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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Anrufbeantworter, dass ich eine Nachricht hatte. Ich breitete mein mitgebrachtes Sushi auf dem Tisch aus, riss eine Dose Diet Coke auf und drückte auf den Knopf.
    Mein Neffe Kit fuhr zusammen mit seinem Vater von Texas nach Vermont. Sie wollten unbedingt wieder einmal etwas gemeinsam unternehmen und kamen deshalb in den Norden, um zu fischen, was man in den Binnengewässern im Frühling eben an den Haken bekommt. Da mein Kater den Platz und die Bequemlichkeit eines Wohnmobils der Effizienz des Fliegens vorzieht, hatten Kit und Howie versprochen, ihn bei mir zu Hause in Charlotte abzuholen und nach Montreal zu bringen. Die Nachricht lautete, dass sie mit Birdie am nächsten Tag ankommen würden.
    Ich tauchte ein Maki-Röllchen in die Soße und steckte es mir in den Mund. Eben griff ich nach einem zweiten, als es an der Tür klingelte. Verwirrt ging ich zum Überwachungsmonitor.
    Der Bildschirm zeigte Andrew Ryan, der in der Eingangshalle an der Wand lehnte. Er trug ausgewaschene Blue Jeans, Laufschuhe und eine Bomberjacke über einem schwarzen T-Shirt. Mit seinen eins fünfundachtzig, den blauen Augen und dem kantigen Gesicht sah er aus wie eine Kreuzung aus Cal Ripkin und Indiana Jones.
    Ich sah aus wie Phyllis Diller vor ihrer Totalrenovierung.
    Toll.
    Mit einem Seufzen öffnete ich die Tür.
    »Hey, Ryan. Was gibt’s?«
    »Ich habe bei dir Licht gesehen und mir gedacht, dass du anscheinend schon zurück bist.«
    Er musterte mich.
    »Harten Tag gehabt?«
    »Ich habe heute nichts anderes getan als Fliegen und Fleisch sortieren«, sagte ich entschuldigend und steckte mir dann die Haare hinter die Ohren. »Kommst du rein?«
    »Kann nicht bleiben.« Ich sah, dass er seinen Piepser und seine Waffe trug. »Wollte nur mal fragen, ob du morgen zum Abendessen schon was geplant hast.«
    »Ich muss morgen den ganzen Tag Bombenopfer sortieren, es kann also sein, dass ich am Abend ein bisschen geschafft bin.«
    »Aber essen musst du trotzdem.«
    »Essen muss ich trotzdem.«
    Er legte mir eine Hand auf die Schulter und zwirbelte mit der anderen eine Strähne meiner Haare.
    »Wenn du müde bist, können wir das Essen ausfallen lassen und uns einfach nur entspannen«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Hmm.«
    »Unseren Horizont erweitern?«
    Er strich mir die Haare zurück und fuhr mir mit den Lippen übers Ohr.
    O ja.
    »Klar doch, Ryan. Ich ziehe meine Reizwäsche an.«
    »Da habe ich nie was dagegen.«
    Ich bedachte ihn mit meinem »Schon gut«-Blick.
    »Lädst du mich zum Chinesen ein?«
    »Chinese ist gut«, sagte er, hob meine Haare an und verdrehte sie oben auf dem Kopf zu einem Knoten. Dann ließ er sie wieder fallen und legte die Arme um mich. Bevor ich etwas sagen konnte, zog er mich an sich und küsste mich. Seine Zunge umspielte die Ränder meiner Lippen und erkundete dann sanft meinen Mund.
    Seine Lippen waren weich, seine Brust drückte sich hart gegen meine. Ich fing an, ihn wegzuschieben, merkte aber, dass ich das eigentlich gar nicht wollte. Mit einem Seufzen entspannte ich mich und schmiegte meinen Körper an seinen. Das Grauen des Tages verschwand, und in diesem Augenblick war ich sicher vor dem Wahnsinn der Bomben und der ermordeten Kinder.
    Nach einer Weile brauchten wir beide Luft.
    »Willst du nicht doch reinkommen?«, fragte ich, trat einen Schritt zurück und hielt die Tür auf. Meine Knie waren weich wie Wackelpudding.
    Ryan sah auf die Uhr.
    »Eine halbe Stunde wird schon nichts ausmachen.«
    In diesem Augenblick ertönte sein Piepser. Er kontrollierte die Nummer auf dem Monitor.
    »Scheiße.«
    Scheiße.
    Er hakte sich den Piepser wieder an den Gürtel.
    »Tut nur Leid«, sagte er mit einem verlegenen Grinsen. »Du weißt, dass ich viel lieber –«
    »Geh schon.« Mit einem Lächeln legte ich ihm die Hände auf die Brust und schob ihn sanft hinaus. »Bis morgen Abend. Halb acht.«
    »Denk an mich«, sagte er, als er sich umdrehte und den Korridor hinunterging.
    Als er verschwunden war, kehrte ich zu meinem Sushi zurück und dachte an nichts anderes als an Andrew Ryan.
    Ryan gehört zur SQ, er ist Detective im Morddezernat, und gelegentlich arbeiten wir gemeinsam an Fällen. Obwohl er mir seit Jahren den Hof machte, hatte ich erst in jüngster Zeit angefangen, ihn auch privat zu treffen. Obwohl einige Selbstüberredung dazu nötig gewesen war, hatte ich mich schließlich seiner Betrachtungsweise angeschlossen. Streng genommen arbeiteten wir nicht zusammen, also traf meine Regel »Keine Affären im Büro«
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