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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Autoren: Derek Landy
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nach der Sonne.
    Ihr Vater führte sie zu einem Durchgang, bog rechts ab und ging weiter, bog links ab und ging wieder weiter. So marschierten sie eine ganze Weile, und das Mädchen wusste schon bald nicht mehr, welchen Weg sie gekommen waren. Sie sah nur noch zischende Fackeln in Wandhalterungen und magere Flämmchen in der Dunkelheit.
    „Warte hier“, sagte ihr Vater, als sie eine leere Kammer erreicht hatten. Sie tat, wie geheißen, weil das so ihre Art war, und schaute ihren Eltern nach, als sie durch eine andere Tür verschwanden. Ihr Vater ging sehr aufrecht und wirkte plötzlich so zerbrechlich. Ihre Mutter blickte nicht zurück.
    Das Mädchen stand in der Dunkelheit und wartete.
    Und wartete noch ein Weilchen.
    Schließlich kam ein Mann herein. Er trug verschlissene Kleider und kaputte Sandalen.
    „Hallo“, grüßte er.
    Schon an diesem Wort hörte man, dass er kein Engländer war. Das Mädchen war noch nie einem Ausländer begegnet.
    „Hallo“, grüßte sie zurück und fügte dann hinzu: „Freut mich, Sie kennenzulernen“, weil man das zu Fremden bei der ersten Begegnung so sagte.
    Er stand da und schaute sie an, und das Mädchen wartete darauf, dass er wieder das Wort ergriff. Sie war noch ein Kind, und im Beisein von Erwachsenen mussten Kinder warten, bis diese ein Gespräch begannen. In diesem Punkt hatte ihr Vater keinen Spaß verstanden, und sie hatte ihre Lektion gelernt.
    „Hast du Fragen?“, erkundigte sich der Mann in dieser seltsam abgehackten Sprechweise.
    „Ja. Danke. Darf ich fragen, wo ich bin?“
    „Das weißt du nicht?“
    „Ich bin mit meinen Eltern hier. Sie …“
    „Deine Eltern sind weg“, unterbrach der Mann sie. „Sie sind gegangen und haben dich hier zurückgelassen. Von jetzt an wirst du hier wohnen.“
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Sie würden mich nie zurücklassen.“
    „Das haben sie aber, du kannst es mir ruhig glauben.“
    „Entschuldigung, aber Sie irren sich. Meine Eltern würden mich nicht zurücklassen.“
    „Vor einer Stunde sind sie wieder an Bord des Schiffes gegangen. Das hier ist jetzt dein Zuhause.“
    Er log. Warum log er? Von ihrem Vater hatte das Mädchen ihr gutes Benehmen. Ihre Mutter hatte ihr andere Eigenschaften vererbt.
    „Sagen Sie mir, wo sie sind, oder Sie werden Schwierigkeiten bekommen“, verlangte sie in einem Ton, der keine weitere Diskussion zuließ. „Mein Bruder wird auch nach mir suchen. Mein Bruder ist groß und stark, und er renkt Ihnen die Arme aus, wenn er glaubt, er könnte mich damit zum Lächeln bringen.“
    Der Mann setzte sich auf eine Stufe. Er hatte ein gewöhnliches Gesicht. Nicht schön, aber auch nicht hässlich. Lediglich ein Gesicht wie Millionen andere. Er hatte dunkles, grau meliertes Haar und Geheimratsecken. Seine Nase war lang, seine Augen blickten freundlich, und seine Mundwinkel waren nach oben gebogen. „Haben sie dir einen Namen gegeben?“, fragte er. „Nein? Auch keinen Spitznamen? Nun, das könnte in den nächsten Jahren etwas mühsam werden, aber früher oder später wirst du dir selbst einen Namen geben. Dann wissen wir, wie wir dich nennen sollen.“
    „Ich werde die nächsten Jahre nicht hierbleiben“, erwiderte das Mädchen. Die Zeit des guten Benehmens war eindeutig vorbei. „Ich werde überhaupt nicht hierbleiben.“
    Der Mann fuhr fort, als hätte er sie gar nicht gehört. „Ich heiße Quoneel. Das ist ein alter Name, und er stammt aus einer toten Sprache, aber ich habe ihn seiner Bedeutung wegen angenommen. Jetzt ist es mein Name, und er beschützt mich. Weißt du, wie Namen funktionieren?“
    „Natürlich. Ich bin acht, nicht dumm.“
    „Und du besitzt magische Kräfte, nehme ich an?“
    „Jede Menge. Deshalb sagen Sie mir jetzt, wo meine Eltern sind, oder ich verbrenne Sie auf der Stelle.“ Sie schnippte mit den Fingern, und eine Flamme flackerte in ihrer Hand.
    Quoneel lächelte. „Du bist tatsächlich sehr energisch, Kind. Deine Mutter hatte recht.“
    „Wo ist sie?“
    „Weg, wie ich dir gesagt habe. Ich habe dich nicht angelogen. Sie haben dich hierher gebracht und sind gegangen, so wie sie früher deinen Bruder hergebracht haben.“
    Das Mädchen ließ die Flamme erlöschen. „Sie kennen meinen Bruder?“
    „Ich habe ihn ausgebildet. Wir alle. So wie wir dich ausbilden werden. Du wirst hier leben und hier trainieren, und wenn das Aufwallen deiner Kräfte einsetzt, wirst du als eine von uns wieder gehen. “
    „Wer sind Sie?“
    „Ich bin Quoneel.“
    „Aber
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