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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Autoren: Derek Landy
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Stell dich mit dem Gesicht zur Wand. Sie auch, Mr Schreier.“
    Wilhelm stellte sich rasch neben Tanith. Er warf einen Blick auf das Schwert auf ihrem Rücken und blickte sie dann finster an. „Pass auf, dass du mir nicht noch einen …“
    „Sei still“, sagte Tanith.
    Wilhelm hielt den Mund.
    Das helle Licht ergoss sich über sie, und Taniths ganzer Körper prickelte. Sie machte einen Schritt nach vorn, durch die Wand, und trat ins Freie. Morgenluft. Der Duft der Freiheit.
    Wilhelm machte ein mürrisches Gesicht. „Wenn du das nächste Mal ein Team zusammenstellst, brauchst du mich erst gar nicht …“
    „Sie werden jeden Moment merken, dass wir nicht mehr in unseren Zellen sind, Wilhelm. Für eine geistreiche Bemerkung zum Abschied ist keine Zeit, selbst wenn dir eine einfallen sollte.“
    Seine Unterlippe begann zu zittern. Er drehte sich auf dem Absatz um und lief davon.
    „Ein seltsamer Mensch“, stellte Moribund fest. Als er sich Tanith wieder zuwandte, waren die schwarzen Adern in seinem Gesicht verschwunden. „Denk darüber nach, was ich dir gesagt habe.“
    „Das war’s dann? Du willst einfach gehen?“
    „Du hast mir zur Flucht verholfen, und ich habe dasselbe für dich getan. Jetzt sind wir quitt, und ich kann wieder zu meinem Alltag zurückkehren.“
    „Aber wir haben beide Restanten in uns. Sollten wir nicht, na ja, zusammenbleiben?“
    „Wieso? Ich erlege mir keine Beschränkungen auf, weil ich so bin, wie ich bin“, sagte er im Davongehen. „Du?“
    Tanith nahm sich ein Taxi, da sie davon ausging, dass bald sämtliche Sensenträger die Dächer nach ihr absuchen würden. Mit dem Schwert auf dem Schoß und dem Mantel darüber saß sie da und unterhielt sich mit dem Fahrer über berühmte Leute, die schon auf seiner Rückbank gesessen hatten. Von den meisten hatte sie noch nie etwas gehört. Im Radio kam Carry On My Wayward Son, und sie sangen mit.
    Sie stieg eine Meile vor ihrem Ziel aus und ging den Rest des Weges zu Fuß, wobei sie sich ständig vergewisserte, dass ihr auch niemand folgte. In dem Gebäude war früher einmal eine Schmiede untergebracht. Es beherbergte noch immer einen funktionierenden Schmelzofen, und sie spürte sofort die Hitze, als sie durch das Fenster einstieg. Drinnen war es dunkel und still, als hielte der ganze Bau den Atem an.
    Sie spürte eine Bewegung hinter sich, wirbelte herum, und Sanguin schloss sie in seine Arme. „Ich dachte schon, ich würde dich nie mehr wiedersehen.“
    Sie wartete, bis er fertig war, trat dann einen Schritt zurück und lächelte. „Ich bin so froh, dass du diesen Dingern unter dem Sanktuarium entkommen bist. Hast du herausgefunden, worum es sich handelt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Und ich hab mir auch nicht die Zeit genommen, sie zu fragen. Ich will nicht lügen – was immer sie sind, sie beunruhigen mich. Ich hab noch nie von so etwas gehört.“
    Tanith fand, sie hätte genug Zeit mit Small Talk verplempert. „Die gute Nachricht ist, dass wir beide herausgekommen sind, dass wir beide frei und die Waffen zerstört sind. Richtig?“
    Er nickte und schnitt dann eine Grimasse. „Die Hälfte, ja.“
    Sie schaute ihn an. „Was?“
    „Ich habe das Schwert und den Speer eingeschmolzen“, berichtete er. „Aber ich dachte, ich müsste vielleicht noch einmal zurück, um dich zu retten, und dass es keine schlechte Idee wäre, den Bogen und den Dolch noch zu behalten.“
    „Ich hab dir gestern gesagt, alle Waffen.“
    „Hey, beruhige dich, ja? Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme.“
    „Ich habe dich nicht gebeten, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.“ Sie ging an ihm vorbei. „Ich habe dich gebeten, sie alle einzuschmelzen.“
    Er holte sie ein. „Würdest du dich bitte entspannen? Der Ofen brennt noch. Ich hätte sie einfach reinwerfen können, wenn mir was Verdächtiges aufgefallen wäre.“
    Tanith ignorierte ihn. Als sie den Raum mit dem Ofen betrat, schlug ihr die Hitze entgegen. Da lagen sie, der Bogen und der Dolch, für alle sichtbar. Sie nahm den Dolch in die Hand, spürte seine Kraft, spürte, dass ein winziger Stich genügen würde, um Sanguin in der Mitte durchzutrennen und seine Eingeweide auf dem Boden zu verteilen.
    Doch sie warf den Dolch in den Ofen und schob den Bogen hinterher. Mit finsterem Blick.
    „Okay, du bist sauer auf mich“, stellte Sanguin fest.
    „Wenn sie dir hierher gefolgt wären, hätten sie die Dinger an sich nehmen können, bevor du die Chance gehabt hättest, sie zu vernichten. Dann wäre
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