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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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Offiziere, die in ihnen Menschen zweiter Klasse sahen.
    Sie wollte sich schon vom Fenster abwenden, als sie den huschenden Schatten hinter dem Guardhouse wahrnahm. Einen Moment dachte sie, dass es der Soldat war, der dort Wache schob und hinter dem Guardhouse pinkelte, doch dann glitt der Schatten weiter, erreichte das Haus der Adjutanten und blieb in seinem Nachtschatten hocken. Sie wusste plötzlich, dass es Molly war. Die Gestalt in dem Umhang mit der über den Kopf gezogenen Kapuze war für einen Mann zu zierlich. Sie wollte schon zur Tür eilen, als sie sah, dass Molly aufschnellte und zu der Baracke hinüberlief, in dem der große Fremde Quartier bezogen hatte. Dann war Molly aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Sie lief zur Tür und huschte aus der Hütte. Um nicht vom großen Hof aus, auf dem sich immer noch Soldaten bewegten, gesehen zu werden, glitt sie um die Ecke und lief an der Rückseite des Agenturhauses auf die Hütte zu, in der der Fremde Quartier bezogen hatte.
    Dann sah sie Molly. Sie kauerte unter einem Fenster. Ihre erhobene Faust klopfte gegen die Scheibe. In der Hütte blieb es dunkel. Molly wunderte sich nicht, denn der große Fremde hatte ja sein Quartier verlassen und war mit Sergeant Major McCluskey zum Storehouse gegangen.
    »Molly?«, rief White Feather leise.
    Sie sah, wie der zierliche Schatten herumwirbelte, und trat hinter der Agenturhütte hervor in den Lichtschein der Sturmlaternen, der von der Veranda der Kommandantur bis hierher herüber reichte.
    Molly Keaton richtete sich auf. Sie musste gehört haben, dass es eine Frauenstimme war, die sie angesprochen hatte. Sie streifte die Kapuze von ihrem Kopf, kam langsam auf White Feather zu und blieb einen Schritt vor ihr stehen.
    Ihre großen braunen Augen wurden plötzlich noch größer.
    »Lenny?«, flüsterte sie.
    White Feathers Herz machte einen Sprung. Sie hat mich gleich erkannt!, dachte sie beglückt. Damals hatte ihr der Missionar in der Sonntagsschule den Namen Magdalena gegeben, der Molly zu lang gewesen war, sodass sie sie immer Lenny genannt hatte.
    Im nächsten Moment war Molly schon bei ihr und umfasste ihre Schultern, dass es ihr fast weh tat.
    Sie schauten sich in die Augen. Mollys waren plötzlich nass von Tränen und sie flüsterte: »Mein Gott, Lenny, ich hab mir so oft gewünscht, dass ich dich irgendwann mal wiedersehe. Und nun …« Die Stimme versagte ihr.
    Sie umarmten sich, krallten sich förmlich aneinander fest und blieben sekundenlang mit stark klopfendem Herzen bewegungslos stehen.
    Dann löste sie sich voneinander, und White Feather fasste nach Mollys Arm.
    »Komm mit mir zu Washakies Hütte«, flüsterte sie, »dort können wir ungestört miteinander reden.«
    Sie sah, wie Mollys Gesicht zu der Hütte hinter ihr herumruckte, und sagte schnell: »Der große Mann ist nicht da. Er ist mit Sergeant McCluskey zum Storehouse gegangen.«
    Molly schien überrascht, dann ließ sie sich von White Feather hinter das Agenturhaus bis zu Washakies Hütte ziehen, in der sie wie Schatten verschwanden.
    Drinnen zündete White Feather den Docht einer Kerosinlampe an.
    Molly hatte schon ihren Kapuzenumhang von den Schultern gleiten lassen. Sie trug darunter nur ein langes Nachthemd, dessen Stoff seidig schimmerte, und White Feather wurde klar, was Molly bei dem großen Mann gewollt hatte.
    Auch sie legte den Marderfellmantel ab. Sie fassten sich wieder gegenseitig an und betrachteten sich atemlos. Dann lachten sie leise, warfen sich wieder in die Arme und küssten ihre Gesichter.
    Minuten lang brachte keine von ihnen ein Wort hervor, bis White Feather Molly schließlich zu dem kleinen Kamin führte, in dem noch etwas Glut war, wo sie sich niederließen. Während White Feather etwas Holz nachlegte, sodass bald wieder Flammen hochzüngelten, fragte sie: »Ist der große Fremde dein Mann, Molly?«
    Molly lachte glucksend. »Nein, Lenny, aber ich habe schöne Stunden mit ihm verbracht.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Ich hab gehört, was Lieutenant Boyle Lassiter im Büro meines Vaters über den Tod eines Arapaho-Kriegers namens Lightning Arrow berichtete. Er sprach von Black Wolfs Sohn. Also war Lightning Arrow dein Bruder. Damals in Fort Laramie hieß er noch nicht so.«
    White Feather nickte. »Er erhielt seinen Namen, nachdem er der beste Bogenschütze unseres Stammes geworden war«, sagte White Feather leise. »Auch ich habe meinen Namen erst später erhalten. Ich heiße White Feather …«
    Sie berichtete Molly von ihrer
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