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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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mit einem Satz auf den Boden. Dann schnappte er sich sein Skateboard und rannte zur Tür.
    »Wo willst du hin?«
    Jan drehte sich um. »Na, frühstücken.« Er deutete auf eine altmodische goldene Uhr, die auf einer Kommode stand. Sie zeigte zwanzig vor acht. »Der lila Drache lässt uns sonst verhungern.«
    »Warte, ich komme mit!«
    Sie rannten hinauf zum Dachzimmer, um sich Pullover zu holen. Das Zimmer war immer noch so durcheinander, wie sie es gestern Nacht verlassen hatten. Aber jetzt, bei Tageslicht, sah es wenigstens nicht mehr gruselig aus. Die Wasserpfützen waren verschwunden. Kristina sammelte einen dicken Pulli und eine Hose vom Boden auf und stopfte die anderen Sachen hastig zurück in den Koffer.
    »Oh nein!« Jans spitzer Aufschrei gellte so laut durchs Zimmer, dass Kristina zusammenschrak.
    Ein wutrotes Gesicht wandte sich ihr zu. Jan deutete anklagend auf die Schublade des Nachttischchens. »Das Kind hat meinen neuen Radiergummi geklaut«, empörte er sich. »Und den Totenkopfanhänger und meine Fußballsticker auch. Ich habe sie gestern extra in die Schublade gelegt – und jetzt sind sie weg.« Mit ein paar Sätzen war er beim Fenster und wickelte in Windeseile die Perlenschnur ab. Dann kletterte er auf das Fensterbrett und riss kniend das Fenster auf. »He, das sind meine Sachen, du Dieb!«, rief er nach draußen.
    »Pass auf!« Kristina stürzte zu ihm und packte ihn am Pyjama. Mit der anderen Hand musste sie sich am Fenstergriff festhalten, so mulmig wurde ihr beim Gedanken an die Tiefe. Jan hätte sich auch kopfüber aus einem Riesenrad hängen lassen können, Kristina dagegen würden keine zehn Pferde überhaupt auf ein Riesenrad bekommen. Aber jetzt nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und blickte nach unten. Steil fiel die Fassade ab. Nonna hatte recht gehabt: Kein Mensch konnte hier einfach so hochklettern. Das Hotel Dandolo stand direkt am Canal Grande. Und heute sah es so aus, als würde das Haus im Kanal stehen. Es nieselte und das grüne Wasser der Lagune hatte die Stadt überschwemmt.
    Kristina war fast ein wenig enttäuscht, dass sonst nichts Ungewöhnliches zu entdecken war. Aber hatte sie tatsächlich gehofft, das seltsame Kind bei Tageslicht wiederzusehen?
    »Was macht ihr da?«
    Kristina und Jan prallten zurück. Jan rutschte vom Fensterbrett und landete mit einem Plumps auf dem Boden. An der Tür stand Tante Sara. Sie trug wieder ausgeleierte Jeans und einen verwaschenen Pulli, die Locken nachlässig mit ein paar Spangen hochgesteckt. Doch heute hingen auch noch Spinnweben in ihrem Haar und auf ihren Wangen und dem Pulli prangten Staubstreifen. Das ließ nichts Gutes ahnen. Offenbar meinte Nonna es mit dem Arbeiten wirklich ernst.
    »Lasst euch bloß nicht dabei erwischen, dass ihr die Fenster aufreißt!« Rasch kam sie herüber und zog die Flügel wieder zu. Dann nahm sie die Kordel vom Fensterbrett und brachte sie wieder an den Griffen an.
    »Man wird ja wohl noch aus dem Fenster schauen dürfen!«, erwiderte Kristina unwillig. »Und was soll eigentlich dieses Getue mit den Perlenschnüren?«
    »Ach, das ist nur so eine von Nonnas Marotten. Habt ihr gut geschlafen?«
    »Geht so«, murrte Kristina.
    Ihre Tante rang sich ein Lächeln ab. »Früher, als ich noch klein war, habe ich oft in den Gästezimmern übernachtet, manchmal jede Nacht in einem anderen Raum. Na ja, beeilt euch, wir haben viel zu tun. Zimmer Nummer vierzehn muss ausgeräumt werden.«
    Kristina stutzte. »Das Hotel hat doch nur zwölf Gästezimmer. Plus eins macht dreizehn, oder?«
    Sara zuckte mit den Schultern. »Die Nummer dreizehn bringt Unglück, deshalb sparen Hotels diese Zahl aus.«
    Jan hatte lange genug gebrodelt. Jetzt stampfte er mit dem Fuß auf. »Ich werde gar kein Zimmer ausräumen!«, brüllte er. »Und ich bleibe auch nicht in dem Spukhotel. Ich rufe heute Papa an und sage ihm, dass wir hier wie Gefangene behandelt werden und schuften sollen. Du bekommst Riesenärger!«
    Aber Sara griff nur lässig in die Hosentasche und zog ihr Handy hervor. »Ach, da wir gerade von eurem Vater sprechen … Er hat heute Morgen schon angerufen und lässt euch grüßen. Und das ist seine Nachricht.«
    Sie drückte eine Taste. »Hallo, meine beiden«, ertönte Papas müde Stimme. »Ich wünsche euch Frohe Weihnachten und hoffe, es geht euch gut. Ich habe sehr viel Arbeit und vermisse euch wahnsinnig! Hab schon gehört, dass Nonna eure Hilfe braucht. Ich habe ihr versprochen, dass ihr keinen Ärger macht und tut,
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