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Lass mich in Dein Herz

Lass mich in Dein Herz

Titel: Lass mich in Dein Herz
Autoren: Julia Arden
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Standpauke halten und sie mitschleppen.
    Warum war Liebeskummer eigentlich keine anerkannte Krankheit? Das war unfair! Führte er nicht, wie andere Krankheiten auch, zu einer erheblichen Beeinträchtigung des körperlichen Wohlbefindens? Schränkte er etwa nicht die Leistungsfähigkeit ein? Und es gab nicht mal Medikamente dagegen!
    Das Klingeln an der Tür riss Gina aus ihren philosophischen Gedanken. Sie seufzte. Wenigstens einen Tag Ruhe hätte Judith ihr gönnen können. Sie erhob sich träge von der Couch und ging zur Wohnungstür, um zu öffnen.
    Doch draußen stand nicht Judith.
    »Hallo.« Ein schuldbewusster, bittender Blick. »Tut mir leid wegen gestern.«
    Gina war zu keiner Erwiderung fähig. Sie bewegte sich auch nicht. Weder um Andrea hereinzulassen, noch um ihr die Tür vor der Nase zuzuknallen. Was sie eigentlich tun sollte. Aber nie und nimmer konnte. Schließlich fand sie wenigstens zur Sprache zurück. »Das Essen ist jetzt kalt.«
    Andrea schmunzelte unwillkürlich. »Das dachte ich mir.«
    Gina stand immer noch mitten in der Tür.
    »Lässt du mich rein?«
    Gina trat zur Seite.
    Andrea betrat ihre Wohnung, und Gina schloss die Tür hinter ihr. Sie ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer und drehte sich um.
    »Das einzig Warme, was ich heute anzubieten habe, wäre Tee«, sagte sie lächelnd.
    »Es . . . es tut mir leid«, wiederholte Andrea. »War es sehr schlimm?«
    »Ich habe ungefähr drei Stunden gekocht, und dann musste ich alles wegwerfen«, sagte Gina.
    »O Gott!« Andrea blickte entsetzt.
    Gina lächelte immer noch. »Einiges war am nächsten Tag noch zu gebrauchen«, sagte sie.
    »Es . . . Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Andrea hob ratlos die Hände. »Außer dass es mir schrecklich leid tut.«
    »Das hast du schon gesagt«, bemerkte Gina.
    »Ich weiß.« Andrea seufzte. Irgendwie hatte sie sich das alles anders vorgestellt.
    Gina wandte sich ab und ging in die Küche. Andrea hörte, wie sie dort hantierte. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vielleicht, dass Gina sofort über sie herfiel. Oder ein erotisches Spielchen. Eben irgendetwas in Richtung wilder, hemmungsloser, unverbindlicher Sex. Aber sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass Gina in die Küche ging und Tee kochte. Es war einfach schon zu lange her. Sie hatte all diese Rituale fast vergessen. Das Sich-Kennenlernen, das Sich-langsam-aneinander-Herantasten. Sie sollte sich erst einmal beruhigen.
    Suchend blickte sie durch den Raum und setzte sich dann aufs Sofa. War das zu eindeutig? Wäre ein Sessel –?
    Gina kam zurück und stellte Tassen und Teekanne auf den Couchtisch. »Ich sehe, du hast es dir schon gemütlich gemacht«, sagte sie.
    »Ich . . . Ja.« Andrea wusste nicht, war das nun richtig oder falsch.
    »Schön«, sagte Gina und goss Tee ein. Er dampfte aus den Tassen und verschaffte beiden noch eine letzte Verschnaufpause.
    Obwohl Andrea es ihr nicht ansah, klopfte Gina das Herz so sehr, dass sie irgendetwas tun musste, egal was, um ihre Gedanken zu ordnen und ihrem Puls Zeit zu geben, sich zu normalisieren. Das Teekochen hatte nicht wirklich geholfen, obwohl sie das gehofft hatte.
    Andrea war einfach zu . . . schön, zu attraktiv, eine reine Versuchung, obwohl sie nur ganz züchtig auf dem Sofa saß.
    Gina schluckte. Am liebsten hätte sie sich die Lippen befeuchtet, aber sie fürchtete, das könnte zu anzüglich erscheinen. Warum hatte Andrea sie angerufen? Warum hatte sie sich zum Essen einladen lassen? Warum war sie dann nicht gekommen . . . dafür aber jetzt? Was erwartete sie? Sie sah kühl und abwartend aus, wie im Gerichtssaal.
    Gina hingegen wusste nicht, wo sie mit all den Gefühlen hinsollte, die sie überfluteten. Sie setzte sich Andrea gegenüber und nahm eine Tasse. »Ich würde dich gern küssen.«
    Ach du je! Das war ihr so herausgerutscht. Es war eher ein Gedanke gewesen, nichts, was hätte über ihre Lippen kommen sollen. Aber nun war es eben geschehen.
    Andrea schaute sie an. Es war ihr keine Überraschung anzusehen. Aber auch keine Zustimmung.
    »Ich . . . Andrea . . .« Zum ersten Mal sprach Gina diesen Namen aus, nicht nur in Gedanken, las ihn nicht nur auf einer Tafel im Gericht. Es war wundervoll – wie ein Gedicht.
    Andrea war verzaubert von der Sanftheit in Ginas Stimme. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber eben nicht das: diese Sanftmut, diese Süße. Vielleicht hatte sie auf etwas Fordernderes gehofft, da sie sich selbst nicht entscheiden
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