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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Autoren: Derek Landy
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kein Restant sich in ihre Seele geschlängelt hatte. Das kleine dunkle Wesen hatte ihr das Gewissen gestohlen, es einfach herausgerissen, aber im Gegenzug hatte Tanith jede Menge ganz und gar ungewöhnliche Gaben erhalten, allesamt so abgedreht wie schrecklich. Eine dieser Gaben war ein nagelneues Lebensziel, und dieses Ziel erlaubte es nicht, dass die Sensenträger sie fertigmachen durften, hier, heute Abend, auf diesem Dach.
    Darquise brauchte sie.
    Sie kamen näher. Tanith konnte sich in ihren Visieren wie in einem Spiegel sehen. Ihre Lippen waren schwarz, und schwarze Adern überzogen ihr Gesicht, die einzigen sichtbaren Zeichen, dass sie einen Restanten in sich trug. Sie fletschte die Zähne zu einem irren Lächeln. „Kommt und versucht es, wenn ihr euch für stark genug haltet.“
    Sie hielten sich ganz eindeutig für stark genug und griffen schnell und mit viel Druck an. Tanith hatte nicht einmal Zeit zu fluchen, als sie sich abrollte und auswich und verteidigte. Während die Klinge ihres Schwertes auf die Sensenblätter traf, überlegte sie, ob sie vielleicht einen neuen Schlachtruf brauchte, etwas weniger Provozierendes, vielleicht Deine Schuhe gefallen mir.
    Sie tauchte zur Seite hin ab und zog ihr Schwert über den Arm des ersten Sensenträgers. Er blutete, aber nicht stark. Ihre Uniformen schützten sie weitgehend sowohl vor körperlichen wie auch vor magischen Angriffen. Im Gegensatz zu dem, was sie trug – Stiefel, braune Lederhose und eine modisch knappe Weste. Sie wich zurück, verteidigte sich, ohne nachzudenken, überließ ihrem Instinkt die Kontrolle über ihre Arme, ließ ihre Beine gehen, wohin sie wollten. Ihr Körper war ihre Lebensversicherung. Er machte auch ohne ihr Zutun seinen lob und erlaubte es ihrem Kopf, derweil zu planen und Strategien zu entwickeln und Ränke zu schmieden. An diesem Abend jedoch hatte sie den zunehmenden Mond irgendwo hinter sich, konnte vor lauter Lichtverschmutzung die Sterne nicht sehen und hatte nur noch den einen Gedanken: Wenn du das nicht bald zu Ende bringst, stirbst du.
    Tanith wartete auf eine Lücke in der Abwehr des ersten Sensenträgers. Sie ließ ihr Schwert fallen, machte einen Satz nach vorn, umklammerte ihn, drückte ihren Kopf in seine Schulter, damit er ihr keinen Kopfstoß versetzen konnte, und drängte ihn zurück. Er versuchte ihren eigenen Schwung gegen sie zu verwenden, indem er sie über seine Hüfte segeln und aufs Dach krachen ließ. Doch sie klammerte sich an ihm fest, landete auf den Füßen und wandte dieselbe Wurftechnik nun bei ihm an. Die Sense fiel ihm aus der Hand, als er über ihre Hüfte flog. Dann war wieder er an der Reihe. Mit jedem Wurf kamen sie dem Rand des Daches näher. Beide kämpften sie verbissen darum, die Oberhand zu gewinnen. Vielleicht erwartete der Sensenträger, dass sie ihn ein letztes Mal zu Boden werfen und dann sofort versuchen würde, sich von ihm zu lösen, damit er sie nicht mit vom Dach ziehen konnte. Doch stattdessen klammerte sie sich fester an ihn, stieß sich ab, und sie fielen beide in die Tiefe.
    In dem Moment, in dem der Sensenträger erkannte, was sie vorhatte, ließ er sie los, wedelte mit den Armen und versuchte nach etwas zu greifen, wo es nichts zu greifen gab. Tanith zog bereits die Knie an und stemmte die Füße gegen seinen Bauch. Dann ließ sie ihn los und stieß sich von ihm ab. Sie drehte sich, bekam die Dachrinne zu fassen, schwang sich hinauf und überließ ihn seinem Schicksal. Er schrie nicht auf dem Weg nach unten, und sie hörte kein Aufklatschen und keinen Aufprall, dafür Reifenquietschen und Gehupe.
    Einer weniger.
    Sie schlug ein Rad, um dem Angriff des zweiten Sensenträgers auszuweichen. Die gebogene Klinge kam erneut auf sie zu, sie rutschte aus, fing sich aber rasch wieder, wich stolpernd zurück und suchte nach ihrem Schwert, ihrem herrlichen Schwert. Sein Stiefel krachte seitlich gegen ihre Wade, es riss ihr beide Beine weg, und sie landete hart und unelegant auf dem Boden. Hastig drehte sie sich auf den Rücken und erstarrte. Der Sensenträger stand über ihr, die Sense nur Zentimeter von ihrem Hals entfernt. Ihr Brustkorb hob und senkte sich rasch. Der Sensenträger atmete nicht einmal besonders schwer. Ihr Körper saugte die schwarzen Venen ein und das Schwarze aus ihren Lippen. Sie blickte zu ihm auf, das Gesicht gerötet, aber makellos.
    „Okay“, sagte sie, „ich ergebe mich.“
    Der Sensenträger antwortete nicht. Das hatte sie auch nicht erwartet. Er umfasste
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