Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
zum Rest unserer Truppe hatte Frank auch bei den Käfer- und Leichenübungen durch erstaunliche Gepflegtheit geglänzt.
    »Kann mich nicht beklagen. Sind Sie noch im Chicagoer Büro?«
    »Bis letztes Jahr. Jetzt bin ich hier, wurde der CIRG zugewiesen.«
    Alle Augen waren auf uns gerichtet, und mir wurde plötzlich der Zustand meiner Kleidung und meiner Frisur bewusst. Frank wandte sich an seine Kollegen.
    »Kennen Sie alle die große Knochendoktorin?«
    Frank stellte uns einander vor, und die am Tisch Sitzenden lächelten und nickten. Einige kannte ich, andere nicht. Ein paar machten Witze über Episoden, in denen ich eine Rolle gespielt hatte.
    Zwei der Anwesenden gehörten nicht zur Akademie. Die volleren Haare, die ich bemerkt hatte, gehörten Kate Brophy, der Leiterin des Intelligence Unit, der nachrichtendienstlichen Abteilung des State Bureau of Investition von North Carolina. Kate war die Expertin des SBI für Outlaw-Motorradbanden, solange ich zurückdenken konnte. Wir hatten uns Anfang der Achtziger kennen gelernt, als die Outlaws und die Hells Angels in den Carolinas Krieg führten. Ich hatte damals zwei der Opfer identifiziert.
    Am anderen Ende des Tisches tippte eine junge Frau auf einem Gerät, das aussah wie eine Stenografiermaschine. Neben ihr saß Martin Quickwater hinter einem Laptop. Er hatte ein breites Gesicht mit hohen Wangenknochen und Brauen, die sich an den Enden nach oben bogen. Seine Haut hatte die Farbe gebrannten Tons.
    »Ich bin mir sicher, dass ihr zwei Ausländer euch kennt.«
    »Nein, wir kennen uns nicht«, sagte ich. »Aber das ist der Grund, warum ich hier bin. Ich muss mit Constable Quickwater sprechen.«
    Quickwater gewährte mir ungefähr fünf Sekunden Aufmerksamkeit, dann wandte er den Blick wieder dem Computermonitor zu.
    »Gutes Timing. Wir wollten gerade eine Pause machen.« Frank sah auf die Uhr und ging dann zum Projektor, um ihn auszuschalten. »Besorgen wir uns eine Dosis Koffein. Um halb vier treffen wir uns wieder.«
    Während die Beamten an mir vorbeigingen, legte einer der NCAVC-Männer mit übertriebener Geste die Finger zu einem Rechteck zusammen und spähte hindurch, als würde er mich durch einen Sucher fixieren. Wir waren seit einem Jahrzehnt Freunde, und ich wusste, was jetzt kommen würde.
    »Tolle Frisur, Brennan. Ein Sonderangebot von deinem Gärtner? Hecke und Haare schneiden für einen Preis?«
    »Einige von uns machen eben richtige Arbeit.«
    Er ging lachend davon.
    Als nur noch Quickwater und ich übrig waren, setzte ich an zu einer ausführlicheren Vorstellung.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Quickwater auf Englisch mit weichem Akzent.
    Seine Schroffheit überraschte mich, und ich musste mich zurückhalten, um nicht ebenso barsch zu antworten. Vielleicht reagierte ich einfach nur empfindlich, weil ich verschwitzt und ungekämmt war.
    Als ich erklärte, dass LaManche versucht hatte, ihn zu erreichen, zog Quickwater seinen Piepser vom Gürtel, sah auf den Monitor und schlug das Gerät dann gegen seine flache Hand. Seufzend und kopfschüttelnd klemmte er es sich wieder an den Gürtel.
    »Die Batterien«, sagte er.
    Der Constable sah mich eindringlich an, während ich wiederholte, was LaManche mir gesagt hatte. Seine Augen waren so tief braun, dass die Grenze zwischen Pupille und Iris nicht zu erkennen war. Als ich geendet hatte, nickte er, drehte sich um und verließ den Raum.
    Ich stand noch einen Augenblick da und wunderte mich über das merkwürdige Verhalten des Mannes. Wunderbar. Ich hatte nicht nur zwei atomisierte Biker, die ich wieder zusammensetzen musste, jetzt hatte ich auch noch Constable Charme als Partner.
    Ich nahm meinen Rucksack und kehrte in den Wald zurück.
    Kein Problem, Mr. Quickwater. Ich habe schon härtere Nüsse geknackt als Sie.

3
    Der Flug nach Montreal war ereignislos bis auf die Tatsache, dass Martin Quickwater mich ostentativ schnitt. Obwohl wir in derselben Maschine saßen, redete er nicht mit mir und setzte sich auch nicht auf einen der leeren Plätze in meiner Reihe. Wir nickten uns in Washington-Reagan zu und dann noch einmal, als wir in Montreal-Dorval in der Schlange vor der Zollabfertigung standen. Seine kühle Art war mir recht angenehm. Ich wollte mit dem Mann eigentlich nichts zu tun haben.
    Ich fuhr mit dem Taxi zu meiner Eigentumswohnung im Stadtzentrum, stellte mein Gepäck ab und wärmte mir in der Mikrowelle einen tiefgefrorenen Burrito auf. Mein alter Mazda sprang beim dritten Versuch an, und ich fuhr in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher