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Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
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stimmt was mit der Klimaanlage nicht. Ich sollte jetzt auch mal gehen. Wie mahnte meine Mutter gestern? »Kind, du arbeitest zu viel! Ihr müsst doch auch mal … Es ist nicht gut für eine Ehe, wenn nie Zeit füreinander da ist.« Ha, wenn die wüsste. Zu schöne Mitarbeiterinnen sind nicht gut für die Ehe! Wieso hat Mama das überhaupt gesagt? Sie weiß doch nix! Oder weiß sie etwas?! Woher? Nein, Michael hätte ihr niemals … Oder weil er nicht mitgekommen ist zu ihr? Es ist einfach ihre mütterliche Dauersorge, ich könnte mich übernehmen. Ihr schlechtes Gewissen. Dass sie das nicht mal ablegt! Dreißig Jahre, nachdem … »Ostpocke« haben sie mich damals in West-Berlin genannt … Stopp, Iris, schlechte Erinnerungen gleich Zeitvergeudung. Vorbei ist vorbei. Heute leben doch die meisten deiner reizenden Westberliner Klassenkameraden ein biederes Reihenhaus-Leben oder von Hartz IV. Und du mischst ganz oben mit. Nur die Harten komm’ in’ Garten … Eben! Wenn die Firma laufen soll, müssen Michael und ich viel arbeiten. Das sollte auch meiner Mutter klar sein. Außerdem – sosehr ich an ihr hänge –, sie ist nun wirklich keine Expertin für Ehe-Angelegenheiten. Und schon gar nicht für Beziehungen wie die zwischen Michael und mir. Wir sind eben Eheleute und Geschäftspartner in einem! Da kann man nicht so herkömmlich trennen von wegen Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps, und weil wir so jung nie wieder zusammenkommen, lassen wir den Dienst heute mal Dienst sein. Oder so ähnlich. Wir arbeiten ja an derselben Sache, haben ein gemeinsames Ziel. Dafür haben wir uns damals entschieden!

21:35
    Ich frage mich nur, ob Michael das noch weiß.

21:36
    Liest Mama eigentlich Frauenzeitschriften? Sie meinte doch gestern tatsächlich, es wäre keine Schande, in Paartherapie zu gehen, wenn es mal nicht so läuft. Therapie. Ich bin doch der Coach. Sich auf die Couch legen, das ist doch was für Weicheier und Narzissten.

Mittwoch, 9. Oktober

09:08. Berlin. In der Waagrechten bei Frau Blum-Neufeldt
    Jetzt schweigen wir schon seit zehn Minuten. Also dieses Kräftemessen kann einem manchmal schon ganz schön auf die Nerven gehen. Sie: sitzend in ihrem Korbstuhl, schräg hinter mir, wie immer adrett gekleidet, mit gespitztem Bleistift in der Hand. Lauernd. Ich: ausgeliefert, weil liegend, auf der Couch vor ihr. Unter meinem Kopf knistert der Küchenkrepp, der wie jeden Mittwoch blütenweiß meiner Geheimnisse und Tränen harrt. Der Mensch, der diese Rollen erfunden hat, muss echt reich geworden sein. So vielseitig einsetzbar! Auch wenn ich in diesem Fall immer noch nicht verstanden habe, ob der Krepp die Couch vor fettigen Haaren oder Körperflüssigkeiten schützen soll. (Die Freude, seine Saugkraft anhand meiner Tränen unter Beweis zu stellen, werde ich ihm heute aber nicht machen!) Auf jeden Fall scheint meine Therapeutin zu glauben, dass der Kopf eines Menschen dreckiger ist als seine Füße, denn die Schuhe dürfen ungeschützt auf die Couch. »Frau Mann, an was denken Sie gerade?«
    Ha. Sie hat verloren. Als Erste geredet. Damit ist der Seelenstriptease eröffnet.

09:30. Flieger Frankfurt–München. Economy Class
    »Aaah!« Mein Sitznachbar, eine typische Vertriebler-Wurst, hat mir seinen Kaffee auf die Anzughose gekippt! Genau in den Schritt. Kurz vor der Landung. Ich fass es nicht! Das hat man davon, wenn man günstig Economy fliegt! Jetzt starrt der Typ erschrocken auf den Fleck und schnell wieder weg. Ist ganz rot geworden. »Also, oh Gott, das tut mir … Entschuldigung. Haben Sie sich, ich meine, also, haben Sie sich verbrannt? Ich … das übernimmt natürlich meine, ähm, also, die Reinigung, das … die Haftpflicht …« Großer Gott, wie will so einer denn jemals was verkaufen?!
    Von wegen Reinigung! Ich teile ihm frostig mit, dass die Versicherung mir außerdem einen neuen Anzug finanzieren muss. Sowie das Taxi, das mich zu einer dieser Boutiquen in der Münchner Innenstadt bringt, dort wartet und mich dann zu dieser Vorstandssitzung karrt, die ich beobachten soll. Ich habe es eilig.
    »Ich habe einen wichtigen Termin, und da kann ich wohl kaum so aussehen, als hätte ich mich eingepisst.« Jetzt wird er schon wieder rot, nickt aber eifrig. Er fummelt in seinem Portemonnaie herum und zieht eine Visitenkarte heraus. Mark Frommler. IT-Firma. Vertriebler, hab ich ja gesagt. Ich gebe ihm meine. Mit »International Executive Coach« kann er anscheinend nicht viel anfangen. Ich darf in dem ganzen
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