sie's inzwischen nicht geworden?»
    «Dazu konnte ich mich bisher nicht entschließen. – Das ist aber eine sehr persönliche Frage», protestierte Philipp Laubmann. «Haben Sie denn einen Beweis für Ihre Annahme hinsichtlich des Zölibats, außer dem Foto, das Professor Konrad zeigt?»
    «Leider nicht. Und das Foto ist auch nur als Hinweis zu werten, obwohl ich mich frage, wie die Tote in den Besitz dieser Porträtaufnahme gelangt ist. Das ist ja kein beliebiger Zeitungsausschnitt, sondern ein richtiger Abzug. Und Sie werden ja wohl an der Universität trotz ihrer Vorträge und Vorlesungen nicht so weit gehen, Ihre Fanpost mit signierten Fotografien zu beantworten.»
    Philipp mußte schmunzeln: «Leider nicht, Sie sagen es.» «Wir könnten jetzt», fuhr der Kommissar fort, «Fotogeschäfte abklappern und nachfragen, ob sich jemand an den Professor oder eine andere Person als Auftraggeber erinnert, aber was würde das bringen? Da halte ich mich lieber an jemanden, der sich so gut in der Materie auskennt wie Sie.» Laubmann hob abwehrend die Hände. «Um ehrlich zu sein, mich interessiert, wie Sie Ihre Untersuchung des Unfalls im Sinne eines ungeklärten Todesfalls begründen wollen. Den Berichten der Zeitungen nach können Sie allenfalls einen vagen Verdacht haben.»
    «Wenn Sie die Berichte schon zu Rate ziehen, müßte Ihnen eine bestimmte Zeugenaussage aufgefallen sein, in der von einer möglichen zweiten Person die Rede ist. Ob mir das gefällt oder nicht, das scheint mir durchaus ein begründeter Verdacht zu sein.»
    «Jaja, der Schatten und die Dunkelheit; die haben mich auch fasziniert. Aber der Zeuge wirkt furchtbar aufgeblasen. Ich weiß nicht, ob ich ihm an Ihrer Stelle trauen würde», zweifelte Dr. Laubmann. «Mich würde das weiße Kostüm mehr interessieren. Tragen Frauen das in diesem Herbst?» Doch Glaser hielt Modefragen für nebensächlich.
    ­­
    Ernst Lürmann betrat das Zimmer, nachdem ihn Kommissar Glaser über seine Sprechanlage gebeten hatte, an der Besprechung mit Dr. Laubmann teilzunehmen. Kollege Lürmann sei derjenige, welcher die Aussage des Zeugen aufgenommen habe und sie demzufolge am besten wiedergeben könne. Lürmann war der Mitarbeiter des Kriminalhauptkommissars, gut fünfzehn Jahre jünger als dieser und selbst Kriminalkommissar dem Dienstgrad nach. Er war Brillenträger wie Philipp Laubmann, aber erheblich schlanker. Auf den ersten Blick wirkte er sehr korrekt, obwohl seine dunkelbraunen Locken immer ein wenig wirr abstanden.
    Ernst Lürmann hatte, wie gewohnt, wenn er ins Zimmer kam, einen Blick in die Runde geworfen, um die Situation zu erfassen, denn Überraschungen mochte er nicht. Er liebte es, wenn eine Arbeit klar strukturiert ablief und man sich somit ganz auf die Inhalte konzentrieren konnte. Er sammelte Fakten, verfolgte Spuren in Gedanken und mit Hilfe von Notizen. In Diskussionen hingegen sah er häufig eine Ablenkung vom Wesentlichen. Das Protokoll der Zeugenaussage hatte er weisungsgemäß als Akte bei sich. «Sie kennen Herrn Dr. Laubmann?»
    «Er hat Sie bei einem schwierigen Fall unterstützt …?» «Na, sagen wir … beraten», unterbrach ihn der Kommissar, und Philipp Laubmann grinste kopfnickend. «Ich hab sie noch einmal überflogen …», Lürmann blätterte in der mitgebrachten Akte, «… das Protokoll beziehungsweise die Aussage. Die meinen Sie doch?» «Ja, bitte, die Aussage … wie heißt der Zeuge?» «Frantz, Walter, mit t z … also Walter ohne t z … Walter Frantz … Frantz ist nicht der Vorname, sondern Walter.» Ernst Lürmann mußte selber ob der von ihm gestifteten Verwirrung lächeln.
    «Die wichtigste Aussage des Zeugen ist», fing Lürmann erneut an, «sie erscheint mir jedenfalls für uns am wichigsten …»
    «Könnten Sie die Aussage bitte vorlesen!»
    Lürmann blätterte wieder: «‹ Ich sah › – der Zeuge sah –, ‹ ich sah den Schatten einer anderen Person, die die arme Frau meiner Meinung nach gestoßen hat.› Über die unbekannte Person, zu der der Schatten höchstwahrscheinlich gehörte, konnte der Zeuge keinerlei dienliche Angaben machen.» Kommissar Glaser strich sich mit Daumen und
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