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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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grauen Wallach die Hacken in die Weichen gestoßen und ihn zwischen die beiden Männer getrieben.
    »Bisher haben die Arapahos verlaufene Rinder der Fremont Ranch immer zurückgebracht«, hatte er gesagt und dann hinzugefügt, den Blick auf Mrs. Sheeree Fremont gerichtet: »Arapahos stehen zu ihrem Wort.«
    Die junge Rancherin hatte ihr Pferd wütend herumgerissen und war davongeritten. Ihre Cowboys folgten ihr, nur der Vormann blieb noch auf seinem nervös tänzelnden Rappen zurück.
    »Damit ist die Sache noch nicht erledigt, Colonel«, hatte er kehlig gesagt. »Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Sie die Dinge schleifen lassen. Wenn Sie den Mörder nicht überführen können, werde ich es tun.« Er hatte die Antwort des Colonels nicht abgewartet und war den anderen gefolgt.
    White Feather hatte in den folgenden Tagen die Unruhe gespürt, die unter den Arapahos und auch Shoshonen, mit denen sie zusammen im Wind-River-Gebiet lebten, herrschte. Die Tatsache, dass der Cowboy der Fremont Ranch mit einem Pfeil des toten Lightning Arrow getötet worden war, ließ viele ihrer Stammesbrüder tatsächlich glauben, dass Lightning Arrows Geist für den Tod des Mannes verantwortlich war, weil er sich in seiner Totenruhe gestört gefühlt hatte.
    Nicht der Hauch eines Verdachts fiel auf sie, obwohl jeder wusste, dass sie die Begräbnisstätte ihres Bruders in regelmäßigen Abständen aufsuchte. Aber wer traute schon einem zierlichen Mädchen zu, mit dieser tödlichen Präzision einen Pfeil von einem schweren Kriegsbogen abzufeuern?
    Sie war einen Bogen geritten, um auf den Hügelkamm zu gelangen, von dem aus sie sowohl das Totengerüst als auch die Senke sehen konnte, durch die der Cowboy die kleine Herde getrieben hatte.
    Sie verspürte kein Schuldgefühl, als sie an den Mann dachte, der durch ihren Pfeil gestorben war. Er hatte sie mit dem Lasso einfangen wollen wie ein ungebrändetes Kalb, und sie brauchte nicht viel Fantasie, um zu wissen, was er mit ihr angestellt hätte, wäre es ihm gelungen.
    Die Senke lag leer vor ihr. Das von der Herde niedergetrampelte Gras hatte sich längst wieder aufgerichtet, sodass von den Hufspuren nichts mehr zu erkennen war.
    Sie wollte ihre Appaloosa-Stute auf der Hinterhand wenden, als sie ein leichtes Ziehen im Nacken verspürte. Nur einen Sekundenbruchteil zögerte sie, dann setzte sie die Stute wieder in Bewegung und ritt auf das Gerüst mit ihrem toten Bruder zu.
    Ihre Sinne waren jetzt geschärft. Sie wusste, dass eine Gefahr in der Nähe lauerte, aber ihre schweifenden Blicke erfassten nichts, was eine Bedrohung für sie darstellen könnte.
    Sie erreichte das Gerüst.
    Der große Bogen hing noch am Pfosten und der Köcher lag unberührt auf dem bunten Büffelfell, in das der Leichnam Lightning Arrows verschnürt war.
    Sie sprang vom Rücken der Stute, die sich ein Stück vom Gerüst, dessen Witterung ihr offenbar nicht behagte, entfernte und zu grasen begann.
    White Feather setzte sich ins Gras und versuchte, eine Verbindung zwischen sich und der Seele ihres Bruders herzustellen. Es gelang ihr nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie die Augen nicht schließen konnte, weil die Unruhe in ihr zu groß war.
    Sie spürte den kalten Hauch in ihrem Nacken plötzlich so stark, dass ihr Kopf herumruckte. Sie erschrak heftig. Im ersten Impuls wollte sie aufspringen und zu ihrer Stute laufen, doch dann sah sie, dass der Mann, der sein großes graues Pferd auf dem Hügelkamm gezügelt hatte, ein Gewehr in den Händen hielt, dessen Lauf auf sie zeigte.
    Sie erhob sich langsam und drehte sich zu ihm um. Die Entfernung betrug nicht mehr als fünfzig Yards.
    Offenbar hatte er erkannt, dass sie nicht bewaffnet war, denn er hob den Gewehrlauf an und schob mit der Mündung den Hut aus seiner Stirn, dass er ihm nach hinten vom Kopf rutschte und am Sturmband auf dem Rücken hängen blieb.
    Weiße Haare leuchteten in der Sonne wie ein aus dem Winter zurückgebliebener Schneefleck. Das Gesicht war bleich, die Augenbrauen so weiß wie die Haare. Sie sah sein breites Grinsen, als er sein Pferd in Bewegung setzte und langsam auf sie zu ritt. Mit einer lässigen Bewegung verstaute er sein Gewehr in dem Scabbard hinter seiner rechten Hüfte.
    Für einen Moment dachte White Feather daran, nach dem Bogen zu fassen, der neben ihr am Pfosten hing, doch sie wusste, dass sie niemals schnell genug an den Köcher mit den Pfeilen gelangen würde, um den Mann zu überraschen. So blieb sie starr stehen, den Kopf
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