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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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den Spieltisch. In den Schankraum dahinter konnte man nun nicht mehr blicken.
    Die Anspannung der Männer war so groß, dass sie nur noch ihre Karten und die Hände und Gesichter der Mitspieler fixierten. Auch Lassiter hatte Mühe, seinen Atem zu zügeln. Sein Herz klopfte ihm in den Schläfen.
    Aus den Augenwinkeln, während er die zweitausend Dollar, die Colesville vorlegte, zum Dealer schob, entdeckte er auch Wilbur J. Lewellyn in vorderster Reihe. Rebecca sah er nirgends.
    Erst als die Anspannung sich für einen Augenblick legte, weil Turner ausgiebig darüber nachdachte, ob er aussteigen sollte oder nicht, rückte ihm das Fehlen der Geliebten tiefer ins Bewusstsein. Hätte sie nicht eigentlich in vorderster Reihe stehen müssen?
    Turner stieg aus. Man hätte meinen können, er würde gleich zu weinen beginnen. Tat er aber nicht. Der Texaner schob seine letzten Dollars in den Pott und sagte: »Ich will sehen.«
    »Aber ich nicht«, erklärte Colesville und zählte die nächsten fünfhundert Dollar ab.
    »Verflucht, Bursche!« Der Texaner stemmte die Fäuste auf den Tisch und fixierte den jungen Profi, wie ein Wachhund den Hühnerdieb. »Zum Sehen, habe ich gesagt!« An seiner Schläfe schwollen die Zornesadern.
    »Täusche ich mich, oder bin ich vorn?« Colesville suchte Blickkontakt zum Dealer und lächelte wie ein höflicher Haifisch.
    »Korrekt, Sir.« O’Rourke spähte hektisch von einem zum anderen, kleine Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. »Sie sind vorn.«
    »Danke, Sir. Ich erhöhe also um fünfhundert …, nein: um tausend Dollar!«
    Und dann explodierte der Senator aus Texas.
    ***
    Die Dunkelheit lichtete sich, ein Gesicht schwebte über ihr. Es war das Gesicht des Sheriffs.
    Verwirrung ergriff sie – der Sheriff schlug sie? Wie konnte das sein? Der Sheriff hütete doch das Gesetz der Vereinigten Staaten!
    Jetzt sah sie ihn klarer. Es war Harrison, ohne Zweifel. Sie hob den Kopf ein wenig, der Nacken tat ihr weh. Ihr Blick fiel auf seine rechte Faust.
    Etwas ragte aus ihr heraus, etwas Langes, etwas, das glänzte.
    Ein Messer!
    Siedend heiß durchfuhr es sie. Der Sheriff hielt ein Messer in der Faust!
    Panische Angst fegte jeden vernünftigen Gedanken aus Rebekkas Hirn. Sie wälzte sich zur Seite, kam mit dem Kopf auf ihre Handtasche zu liegen. Mit der Rechten fuhr sie in die Tasche hinein, ertastete Papiere, Kuverts, Lippenstift, Geldbörse und eine Pistole.
    Über ihr richtete sich der Sheriff auf, und plötzlich fuhr ihr ein scharfer Schmerz zwischen die Schulterblätter. Sie schrie, sie warf sich herum, sie richtete die Pistole auf den breiten Brustkorb des Sheriffs.
    Der hob schon wieder die Hand mit dem Messer, ein stechender Schmerz brannte auf einmal an ihrer Kehle. Sie drückte ab.
    Der Schuss explodierte, und der Lärm, den er machte, schien die ganze Welt auszufüllen. Für immer.
    ***
    Der Texaner packte sein Whiskyglas und schleuderte es quer über den Tisch. Weil Colesville im letzten Moment auswich, flog das Glas in die Menge hinter ihm.
    »Du spielst doch falsch, du verfluchter Wichser!« Der Senator brüllte. »Weißt du überhaupt, was es heißt, ehrlich zu kämpfen?« Von einem Augenblick auf den anderen hatte er sich von einem Politiker, der über Gesetze abstimmt, in einen Texasranger verwandelt, der eine Horde Comanchen angriff.
    Der Salooner aus Arlington war aufgesprungen, um ihn zu bändigen. Einige Zuschauer halfen ihm. Der Texaner schlug mit den Fäusten nach rechts und links – wer auch immer ihn festzuhalten versucht hatte, lag jetzt stöhnend am Boden.
    Der Texaner aber langte nach seinem Gewehr und legte auf den jungen Kartenhai an. Schreie wurden laut, in Panik stoben die Menschen auseinander. Wer nicht unter die Stiefelsohlen der anderen geriet, flüchtete aus dem Spielzimmer.
    Lassiter ließ sein Fullhouse fallen, packte die Tischkante und rammte den Spieltisch mit aller Kraft gegen die Schenkel des Texaners. Der schlug vorn über in Münzen, Banknoten und Karten auf.
    Lassiter warf sich auf den Tisch, packte das Gewehr des Senators und schlug dem Rasenden den Kolben erst gegen die Schläfe und dann in den Nacken.
    In diesem Augenblick krachte irgendwo ein Schuss. Viele warfen sich auf den Boden, andere erstarrten. Auch Lassiter.
    Plötzlich sah er zwanzig Meter weiter Holly Good und Wilbur J. Lewellyn an der Theke vorbei Richtung Hinterzimmer laufen. Irgendwo dort musste auch das Office des Turnierveranstalters liegen.
    Schlimme Bilder schossen Lassiter
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