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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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getrunken hatte und fort fuhr.
    „Dabei fällt mir ein - wir hatten mal eine Warm Up Party hier ganz in der Nähe, hinter ihrem Hotel, Helm. Wo der Sportplatz ist. ,The Ref & Whistle’ heißt das Lokal. Das ist die Hausbar des hiesigen Sportklubs. Jedenfalls bedient dort hinter der Bar eine malaiische Schönheit. Sie heißt Betty. Tim hatte was mit ihr. Vielleicht fragen Sie einfach mal dort nach ihm.“ „Danke für den Tipp.“
    „Darf man fragen, warum Tim gesucht wird?“
    Ich hatte die Frage erwartet. „Sie dürfen, aber ich kann Ihnen keine Antwort geben.“ Ich pufferte die Antwort mit einem Lächeln ab und sagte: „Ich weiß es selbst nicht.“ Es war gut, nicht lügen zu müssen. Ich dachte an Doc, für die ich jetzt in Mosambik war. „Ich soll Timothy Butler finden. Warum, kann ich Ihnen nicht sagen.“
    Gormann gab sich damit zufrieden. Er glaubte mir zwar nicht, aber das war unwichtig.
    „Und was hat Sie zu dem Job hier gebracht, Gunter?“
    „Der Lauf der Dinge!“ Er lächelte gedankenverloren und trank noch einen Schluck. „Genauer gesagt: Der Fall der Mauer.“
    Für einen Augenblick sah ich Docs Villa in Sacrow, den maroden Steg und das Patrouillenboot des DDR-Zolls auf der Havel vor mir.
    „Ich habe früher für die DEFA gearbeitet, wenn Ihnen das was sagt.“
    „Deutsche Film AG.“
    „Exakt.“ Er schenkte mir den Rest Chardonnay ein und orderte eine neue Flasche, ohne mich zu fragen. „Ich habe nach der so genannten Wiedervereinigung bei einer westdeutschen Firma als Produktionsleiter angeheuert und dabei die Chance bekommen, eine Reihe von Fernsehfilmen in Südafrika zu betreuen. Es waren melodramatische Rührstücke über Deutsch-Südwest, aber die Arbeit öffnete mir hier alle Türen, und wenig später entschloss ich mich, ganz nach Kapstadt zu ziehen und mich als Producer auf der anderen Seite der Geschäftsbeziehung zu postieren.“
    „Hört sich gut an.“
    „Fakt ist: Ich habe es keine Minute bereut.“
    Die Bedienung brachte den Wein und während sie die zweite Flasche entkorkte und uns einschenkte, besah ich mir das Etikett der leeren Flasche genauer. Ich bat um einen Kugelschreiber, notierte Uva Mira Chardonnay aus Stellenbosch auf eine Papierserviette und eröffnete so die versprochene Liste für Doc.
    „Der Tropfen ist ganz in Ordnung, aber es gibt bessere“, sagte Gormann.
    „Als Einstiegsdroge ist er jedenfalls gut geeignet.“ Ich steckte die Serviette ein und lächelte Gunter Gormann an. „Ist nur eine Notiz für eine befreundete Biertrinkerin.“
Kapitel 6
    Gegen sechs Uhr früh wachte ich auf, ging auf den Balkon und sah aufs Meer. Es herrschte Ebbe. Noch war es kühl und diesig, aber vom Strand klang schon Kinderlachen zu mit herüber.
    Den gestrigen Abend hatte ich in angenehmer Erinnerung. Gormann war über der zweiten Flasche Weißwein richtig gesellig geworden und ins Schwärmen über Land und Leute geraten. „Klar“, hatte er eingeräumt, „es gibt Sicherheitsprobleme, eine hohe Kriminalitätsrate und wahllose Bombenanschläge mitten in der Stadt in bester IRA-Manier -vom AIDS-Problem und dem Weltrekord an Vergewaltigungen ganz zu schweigen. Aber es gibt auch viel Positives! Vor allem gehört die Apartheid der Vergangenheit an.“
    Über Timothy Butler hatte ich nichts mehr in Erfahrung bringen können. Doch wenig war besser als gar nichts, und Gormann schien wirklich nicht mehr zu wissen. Zwar hatte er versprochen, mich anzurufen, falls ihm doch noch etwas einfallen sollte, aber ich machte mir keine allzu großen Hoffnungen.
    Da ich zur frühen Morgenstunde noch nicht mit Service auf dem Pool-Deck rechnete, nahm ich ein Handtuch aus dem Badezimmer mit und begab mich auf den Weg zum Frühsport. Der Pool war so kalt wie ein Bergsee. Einsam und allein schwamm ich Bahn für Bahn. Offenbar war niemand außer mir bereit, sich dem Tod durch Erfrieren auszusetzen. Nach einigen Minuten meinte ich, am Boden des Schwimmbeckens einen Stein zu erkennen. Er schimmerte grünlich - wie ein Malachit. Aber es war wohl eine Sinnestäuschung, bedingt durch ein unterkühltes Gehirn. Natürlich hätte ich einfach hinabtauchen können, um mir Gewissheit zu verschaffen, doch etwas hielt mich davon ab.
    Erst unter der warmen Dusche kam ich wieder richtig zu mir und überdachte meine Optionen für den Tag. Wenn Betty Barfrau war, machte es keinen Sinn, vor der Happy Hour im ,Ref & Whistle’ aufzukreuzen. Ein Besuch in ,Manenbergs Jazz Café’ war eher Nachtarbeit. Also
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