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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Autoren: Derek Landy
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deine Akte nicht gelesen hätte, würde ich dir das Bedauern in deiner Stimme fast abnehmen.“
    Moribund lächelte traurig. Er trug etwas unter dem Arm. Es war lang und in ein Tuch eingeschlagen. „Und was stand in dieser Akte?“
    „Soweit ich mich erinnern kann, hast du als ganz normaler Zauberer angefangen. Deinem Namen nach zu schließen allerdings wahrscheinlich als ein eher humorloser … Und dann bist du zu einem sadistischen Psychopathen und Killer geworden.“
    „Das ist alles?“
    „Es ist schon ein paar Jahre her. Möglich, dass ich ein paar Details vergessen habe. Aber wie kommt es, dass ein humorloser sadistischer Psychopath und entflohener Gefangener für das englische Sanktuarium arbeitet?“
    „Ich arbeite nicht für sie“, wehrte Moribund ab. „Ich bin hier eingebrochen, genau wie du.“
    „Warum?“
    „Um zu helfen, warum sonst?“
    Sie runzelte die Stirn. „Um mir zu helfen?“
    „Ich bin dir etwas schuldig. Als du mich befreit hast, bin ich untergetaucht. Ich habe seither niemanden verletzt, niemanden getötet. Mit der Zeit habe ich mir ein neues Leben aufgebaut. Es war unauffällig und bescheiden, aber es war meines.“
    „Gut für dich.“
    „Und dann habe ich gehört, dass ein Restant in dich gefahren ist, und mir war klar, dass jetzt die Zeit gekommen war, meine Schuld zurückzuzahlen. Ich habe dich gefunden. Und dir geholfen.“
    „Du hast mir geholfen? Wie, genau, hast du mir denn geholfen?“
    „Zwei Männer mit Gewehren, die in Chicago auf dich gewartet haben. Ein weiterer mit einem Scharfschützengewehr, das du nicht einmal gesehen hast.“
    „Das warst du?“
    „Und dann zwei Sanktuariumsagenten, die gerade deine Position durchgeben wollten, als du an diesem Strand in Polen gegen Crab gekämpft hast.“
    „Du bist mein Schutzengel?“
    „Ich bin kein Engel. Ich hatte fünf Jahre lang keine Gewalt mehr angewendet. Es war … erschreckend, wie schnell ich wieder in meine alten Gewohnheiten verfallen konnte.“
    „Und jetzt bist du gekommen, um mich hier rauszuholen?“
    „Selbstverständlich.“
    Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, und die Tür schwang weit auf. Er kam in die Zelle, wählte einen weiteren Schlüssel an seinem Bund, und einen Augenblick später sprangen Taniths Handfesseln auf. Während sie sich die Handgelenke rieb, wickelte er das Bündel, das er unter dem Arm getragen hatte, aus und reichte ihr ihr Schwert in seiner schwarzen Scheide.
    „Auf dem Weg hierher habe ich das an mich genommen“, erklärte er. „Ich dachte, es hätte vielleicht eine gewisse sentimentale Bedeutung für dich.“
    „Und ob es das hat. Wusstest du, dass Walküre Unruh mit diesem Schwert das Groteskerium getötet hat? Da hat sie zum ersten Mal die Welt gerettet. Es sollte nicht das letzte Mal sein.“
    Sie gingen den Flur hinunter. Tanith seufzte, als ihre magischen Kräfte in ihren Körper zurückkehrten. Sie kamen an den beiden auf dem Boden liegenden Wärtern vorbei.
    „Tot?“, fragte sie.
    „Bewusstlos“, antwortete Moribund. „Ich töte nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Du musst es übrigens auch nicht.“
    „Ich bin dir dankbar für meine Rettung, aber wenn du mir jetzt eine Moralpredigt halten willst …“
    „Und wenn die Moralpredigt die Rettung wäre? Deinen Körper zu befreien, ist kein Kunststück – sehr viel schwieriger ist es, deinen Geist freizusetzen …“
    „Oh, Mann. Du bist nicht etwa religiös, oder?“
    Er ging voraus die Treppe hinauf. Sie kamen an einem weiteren bewusstlosen Mann vorbei. „Würdest du es mir übel nehmen, wenn es so wäre? Aber hier geht es nicht um Religion. Wenn ich von deinem Geist spreche, spreche ich nicht von einem reinen Gedankengebilde, sondern von deiner Seele, an die der Restant sich geheftet hat.“
    „Pass auf, du kannst dir die Zeit und Mühe sparen. Der Restant ist jetzt ein Teil von mir und kann nicht mehr entfernt werden.“
    „Das stimmt.“
    „Dann sind wir uns ja einig.“
    „Aber das bedeutet nicht, dass du nicht mehr die sein kannst, die du einmal warst.“
    „Oh doch, genau das bedeutet es.“
    Sie hatten jetzt den oberen Flur erreicht, und Moribund bewegte sich mit der Sicherheit eines Mannes, der genau weiß, dass er nicht entdeckt werden wird. Tanith blieb dicht an seiner Seite.
    „Der Restant löscht dein Bewusstsein aus und nimmt dir die Fähigkeit, mit anderen zu fühlen“, erklärte Moribund. „Er macht dich zu einem Soziopathen. Und er beeinflusst auch noch andere Aspekte
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