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Lass mich in Dein Herz

Lass mich in Dein Herz

Titel: Lass mich in Dein Herz
Autoren: Julia Arden
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Urteilsbegründung verlassen. Nun stand sie wartend auf dem Flur.
    Jetzt kam Andrea den Gang entlang.
    Gina schluckte. Ihr Mund war mit einem Mal ganz trocken. Gleich würde Andrea an ihr vorbeigehen! Gina nahm allen Mut zusammen und stellte sich ihr in den Weg, so dass Andrea gezwungen war, sie entweder umzurennen oder stehenzubleiben. Stirnrunzelnd entschied Andrea sich für letzteres.
    Gina versuchte krampfhaft, die Leere aus ihrem Hirn zu vertreiben. Vergeblich. Kein Wort kam über ihre Lippen. Wie auch? Bei dem Vakuum in ihrem Kopf.
    Hastig kramte Gina den Kugelschreiber aus der Innentasche ihrer Lederjacke hervor. Ein Stück Papier! Ein Königreich für ein Stück Papier! Irgendetwas, worauf man schreiben konnte! Verzweifelt wühlte Gina in ihren Taschen.
    Plötzlich tauchte ein Terminkalender in ihrem Blickfeld auf. Sie hielt ihn ihr hin!
    Gina nahm den Kalender, schrieb ihre Telefonnummer in die aufgeschlagene Seite. Mit zitternder Hand und unsicherem Blick gab sie den Kalender zurück.
    Andrea ging ohne ein weiteres Wort einfach weiter.
    Gina verließ euphorisch das Gerichtsgebäude. Ich habe es getan. Ich habe ihr meine Telefonnummer gegeben!
    Den Rest des Tages wartete Gina voller Hoffnung. Am Tag darauf auch. Am dritten Tag mischte sich die erste Ernüchterung in Ginas Euphorie, am vierten blieb nur noch Enttäuschung. Andrea rief nicht an. Es war genauso gekommen, wie Gina es befürchtet hatte.
    Ihr Traum war ausgeträumt.
~*~*~*~
    A ndrea blätterte zögernd in ihrem Kalender. Seit Tagen vermied sie es, diese bestimmte Seite aufzuschlagen, doch heute konnte sie nicht umhin, einen Termin dort einzutragen. Sie starrte auf die Telefonnummer.
    Seit dem Tag, da die Frau ihr die Nummer in den Kalender geschrieben hatte, blieb sie verschwunden. Sie kam nicht mehr in die Verhandlungen. Dafür tauchte sie desto öfter in Andreas Gedanken auf. Besonders die ausdrucksstarken Augen, die so eindeutig zeigten, was sie begehrten.
    Das kann dir egal sein, Andrea! Du willst niemanden kennenlernen!
    Nein, das wollte sie ganz sicher nicht. Sie wollte allein bleiben. Mit sich, ihrer gewohnten Umgebung – und der Erinnerung an Maren. Das war alles, was sie hatte. Alles, was sie brauchte.
    Lang genug hatte es gedauert, bis sie sich wieder im Leben zurechtfand, nach dem Unfall, ohne das Liebste, das sie je gehabt und so schmerzhaft verloren hatte.
    Die Gedanken an Maren waren mittlerweile nicht mehr so qualvoll wie vor vier Jahren, kurz nach ihrem Tod. Mit der Zeit waren sie sogar ein Quell der Kraft für Andrea geworden und deshalb ein wichtiger Teil ihres Lebens. Ihre Trauer hatte begonnen sich langsam zu wandeln. Zunächst in Ausgeglichenheit, später sogar in Lebensfreude.
    Anfangs hätte Andrea das nicht für möglich gehalten. Und es kam ihr wie ein Verrat an Maren vor, als sie wieder den Wunsch verspürte zu lachen, einen Witz zu machen, andere verschmitzt zu piesacken, kurzum, als sie wieder ins Leben zurückfand. Sie wollte sie nicht wahrhaben, diese lapidaren Worte: Die Zeit heilt alle Wunden .
    Und doch schien es so. Aber, dessen war Andrea sich sicher, eines würde sie immer tun: sich die Erinnerung an Maren bewahren.
    Denn diese Erinnerung füllte sie aus. Eine andere Frau als Maren würde es nie geben. Die acht Jahre, die sie miteinander verbracht hatten, waren einzigartig, unwiederbringlich.
    Dennoch konnte Andrea nicht leugnen, dass sie sich in letzter Zeit ab und an einsam fühlte. Außerdem war Selbstbefriedigung nicht gerade ein aufregender Ersatz für bestimmte körperliche Bedürfnisse, die der Mensch nun einmal hatte.
~*~*~*~
    G ina seufzte, als das Telefon klingelte. Das war sicherlich wieder Judith, die sie zu irgendetwas einladen wollte, um sie von ihren trüben Gedanken abzulenken. Es war ja auch verrückt. Seit Tagen schmachtete sie einer ihr völlig fremden Frau hinterher.
    Gina gab zu, dass sie, wenn sie so etwas bei einer anderen sehen würde, verständnislos mit dem Kopf geschüttelt hätte. Das machte den Kloß, der in ihrem Bauch lag und auf ihre Stimmung drückte, aber auch nicht kleiner.
    »Ja?« meldete sie sich ohne jeden Elan.
    »Ähm . . . hier ist . . . die Frau mit dem Terminkalender.«
    Gina plumpste auf den nächstbesten Stuhl. Sie war es! Tatsächlich. Diese Stimme erkannte sie unter tausenden!
    »Hallo?« fragte es am anderen Ende, verwirrt durch die ausbleibende Antwort.
    »Ja.« In Ginas Kopf herrschte wie schon bei der letzten Begegnung mit Andrea absolute
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