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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt
Autoren: Penny McLean
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sorgende Tochter, Mutter und/oder Ehefrau eine riesige Überwindung auszusprechen, dass sie (Schwieger-)Eltern, Kinder, Chef, Freundin, Freund, Kollege am liebsten eliminiert sähen, wenn es denn leicht und schmerzlos vonstatten gehen könnte. Auch das wäre eine Form des Loslassens, für die ich in so manchen Fällen mehr Verständnis aufbringen könnte, als von einer sanftmütigen, spirituellen Lehrerin erwartet werden darf. Solch eine wütende Empfindung wäre die Konsequenz einer dauernden Belastung, die schließlich zur Überbelastung wird und letztendlich die Leidensgrenze (Toleranz!) sprengt.
    Erinnern Sie sich noch an die »Delphischen Anweisungen« im vorhergehenden Kapitel? Da steht doch geschrieben: »Entferne alles …« Und: »Wahre deine Würde!« Jeder von uns hat eine Vorstellung davon, wie er als »Ich« gesehen und wahrgenommen werden möchte, und zwar sowohl von sich selbst wie auch von anderen. »In jedem ruht ein Bild des, was er werden soll …«, sagt Friedrich Rückert und meint damit das Idealbild, die Idealvorstellung. Ich kenne keinen Menschen, der sich selbst als Versager, nervöses Wrack oder heruntergekommenen Schwächling sehen möchte oder von anderen so bezeichnet werden will. Sieht sich ein Mensch über längere Zeit einer solchen oder anderen, deutlich negativen Wahrnehmung durch andere ausgesetzt oder empfindet sich selbst als nicht mehr lebensmächtig, wird er/sie aggressiv, depressiv oder süchtig. Süchtig nach Erleichterung, Trost, Bestätigung, Erlösung, Befreiung und - Lust.

    Denn bevor ich die viel geforderte »Freude« erwarten kann, muss ich nicht nur die Lust entwickelt haben, sie überhaupt erleben zu wollen, sondern auch geklärt haben, nach welcher Art von Freude sich meine Seele sehnt.

    Merke: Freude ist eine Folge, keine Voraussetzung, und mit Spaß hat sie schon gar nichts zu tun.
    In den letzten Jahrzehnten scheint sich die Idee immer mehr eingebürgert zu haben, dass wir ein »Anrecht auf Freude im Leben« haben. Alle Versuche, diese Freude herzustellen, die ich beobachten konnte, haben mich, den grüblerischen, introvertierten Skorpion, entweder belustigt oder verscheucht. Hier einige der vermeintlich wirksamen Freudenhilfsmittel unserer Spaßgesellschaft: Partys, Comedy-Humor, Shopping-Touren, Events mit dem Kennzeichen »viel Lärm, viele Leute« wie Volksfeste, Fasching, Discotheken, Clubs, Sportveranstaltungen und so weiter. Außerdem Alkohol, Drogen und - Sex.
    »Aha«, werden Sie denken, »diese Frau ist eine kommunikationsgestörte, triste und zu allem Überfluss auch noch prüde und sexfeindliche Einsiedlerin, die niemandem ein bisschen Spaß gönnt und selber keinen versteht.«
    Ich versichere Ihnen: Ich habe alles, aber auch wirklich alles mitgemacht, manches nur als Zuschauerin, vieles als aktiv Beteiligte, oft als Protagonistin. Doch ich musste sehr schnell feststellen, dass ich wohl anders gebaut war und dass es in meiner Umgebung anscheinend nur sehr wenige ähnliche »Gebäude« gab. Ich wollte mehr, denn ich habe den Anspruch, mich von Erlebtem aufgebaut, verbessert und weitergebracht zu fühlen.

    Die Qualität eines Abends zeigt sich am nächsten Morgen, und zwar im ersten Moment des Erwachens, wo die Vorausplanung der kommenden Stunden im Gedankenspiel noch nicht wirksam ist. Was lässt sich da fühlen?
    Bleiben Sie in diesem kostbaren Moment, in dem Ihre Seele aus dem durch den Schlaf vermittelten »Heimaturlaub« zurückkehrt, doch einmal ganz bewusst bei sich. Bei den Empfindungen, die sich Ihnen in diesen wenigen Sekunden mitteilen, bevor Ihre Gedankenwelt wieder aktiv wird, handelt es sich um die wahrhaftige Eigenbeurteilung Ihrer Vergangenheit mit allen Erlebnissen, Handlungen und Beobachtungen. In diesem kurzen Moment könnten Sie ungestört feststellen, was Ihnen (Ihrer Seele) gutgetan, also Freude gemacht hat und was schlecht und überflüssig war oder Ihnen sogar Schaden zugefügt hat. Diese immens kurze Zeitspanne - meist sind es nur drei bis fünf Sekunden - können Sie, nachdem Sie die in einem späteren Kapitel besprochene Gedankenkontrolle erlernt haben, beliebig verlängern und speichern, und das ist wichtiger als das »Merken« von Träumen.
    Erfahrungsgemäß kann von einem jungen Menschen (bis 28) noch nicht verlangt werden, dass er diese Beobachtungen macht und Konsequenzen daraus zieht. Ab 30 sollte diese kontemplative Selbstbetrachtung jedoch so selbstverständlich werden wie das Zähneputzen. Warum?
    Weil diese
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