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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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Namensgebung, dann tauschten sie Erinnerungen von früher aus, und White Feather traten Tränen in die Augen, weil Molly sich noch genauso gut an alles erinnerte wie sie selbst.
    Dann wurde ihr Gespräch ernster, und Molly wollte ganz genau wissen, wie sich die ganze Auseinandersetzung zwischen den Arapahos und der Fremont Ranch aus der Sicht der Arapahos anhörte.
    Sie merkten nicht, wie die Zeit verging.
    Als Molly einmal zum Fenster ging, sah sie, dass die Sturmlaternen vor der Kommandantur erloschen waren. Das bedeutete, dass Mitternacht schon vorbei war. Sie überlegte nur einen kurzen Moment, ob sie noch mal an Lassiters Fenster klopfen sollte, entschied sich aber dagegen.
    Die jungen Frauen umarmten sich noch einmal fest, und Molly versprach White Feather, mit dem großen Mann zu reden und ihn davon zu überzeugen, dass alles Böse von der rothaarigen Frau ausging, die das Erbe von Big Jim Fremont angetreten hatte und die nach Ansicht aller Arapahos auch für seinen Tod verantwortlich war.
    Als Molly verschwunden war, verließ auch White Feather Washakies Hütte. Sie schaffte es, ihre Appaloosa-Stute unbemerkt aus dem Corral hinter dem lang gestreckten Stallgebäude zu holen, und ritt hinüber zu ihrem Dorf, das fünf Meilen vom Fort entfernt lag.
    ***
    Die kühle Morgenluft wehte ihnen den letzten dumpfen Druck aus den Schädeln. Der wolkenlose Himmel hatte noch den rötlichen Schimmer der aufgehenden Sonne. Vor ihnen stiegen die mit Tannen bewachsenen Hügel zur Wind River Range auf, deren Gipfel noch mächtige Schneekappen trugen.
    Lassiter ritt einen großrahmigen Apfelschimmel, der dem verstorbenen Agenten der Reservation gehört hatte und Eigentum des BIA war. Der Wallach war das beste Tier in den Stallungen des Forts, hatte ihm Pat McCluskey versichert, dem man nicht ansah, dass er mindestens doppelt so viel getrunken hatte wie Lassiter.
    Der große Mann wusste inzwischen besser über die Verhältnisse im Wind-River-Gebiet Bescheid. McCluskey hatte ihm eine Menge über Big Jim Fremont berichtet. Der Rancher war ein Freund der Arapahos gewesen. Er hatte die jungen Krieger auf seiner Ranch beschäftigt, sie bezahlt wie seine anderen Cowboys und ihnen geholfen, eine eigene kleine Herde aufzubauen, die ihr Überleben in den Wintern garantierte, seit es die Büffel nicht mehr gab.
    Doch vor einem halben Jahr hatte Big Jim wieder geheiratet. Sheeree war mit ihren fünfundzwanzig Jahren dreißig Jahre jünger als der Rancher. Sie waren fünf Monate verheiratet gewesen, als Big Jim in den Bergen mit seinem Pferd über eine Klippe gestürzt war. Colonel Keaton hatte die Sache persönlich untersucht. Außer den Verletzungen, die durch den Sturz entstanden waren, und dem Genickbruch hatte man keine Stich- oder Schusswunde gefunden, sodass alle von einem Unfall ausgehen mussten, obwohl es für die meisten unvorstellbar war, dass einem erfahrenen Reiter wie Big Jim so etwas passieren konnte.
    »Es gab sicherlich Gerüchte«, hatte Lassiter gesagt.
    »Klar, aber die legten sich bald, denn es gab nicht den geringsten Beweis für einen Mord.«
    Am Gesichtsausdruck des Sergeant Majors hatte Lassiter erkannt, dass noch etwas folgen würde.
    »Aber inzwischen denkt man anders?«, hatte er gefragt.
    McCluskey hatte einen Moment gezögert und schließlich genickt. »Aber es sind nur Gerüchte. Genährt wurden sie dadurch, was sich auf der Ranch tat. Mrs. Fremont stellte einen neuen Vormann ein. Mike Stone musste die Ranch verlassen. Der Alte hatte Glück, dass Big Jim für ihn vorgesorgt und ihm ein Stück Land am Boulder Creek mit einer kleinen Herde überschrieben hatte. Der neue Vormann hat sofort neue Leute eingestellt und die Arapahos weggeschickt. Er wollte den Arapahos auch die Rinder, eine Mischung von schwarz-weißen Herefords und texanischen Longhorns, wegnehmen, doch das hat der Colonel verhindert, der Washakie glaubt. Der alte Häuptling hatte ihm nämlich gesagt, dass er persönlich den Vertrag gesehen hätte, den Big Jim mit Black Wolf abgeschlossen hatte.«
    Lassiter war seitdem in Gedanken versunken geritten. Solche Geschichten hatte er schon häufiger erlebt. Eine junge Frau und ein alter reicher Mann, der die Heirat nicht lange überlebte. Klar, dass da Gerüchte entstanden.
    Er dachte auch an Lightning Arrow, Black Wolfs Sohn, der mit einer Kugel aus einem weit tragenden Gewehr erschossen worden war. Für jeden Mann im Reservat, ob Soldat oder Indianer, war es klar, dass die Fremont Ranch dahintersteckte.
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