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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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ihre Gedanken nicht lesen konnte. Beim letzten war ihr überall heiß geworden. Sie fuhren an Clara vorbei, die gerade den Zeitschriftenladen betrat. Fast sehnsüchtig blickte sie ihrer Freundin hinterher.
    Entspannt lehnte sich Jay zurück. „Wie geht es dir?“
    Miriam zwang sich, ihn flüchtig anzusehen. „Sehr gut. Und dir?“
    „Oh, mir geht es großartig. Jede Nacht eine andere Frau, natürlich. Ist es nicht das, was du hören willst? Entschuldige“, fügte er sofort hinzu. „Ich bin angriffslustig, wenn ich nervös bin, aber das weißt du ja.“
    Sie hatte vergessen, wie verführerisch seine mit Verletzlichkeit gepaarte Härte war. Von ihrem ersten Date an hatte er sich ihr gegenüber schutzlos gezeigt. Etwas, was er bei niemandem sonst tat. Zumindest hatte Miriam das einmal geglaubt. Ebenso wie sie geglaubt hatte, dass er treu war.
    „Dieser Abend ist keine gute Idee, Jay. Wir hätten auch am Telefon alles Nötige besprechen können.“
    Kommentarlos nahm er das hin. „Du sieht schön aus heute Abend. Wie immer.“
    Miriam wusste, dass sie nicht schön war. Sie hatte eine unschuldige Ausstrahlung, die ältere Tanten ‚ganz reizend‘ fanden und die von anderen Frauen als ‚keine Konkurrenz‘ abgetan wurde. In ihrer Kindheit hatte ihre Mutter sie „Täubchen“ genannt. Und der Kosename beschrieb sie gut.
    Nicht so offenkundig war das feurige Temperament, das mit dem Rotton in ihrem kastanienbraunen Haar einherging. Verborgen unter Sanftmut und Freundlichkeit, kam es selten ins Spiel.
    Zweifellos war es das Beste, wenn das Gespräch so sachlich wie möglich blieb. „Falls du dich fragst, ob ich auf irgendetwas Anspruch erhebe: Nein, tue ich nicht.“
    „Wie bitte?“, fragte Jay.
    „Bei der Scheidung. Ich will nichts haben. Es gehört ja sowieso alles dir.“
    Er schwieg so lange, dass Miriam ihn schließlich anblickte. Seine Miene war grimmig.
    „Wer spricht denn von Scheidung?“
    „Na, wir doch wohl.“
    „Du vielleicht. Ich nicht.“
    „Aber …“
    „Hast du einen Anwalt beauftragt?“
    „Natürlich nicht“, erwiderte Miriam empört. „Ich möchte es lieber erst mit dir besprechen. Du sollst die Papiere nicht einfach im Briefkasten finden, Jay.“
    „Wie rücksichtsvoll von dir.“
    Sein sarkastischer Ton ärgerte sie. „Das ist dann selbstverständlich der nächste Schritt.“
    „Nur für dich, Miriam. Ich habe ernst gemeint, was ich bei unserer Trauung gesagt habe. Bis dass der Tod uns scheidet.“
    Wenn Jay so weitermachte, könnte der Teil mit dem Tod schneller kommen, als ihm lieb war. „Und ich nicht?“, brauste Miriam auf. „Ist es das, was du andeutest?“
    „Du willst die Scheidung.“
    „Und du hast mit deiner Sekretärin geschlafen.“
    Dass Miriam die Beherrschung verlor, schien Jays Gleichgewicht wiederherzustellen. „Schrei nicht so“, tadelte er sanft. „Es lässt dich wie ein Fischweib klingen.“
    „Ich hasse dich!“ Wütend funkelte sie ihn an.
    „Jetzt klingst du kindisch.“
    Zu gern hätte Miriam dafür gesorgt, dass ihm das spöttische Lächeln verging. Sie begnügte sich damit, so weit von ihm abzurücken, wie sie konnte, und beobachtete die vorbeiziehenden Großstadtlichter.
    „Schmollst du?“, fragte er nach einer Weile interessiert.
    „Ist das nicht das, was Kinder tun?“
    „Du siehst wunderschön aus, wenn du wütend bist“, erklärte Jay trocken.
    Plötzlich musste Miriam ein Lächeln unterdrücken. Sie wurde gerade dem Carter-Charme ausgesetzt, und sie wusste von früher, wie gefährlich der war. Jay konnte ihn wie einen Wasserhahn auf- und zudrehen, um seinen Willen zu bekommen.
    „Damit der Abend keine völlige Katastrophe wird, schlage ich vor, dass wir das Gespräch auf einer geschäftsmäßigen Grundlage belassen.“
    Als Miriam ihn anblickte, bemerkte sie, dass er belustigt den Mund verzog. Es hätte sie noch wütender machen sollen. Stattdessen erinnerte es sie daran, wie sehr sie Jay noch immer mochte.
    „Du bist meine Frau, Miriam. Keine Geschäftspartnerin.“
    Ein berechtigter Einwand. Nicht dass sie das zugeben würde. „Du weißt, dass das nicht der springende Punkt ist. Wir leben seit zehn Monaten getrennt …“
    „Nicht, weil ich es wollte.“
    Sie räusperte sich. „Trotzdem, nichts ist mehr so, wie es einmal war.“
    „Nein, ist es nicht. Du hast vollkommen recht.“
    Bestürzt starrte sie Jay an. Sie hatte erwartet, dass er ihr widersprach. Lächerlicherweise tat es weh, dass er der gleichen Meinung war. „Na
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