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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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Aufwärtsbewegung die Sehne gespannt. Der Pfeil zischte auf den Revolvermann zu, der einen Schritt nach vorn gestolpert war, und traf ihn in die linke Brust. Der harte Aufprall richtete ihn wieder auf. In seinem rechten Arm war plötzlich keine Kraft mehr. Der Revolver glitt ihm aus der Hand und fiel ins Gras. Er schwankte, aber er fiel noch nicht. Sein weißes Haar begann sich rot zu färben vom Blut aus den Wunden, die die Krallen des Adlers gerissen hatten. Er hatte die blassen Augen weit aufgerissen, aber er starrte nicht die Arapaho-Squaw an, die ihm den Pfeil in die Brust geschossen hatte, sondern an ihr vorbei.
    White Feathers Kopf ruckte herum.
    Sie sah, wie sich Wanbli auf dem bemalten Büffelfell niederließ, in das der leblose Körper ihres Bruders gewickelt war. Die Schwingen hatte er ausgebreitet. Sein schriller Schrei hörte sich an, als würde Triumph darin mitschwingen.
    Sie hörte, wie der Körper des Revolvermannes dumpf ins Gras schlug, aber sie drehte sich nicht zu ihm um. Ihr Blick war fest auf den Adler gerichtet, und eine heiße Welle schlug in ihr hoch, als sie die Federn an seinen Schwingen genauer betrachtete. Instinktiv griff sie nach der Feder in ihrem Haar und löste sie. Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Zeichnung ihrer weißen Feder mit den an den Spitzen vom Grau ins Schwarze übergehenden Farben war identisch mit der der Adlerschwingen. Sie glaubte, dass sie den Adler vor sich sah, aus dessen Horst Lightning Arrow ihre Feder geholt hatte und der den Geist Lightning Arrows in sich trug.
    »Danke, Bruder«, hauchte sie und befestigte die Feder wieder in ihrem Haar.
    Der Adler schrie, bewegte die Schwingen und erhob sich von dem Totenbündel. Flach über den leblosen Revolvermann hinwegschwebend stieg er nach wenigen Yards steil in den Himmel, zog noch schreiend ein paar Kreise und war wenig später hinter den Kronen hoher Tannen verschwunden.
    White Feather wusste nicht, wie lange sie wie leblos dagestanden hatte, immer noch den Bogen in der linken Hand. Erst als sie die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne auf ihren nackten Brüsten spürte, ging ein Schauer durch ihren Körper und sie fand wieder zu sich.
    Sie ließ den Bogen fallen und bückte sich nach ihrem Hemd, das sie rasch über ihre Schultern streifte. Sie fand auch das Lederband im Gras, das sie wieder durch die Schlaufen zog und das Lederhemd damit schloss.
    Ihr Blick fiel auf den Revolvermann. Er lag mit dem Rücken im Gras. Seine blassen Augen waren weit aufgerissen, der leere Blick starr in den Himmel gerichtet. Aus seiner linken Brust ragte der Pfeil, der ihn getötet hatte. Sie wagte nicht, den Mann zu berühren. Der Gedanke, was er ihr angetan hätte, wäre Wanbli nicht erschienen, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Abrupt wandte sie sich von dem Toten ab, hob den Bogen auf und hängte ihn wieder an den Pfosten. Sie sah, dass ihre Appaloosa-Stute aufmerksam zu ihr herüber schaute, und rief sie mit einem Pfiff herbei. Als das Tier bei ihr war, hatte sie bereits den Köcher, in dem sich jetzt nur noch zehn Pfeile befanden, angehoben und schwang sich mit ihm auf den sattellosen Rücken der Stute. Sie lenkte das Tier dicht ans Gerüst heran und legte den Köcher zurück auf den Toten. Ihre Hand glitt noch einmal mit einer zärtlichen Geste über das bemalte Büffelfell, dann wandte sie sich ab und ritt zu dem grauen Tier des toten Revolvermanns hinüber, das reglos auf dem Fleck stand. Sie beugte sich hinab und nahm die Zügel des Grauen auf, die sie ums Sattelhorn band. Dann gab sie dem Tier einen klatschenden Schlag auf die Hinterhand und jagte es davon.
    Ihr Blick richtete sich auf den Revolver im Gras, den der Albino hatte fallen lassen. Sie würde ihn ebenso liegen lassen wie den Leichnam, um den sich die Coyoten und Bussarde streiten würden, wenn er nicht bald gefunden wurde.
    Nach einem letzten Blick auf das Gerüst zog sie die Appaloosa-Stute herum. Sie wusste, dass die Abdrücke der unbeschlagenen Hufe bald nicht mehr im Gras zu sehen sein würden, doch selbst wenn, würde es nichts bedeuten, denn jeder wusste, dass White Feather mit ihrer Stute die Begräbnisstätte ihres Bruders immer wieder aufsuchte.
    Sie ritt einen Bogen nach Norden, um den Weg an Fort Washakie vorbei zu ihrem Dorf zu nehmen. Sie wusste, dass ihr Vater Black Wolf sich Sorgen um sie machte, seit der tote Cowboy mit Lightning Arrows Pfeil im Herzen in der Nähe des Totengerüsts aufgefunden worden war. Er hatte sie gebeten, in
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