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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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hergerichtet war. Die Waschschüssel auf der Anrichte war mit Wasser gefüllt.
    Lassiter betrachtete den Sergeant Major. Er sah gut aus. Das letzte Mal hatte er ihn nicht weit von hier entfernt in Montana gesehen. Dort war er in Camp Howard stationiert gewesen. Sie hatten zusammen eine Banditenbande bekämpft und waren dabei zu so etwas wie Freunde geworden. Davor hatte McCluskey ihn gehasst. Es war schon ein paar Jahre her, seit sie sich das erste Mal in Fort Kearny in Nebraska begegnet waren. Von dort her rührte auch der unbändige Hass, den McCluskey für den großen Mann empfunden hatte. Lassiter hatte damals nicht gewusst, dass die kleine Schwarzhaarige aus dem Sutlerstore, die sich nachts zu ihm ins Zimmer geschlichen hatte, McCluskeys Frau war. Der Sergeant war damals in seiner Freizeit meistens stinkbesoffen gewesen, und wenn seine Frau es ihm nicht selbst gesteckt hätte, dass sie es mit dem großen Mann getrieben und dass sie dabei viel mehr Spaß als mit ihm gehabt hatte, wäre Sergeant McCluskeys Leben wahrscheinlich in ruhigeren Bahnen verlaufen. So hatte ihn seitdem der Hass auf Lassiter aufgefressen, zumal seine Frau ihn wenig später verlassen hatte und auf Nimmerwiedersehen verschwunden war. Irgendwann hatte er dann von ihrem Tod erfahren. In Camp Howard hatte er sich noch an dem großen Mann rächen wollen, doch ihr gemeinsamer Kampf, bei dem sie sich gegenseitig das Leben gerettet hatten, hatte sie zu Freunden werden lassen.
    McCluskey blieb bei ihm, während er sich Gesicht und Hände wusch und sich den Staub der Reise aus der Kleidung schlug.
    »Hast du die Kleine vom Colonel vernascht?«, fragte der Schotte mit schief gelegtem Kopf.
    »Verbreite bloß keine Gerüchte im Fort, Pat«, knurrte Lassiter. »Dafür werden schon die drei Ladys sorgen, die mit uns in der Kutsche saßen.«
    McCluskey grinste. »Vom Colonel hast du nichts zu befürchten. Der lässt seinem Augenstern alles durchgehen. Er wird nur fuchsteufelswild, wenn jemand ihr was antut.« Sein Grinsen wurde noch breiter. »Wenn du ihr versprochen hast, sie zu heiraten, wird dich der Colonel vor ein Erschießungskommando stellen, wenn du dich weigerst.«
    »Ich hab ihr nichts getan und auch nichts versprochen.«
    »Wer’s glaubt«, murmelte der Rotschopf und sagte dann: »Bereit zum Abmarsch, Sir?«
    »Bereit, Sergeant Major«, sagte Lassiter und trat durch die Tür, die der Schotte für ihn aufhielt, hinaus auf den weiten Paradehof. Er sah jetzt überall Indianer. Offenbar hatte die Ankunft der Kutsche sie angelockt. Sie starrten zu ihnen herüber, und er hatte den Eindruck, dass sie ihn als eine Art Unheil betrachteten, der in ihre Northern Arapaho Reservation gekommen war …
    ***
    White Feather hatte die Zügel ihrer Appaloosa-Stute hinter der lang gestreckten Baracke des Pferdestalls um einen Haltebalken geschlungen und war am großen Storehouse vorbei in die Gasse zwischen der Metzgerei und dem zweiten Storehouse bis zur nördlichen Ecke der Kommandantur gelaufen. Von dort aus beobachtete sie die Ankunft der Kutsche. Sie hatte es gerade noch geschafft, vor ihr da zu sein.
    Im aufquellenden Staub sah sie einen der Soldaten zur anderen Seite vom Bock springen und hörte ihn etwas zu einem Mann sagen, der die Kutsche verlassen hatte. Auch die Tür zu ihrer Seite wurde nun geöffnet. Drei Frauen stiegen aus und sahen sich um, als würden sie jemanden erwarten.
    Die Tür der Kommandantur flog auf. Sergeant Major Patrick McCluskey trat heraus und hielt Lieutenant Colonel Keaton die Tür auf. Der Colonel trat heraus. Über sein rötliches, freundliches Gesicht ging ein Strahlen, als er das junge Mädchen sah, das als Letzte die Kutsche verließ, einen leisen Schrei ausstieß und mit ein paar Schritten am Vorbau war und dem Colonel um den Hals flog.
    White Feather atmete schneller. Sie hätte Molly Keaton nicht erkannt, wenn sie nicht gewusst hätte, dass der Colonel seine Tochter erwartete, die ihr Leben in den letzten Jahren bei seiner Schwester in Ohio verbracht hatte.
    »Molly«, flüsterte sie und sah wieder das Mädchen mit den langen, dicken brünetten Zöpfen vor sich, um die sie Molly immer beneidet hatte. Fast vierzehn Jahre war es her, seit sie in den vier Wochen, in denen ihr Vater Black Wolf für die Stämme der Northern Arapahos an den Friedensverhandlungen mit den Weißen in Fort Laramie teilgenommen hatte, Freundinnen geworden waren. Ob Molly sich auch noch an mich erinnern wird?, dachte sie. Sie bezweifelte es, denn
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