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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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ihr vorbei und trat an das Gerüst heran. Er musste springen, um an den Köcher zu gelangen, und riss ihm herab, sodass er neben seinen Stiefeln zu Boden fiel.
    White Feather hatte sich nicht bewegt. Die Gedanken wirbelten hinter ihrer Stirn. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihre Worte ernst nehmen würde. Sie glaubte, dass sie den Albino richtig einschätzte. Er war der gefährlichste Mann, dem sie je begegnet war. Niemals konnte es ihr gelingen, ihn mit einem Pfeil zu treffen. Er würde mit seinem Revolver immer schneller sein als sie.
    Panik wollte in ihr aufsteigen, doch dann war wieder die Gewissheit in ihr, dass dies nicht der Zeitpunkt und der Ort waren, an dem sie ihren Weg nach Wanagi Yata, dem Sammelplatz der Seelen, antreten würde.
    Sie wandte sich mit ruhigen Bewegungen um, griff nach dem schweren Kriegsbogen und löste ihn vom Pfosten. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, dass seine Hand dicht über dem Griff seines Revolvers schwebte. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Er wich jetzt vom Gerüst zurück und blieb erst nach fünf Schritten stehen.
    »Ich lasse dich den Pfeil auf die Sehne legen, Püppchen«, sagte er. »Aber wenn du es nicht schaffst, mich zu treffen, wirst du mir zu Willen sein, ohne dass du dich wehrst. Versprichst du mir das?«
    Sie gab ihm keine Antwort und setzte sich in Bewegung, um zu dem im Gras liegenden Köcher zu gehen. Sie sah seine Bewegung aus den Augenwinkeln und erschrak heftig, als die das Krachen seines Revolvers vernahm. Die Kugel spritzte nur einen Fingerbreit vor ihren Mokassins Erde aus der Grasnarbe. Sie blieb stehen und starrte ihn an. Ihr entsetzter Blick ließ ihn wieder grinsen. Mit kaum zu verfolgenden Bewegungen wirbelte er den Revolver um den Finger und nur Sekundenbruchteile später steckte die Waffe wieder im Holster.
    Er nickte. »Nun kannst du dir einen Pfeil aus dem Köcher ziehen, Püppchen. Willst du es tatsächlich immer noch versuchen?«
    Sie antwortete ihm nicht. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, bückte sie sich nach dem Köcher, zog einen der elf Pfeile hervor, richtete sich wieder auf und wandte sich dem Revolvermann zu, in der linken Hand den schweren Bogen, in der rechten den Pfeil mit der Obsidianspitze.
    Er grinste, als er sah, dass sie zögerte und für einen Moment die Augen schloss, bevor sie fragte: »Nennst du mir deinen Namen und sagst du mir, weshalb du hier bist?«
    Er lachte, und es hörte sich an wie das Keckern einer Elster.
    »Das weißt du doch, Püppchen. Mrs. Fremont möchte wissen, wer ihren Cowboy ermordet hat. Da sie keinen Ärger mit der Armee haben will, hat sie mich gebeten, die Sache für sie zu erledigen. Wenn wir miteinander fertig sind, werde ich wissen, wo ich den Mörder zu suchen habe, und ihn mir holen.«
    »Wie heißt du, bleicher Mann?«, fragte sie kehlig und versuchte, die in ihr aufsteigende Erregung vor ihm zu verbergen. Ihr Blick war nur für einen Lidschlag an ihm vorbei gegangen und hatte den kleinen schwarzen Fleck am hellblauen Mittagshimmel gesehen, der rasch größer wurde.
    Sie wusste, dass es Wanbli, der Adler, war. War es der große Geist selbst oder der Geist ihres Bruders Lightning Arrow? Kam er, um ihr zur Seite zu stehen und ihr das Furchtbare zu ersparen, das ihr von dem bleichen Mann drohte?
    »Mein Name ist Kyle Murphy, Püppchen«, sagte der Revolvermann. »Wenn du eine Weiße wärst, würdest du ihn kennen, denn ich bin ein berühmter Mann …« Er sprach nicht weiter und zog die weißen Augenbrauen ein wenig zusammen. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
    Habe ich mich verraten?, fragte sie sich. Sie musste etwas tun, um sein Misstrauen abzulenken, und führte den Pfeil zur Sehne des in ihrer herabhängenden Linken liegenden Bogens.
    »Du willst es tatsächlich versuchen?«, flüsterte er. »Du könntest sterben, Püppchen.«
    Wanbli war aus der Höhe herabgestoßen. Ohne die Schwingen zu bewegen, die er an den Körper gezogen hatte, jagte er pfeilschnell heran. White Feather hörte das schnell lauter werdende Geräusch des Windzugs, das der große Vogel verursachte. Auch der Revolvermann vernahm es. In seinen hellen Augen blitzte es auf. Seine Hand zuckte zum Revolver hinab und zauberte ihn aus dem Holster.
    In diesem Moment war Wanbli über ihm. Die vorgestreckten Krallen fuhren ihm durchs weiße Haar und stießen ihn nach vorn. Er drückte den Revolver ab, doch die Kugel fauchte an White Feather vorbei.
    Sie hatte den Bogen hochgerissen und in der
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