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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose
Autoren: Sonia Marmen
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und deine Kleidung überall auf dem Boden verstreut…«
    Er holte tief Luft, um die Flut von Gefühlen einzudämmen, die ihn überkam, und sah mich eindringlich an.
    »Ich habe aufrichtig geglaubt, du hättest diese ganze Geschichte über Frances′ Verhaftung erfunden, um mich in dein Zimmer zu locken und … mich die gleichen Qualen erleiden zu lassen, die ich dir bereitet hatte.«
    »Liam …«
    »Bei Colin wäre das leicht gewesen: Er liebte dich.«
    »Dich hat er ebenfalls geliebt, das weißt du genau. Deswegen wollte er auch nicht weiter gehen …«
    Ich unterbrach mich abrupt und biss mir heftig auf die Zunge. Liam erbleichte; sein Kiefer zuckte.
    »Wovon redest du?«, stotterte er. »Du hattest gesagt…«
    »Ach, Liam«, flüsterte ich mit zugeschnürter Kehle, »es hat so wenig gefehlt… Colin und ich, also… In dieser Nacht habe ich
begriffen, wie schwach das Fleisch ist, wenn unsere Seele leidet und unser Körper berauscht ist.«
    Er nahm meine Enthüllung ohne mit der Wimper zu zucken hin, nur seine Finger, die in meinem Nacken lagen, verkrampften sich. Ich sah, wie hinter ihm sich Margaret erhob und aus dem Augenwinkel diskret zu uns hinschaute. Ich war genauso schuldig wie diese beiden, denn nur Colins Ehrenhaftigkeit hatte mich vor dem Straucheln bewahrt. Ich selbst … war zu schwach gewesen, um mich zu retten.
    »Einverstanden, ich spreche morgen mit Margaret, bevor wir nach Dalness aufbrechen«, entschied ich.
    Wir befanden uns auf einem Felsvorsprung, der über das dunkle, kalte Wasser des Loch hinausragte. Liam wirkte abwesend und sah blicklos vor sich hin. Ich erriet, was ihn umtrieb. Langsam löste er sich von mir und tat einige Schritte auf den Rand des Felsens zu.
    »Liam«, rief ich ihn leise an.
    Einen Moment lang glaubte ich, er habe mich nicht gehört. Dann nickte er langsam, drehte sich zu mir um und streckte mir die Hand entgegen.
    »Komm.«

    Fast ein Jahr war vergangen, seit das Flammende Kreuz das Feuer in den Herzen der Rebellen entzündet hatte. Skeptisch verzog Duncan die Lippen. Rebellen … War er wirklich einer? Nein, er war ein Mann, der einfach nur er selbst sein wollte. Schotte, Highlander, Macdonald. Doch wenn man dazu ein Rebell sein musste, dann war er eben einer!
    Marion schmiegte sich enger an ihn. Sie drehte sich um und sah ihn an. In ihren Augen sah er den strahlenden schottischen Himmel. Marion war glücklich.
    Sie lebte sich ganz ausgezeichnet in seinen Clan ein. Damit hatte auch der große Mut zu tun, den sie bei der Festnahme der Meuchelmörder auf Dunnottar Castle bewiesen hatte. Donald, Angus und die Mcdonnell-Brüder hatten nicht mit Lob über die Kühnheit und Tapferkeit gespart, mit denen sie sich für den Prinzen eingesetzt hatte. Natürlich gab es immer noch Sturköpfe,
die in ihr die Hand mit dem Damoklesschwert sahen, für die sie eine Erinnerung an das Massaker war, der Feind. Elspeth ließ sich ständig etwas einfallen, um Marion zu schaden. Doch im Allgemeinen wurde sie gut aufgenommen, und das war zumindest ein Anfang.
    Duncan bedrückte der Gedanke, dass diese vor Glück strahlenden Augen sich bald verdüstern und vor Tränen überfließen würden. In einigen Stunden musste er Marion einen Brief des Laird von Glenlyon übergeben. Dann würde er auf ihrer Miene zuerst Verblüffung, Unglauben, Verwirrung und schließlich Zorn lesen. Er würde sie in die Arme ziehen, ihr seine Schulter zum Ausweinen anbieten und ihr begütigende, beruhigende Worte sagen. Aber er wusste schon jetzt, dass nichts den Schmerz lindern könnte, der ihr zweifellos das Herz zerreißen würde.
    David, der jüngere Bruder seiner Frau, hatte ihm den Brief heute Vormittag übergeben. Marion war zufällig nicht anwesend gewesen. Ihr Vater hatte sich nicht von Angesicht zu Angesicht von ihr verabschieden können. Die Regierungstruppen, die auf der Suche nach Geächteten durch die Highlands streiften, waren gestern Morgen in Glenlyon aufgetaucht. Er hatte gerade noch Zeit gehabt, seine Muskete zu ergreifen und in die Hügel zu flüchten, wo sein Sohn John wenige Stunden später zu ihm gestoßen war und ihm seine persönlichen Habseligkeiten gebracht hatte. Dort, in einer der kleinen Hütten auf den Sommerweiden, hatte er die kurze Nachricht an seine Tochter geschrieben.
    Duncan liebte den Laird von Glenlyon nicht besonders, doch er achtete ihn als Mensch und als Schwiegervater. Er wusste, es brach John Buidhe das Herz, dass er fortgehen und seine Tochter, die ihr erstes Kind
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