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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr
Autoren: Isaac Asimov
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in den fünfzig Jahren vergeblicher Anstrengungen waren mehrfach lebende Tiere durch die Trichter gesichtet worden – Tiere, die heute ausgestorben sind.
    Wie auch immer, als das Phänomen nahe daran war, in Vergessenheit zu geraten, trat mein Vater auf den Plan. Unterstützt von einem einflußreichen Freund im Ministerium für Wissenschaft und Technologie, gelang es ihm, eine staatliche Forschungsbeihilfe zur Errichtung eines eigenen Versuchslabors zu erhalten, und er nahm die Sache von neuem in Angriff.
    Ich half ihm dabei. Wenige Wochen zuvor hatte ich die Universität mit einer Promotionsurkunde in Physik verlassen. Unsere gemeinsamen Anstrengungen blieben jedoch erfolglos, und nach einem Jahr gerieten wir in ernste Schwierigkeiten. Mein Vater bekam keine weiteren staatlichen Beihilfen. Die Industrie war nicht interessiert, und seine Universität nahm den Standpunkt ein, er schade dem guten Ruf der Institution, wenn er so starrsinnig ein unfruchtbares Feld beackere. Der Rektor, der sich nur auf der finanziellen Seite der Forschung auskannte, riet ihm, er möge sich einträglicheren Gebieten zuwenden, und versagte ihm jede Hilfe.
    Vermutlich kam sich der Rektor – noch immer am Leben und mit Geldzählen beschäftigt, als mein Vater starb – ziemlich dumm vor, als mein Vater der Universität eine Million Dollar mit der Auflage hinterließ, daß die Summe erst beim Amtsantritt des nächsten Rektors ausgezahlt werden dürfe, weil es dem derzeitigen Amtsinhaber an Einsicht fehle. Aber das war nur posthume Vergeltung. Einstweilen sah unsere Situation düster aus ...
    Ich will Sie nicht mit ausführlichen Schilderungen unserer anfänglichen Notlage langweilen, und so mag es genügen, wenn ich sage, daß die ersten Jahre unglaublich hart waren. Mein Vater behielt die Einrichtung, die wir mit dem Geld der Forschungsbeihilfe gekauft hatten, verließ die Universität und zog mit Sack und Pack hierher. Damals standen hier nur die heruntergekommenen Gebäude einer aufgelassenen Farm, die er billig gepachtet hatte.
    Während jener ersten schweren Jahre versuchte ich immer wieder, ihn zum Aufgeben zu bewegen, doch davon wollte er nichts wissen. Er war nicht kleinzukriegen. Immer gelang es ihm, irgendwo tausend Dollar aufzutreiben, wenn wir sie brauchten.
    Das Leben nahm seinen Gang, und er ließ sich durch nichts von seinen Forschungen abbringen. Meine Mutter starb; Vater trauerte und kehrte an die Arbeit zurück. Ich heiratete, hatte einen Sohn, dann eine Tochter, konnte nicht immer an seiner Seite sein. Er machte ohne mich weiter. Als er sich ein Bein brach, arbeitete er unbeirrt weiter, monatelang vom Gipsverband behindert.
    Ihm gebührt alles Verdienst. Ich half natürlich, so gut ich konnte. Nebenbei übernahm ich Beraterverträge und verhandelte mit Regierungsstellen, aber er war das Leben und die Seele des Projekts.
    Trotz aller Mühen und Entbehrungen kamen wir nicht weiter.
    Nicht ein einziges Mal gelang es uns, einen Greifer durch einen Trichter zu stoßen. Bei einer Gelegenheit wäre es beinahe geglückt. Wir hatten den Greifer so weit durch die Trichteröffnung gestoßen, daß die Zange auf der anderen Seite ungefähr zehn Zentimeter hinausragte. Dann wechselte der Brennpunkt, und der Greifer brach ab wie ein Zündholz. Irgendwann im Mesozoikum rostet jetzt eine von Menschen gemachte Stahlzange an einem Flußufer.
    Aber eines Tages – es war der entscheidende Tag – blieb der Brennpunkt zehn lange Minuten unverändert – ein Phänomen, dessen Wahrscheinlichkeit so gering war, daß sie sich in Zahlen kaum ausdrücken ließ. Wir gerieten in eine rauschende Erregung. Unmittelbar vor uns, auf der anderen Seite der Trichteröffnung, konnten wir Lebewesen sehen, die sich umherbewegten. Zu guter Letzt wurde der Chrono-Trichter auch noch durchlässig, bis wir hätten schwören mögen, daß zwischen der Vergangenheit und uns nichts als Luft sei. Der Durchlässigkeitsfaktor mußte eine Folge der Brennpunktstabilisierung gewesen sein, aber es gelang uns nie wieder, vergleichbare Bedingungen herzustellen und den Zusammenhang experimentell zu beweisen.
    Natürlich hatten wir keinen Greifer zu Hand, wie es so geht. Aber die Durchlässigkeit existierte wirklich und nicht bloß in unserer Einbildung, denn plötzlich fiel etwas von der anderen Seite durch, vom Damals ins Jetzt. Ich griff in instinkthaftem Reflex zu und fing es auf.
    Sekunden später verloren wir den Brennpunkt, und der Trichter löste sich auf, aber diesmal
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