Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
Vom Netzwerk:
dass ich vielleicht direkt alles wieder verbrannt habe. Michael sagte nämlich, dass er Alice als seine persönliche Assistentin einstellt, sollte ich ihr kündigen! Er findet es unvernünftig, so viel Know-how zu diesem Zeitpunkt einfach gehen zu lassen (wir kommen gerade kaum mit der Arbeit hinterher). Und ich sei doch sonst so professionell und auf Effektivität bedacht. Natürlich hat Michael Recht. Und ich verachte mangelnde Selbstdisziplin. Aber allmählich verstehe ich, dass es so etwas wie »Mord im Affekt« gibt.

18:30. Berlin. Feierabendverkehr. Mit Fahrrad an der Ampel
    Toll, Laura geht nicht ran. Ich könnte nach diesem Höllentag jetzt echt Rückendeckung gebrauchen! Gegen sechzehn Uhr hat David aufgehört, mich mit seinen Blicken zu steinigen, und ist in die nächste Phase übergetreten: ignorieren. Jetzt bin ich Luft. So viel Luft, dass man schon mal übersehen kann, dass ich direkt hinter der Türe stehe! Ich kann seinen Ärger ja verstehen, aber ein bisschen kindisch ist es schon. Es ist doch nur ein Job! Man müsste einfach aussteigen aus diesem ganzen Scheiß. Aus diesem dämlichen Karrierekarussell, wo jeder gegen jeden arbeitet. Einfach nicht mehr mitmachen. Auswandern. Das ist doch alles zum Kotzen. Ihhh, was ist denn so nass an meinem Bein?
    »Äh. Entschuldigung.«
    »Wat’n, junget Frollein?«
    »Ihr Hund, der pinkelt an mein Fahrrad.« (Und an meine Strumpfhose. Die in meinen 50er-Jahre-Lieblingsstiefeln stecken … Ahh!)
    »Haste jehört, Luna? Bei Fuß, sach ick!« Halbherzig zieht die Dame an der Leine, der röchelnde Mops krallt sich in den Asphalt, fest entschlossen zu beenden, was er angefangen …
    »Äh, könnten Sie ihn vielleicht …«.
    »Komm jetzt. Luna. Luna!« Zerr. Krallen knirschen auf dem Asphalt. Im Weggehen: »Dreckiger wird dit Fahrrad dadurch aber auch nicht mehr.«
    Ah ja. Berlin. Immer wieder reizend. Na ja, zum Glück keiner von diesen Pitbulls. Da riskiert man ja gleich doppelt einen Krankenhausaufenthalt: durch Hund und Herrchen. Ahh, jetzt wäre ich auch noch fast überfahren worden! Wofür braucht die schöne, arme Hauptstadt Fahrradwege, wenn wir die parasitären Hartz-IV-Kreativen ganz einfach mittels gutbetuchter Mercedesfahrer ins Jenseits befördern können?

19:15 Uhr. Berlin. Gemüseabteilung Edeka
    Klopapier nicht vergessen. (Auch, um meine Schuhe sauber zu machen. Die haben echt was abgekriegt. Blöder Köter.) Ich hasse einkaufen. Man schleppt zwei Tüten voll mit dem immer gleichen Gedöns in den vierten Stock, nur um dann festzustellen, dass man auf nichts davon wirklich Lust hat. Was esse ich denn? Karotten aus Israel, Paprika aus Marokko? Praktisch. Wenn man schon selbst nicht mehr in der Welt herumkommt, dann wenigstens das Gemüse, das man isst. Ach, egal. Wenn jetzt mein nicht vorhandenes Vermögen für den Auffahrunfall draufgeht, nur weil dieser Froschmann seine Karre generalüberholen lässt, kann ich mir eh kein Bio mehr leisten. Ich kauf einfach `ne Tiefkühlpizza. Tomaten lagen ja noch in der Küche. Die sahen eigentlich noch gut aus. Wann hab ich die denn gekauft? Vorletzten Freitag?

20:30. Frankfurt. Büro Neuberger & Neuberger
    »Iris?« Ah, der Kopf meines Mannes erscheint in der Tür. »Ich mach jetzt Schluss, wie sieht’s bei dir aus …? Sollen wir zusammen heim… heimfahren?«
    »Ähh, nee, ich …«
    Pling!
    ERINNERUNG OUTLOOK
    Anruf Fabienne. Wg. Mathetest nachfragen und evtl. Nachhilfe organisieren.
    »Ich hab noch zu tun. Wollte auch noch Fabienne anrufen. Mathe, du weißt ja. (Er nickt, aber seinem Gesicht sehe ich an, dass er keine Ahnung hat. Und trotzdem glaubt unsere Tochter, dass er sich mehr um sie sorgt als ich.) Ich komm nach.«
    »O. k., dann … bis später.«
    »Ja, bis dann.«
    Er steht noch unschlüssig in der Tür, aber ich habe mich schon wieder demonstrativ der Arbeit zugewendet. Habe heute genug Zeit mit seinem Ausrutscher verschwendet. Man muss das jetzt auch nicht unnötig hochspielen, Michael wollte am Sonntagabend gleich aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer ausziehen. Das ist doch albern. Jetzt ist er gegangen. Hoffentlich ist dieser Eiertanz bald vorüber. Da leidet doch auch die Arbeit.
    Pling!
    ERINNERUNG OUTLOOK
    Anruf Mia Mann. Wg. Erbe und Hausverkauf.
    Ah, richtig, aber zuerst Fabienne. Nachdem ich mir einen Joghurt (fettarm!) aus dem Kühlschrank geholt habe. Ich komme gleich um vor Hunger.

20:33. Küche in Mias WG
    Telefon! Au, ah, jetzt ist mir die Pizza auf den Boden gekippt. Scheiße. Na
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher