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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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und schmalem Schnurrbart. Die Computerarbeit basierte angeblich auf einer Zeugenaussage und war alles, was mein Auftraggeber an optischen Hilfsmitteln anbieten konnte. Laut Stamm suchten deutsche und südafrikanische Behörden seit nunmehr sieben Jahren erfolglos und zunehmend lustloser nach dem Mann. Eine Zusammenarbeit mit eben jenen Behörden war nicht mehr erwünscht. Damit rannte man bei mir offene Türen ein. Ich hatte nicht vor, mit meinen Jobs öffentlich bekannt zu werden.
    „Na ja, es gehört schon viel guter Wille dazu, Tim auf dem Foto zu erkennen“, sagte Gormann. „Den Bart hatte er nicht, als er bei uns arbeitete.“
    Wenn er sich über den erkennungsdienstlichen Charakter des Konterfeis wunderte, so zeigte Gunter Gormann es nicht. Ich steckte das Bild weg und sagte: „Für mich sieht er eher wie ein Äthiopier oder ein Somali oder Eritreer aus.“
    „Wenn, dann eher Somali, denn er war Muslim. Keiner von der militanten Sorte. Er hatte hiesige Papiere und war am Kap ganz zu Hause. Außerdem verfügte er über gute Kontakte zum ANC. "
    Die Bedienung brachte den Wein, und ich stieß mit Gormann auf die ersten wirklich neuen Informationen an: Timothy Butler war vermutlich Muslim und bei den neuen Machthabern offenbar gut gelitten.
    „Wie lange war er für Sie tätig, Herr Gormann?“ „Sagen Sie ruhig Gunter.“ Er hielt mir die Hand hin. „Kein Mensch nennt mich hier zu Lande beim Nachnamen.“
    Ich schlug ein. „Helm.“
    „Tim hat gut ein Jahr für uns gearbeitet.“
    „Was hat er gemacht?“
    „Er arbeitete unregelmäßig für uns - und das auf Honorarbasis. Er spricht hervorragend Englisch und sehr gut Deutsch. Deshalb habe ich ihn vor allem bei Projekten für deutsche Produktionen eingesetzt.“
    „Was genau war seine Aufgabe?“
    „Er war vielseitig. Fahrer, Betreuer für deutsche Gäste, eben ein Mädchen für alles. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Er hat sogar gelegentlich deutsche Drehbücher ins Englische übersetzt und bei kleineren Projekten als Produktionsassistent gearbeitet.“
    „Mit Projekte meinen Sie Filme?“
    „Richtig. Wenig Kino und viel Fernsehen - alles von der Serie bis zum TV-Movie. Außerdem Musik-Videos und Werbespots. Meine Firma Whale Rock Pictures betreut vor allem die Produktionen deutscher Hersteller, die hier vor Ort drehen.“
    „Warum endete die Zusammenarbeit mit Butler?“
    „Er verließ Kapstadt.“
    „Warum?“
    „Keine Ahnung. Er war eines Tages weg. Ich rief seine Nummer wegen eines neuen Auftrags an und erfuhr, er habe die Stadt verlassen.“
    „Wohin?“
    „Da fragen Sie mich zu viel, Helm.“
    Die Bedienung servierte das Essen und wünschte uns guten Appetit. Ich ließ den ersten Bissen Schwertfisch auf der Zunge zergehen.
    Gormann musterte mich. „Und?“
    „Vortrefflich. Zart und saftig.“
    Gormann war zufrieden und widmete sich seinem Thunfisch. „Die wissen hier, wie man Fisch zubereitet - und vor allem, wo man gute Ware bekommt.“
    „Haben Sie noch mal versucht, Kontakt mit Butler zu bekommen? Er war doch offenbar ein Mitarbeiter, den man nicht gerne verliert.“
    „Tim war zweifellos ein guter Mann. Aber ich bin - Gott sei Dank - sehr gut im Geschäft und habe zwischen den Projekten nicht groß Zeit, Anwerbungs- oder gar Suchaktionen durchzuführen. Es gibt genug geeignete Leute, die sich aufdrängen - auch jüngere als Tim.“
    „Erinnern Sie sich an Personen, die Butler besonders gut kannten?“
    Gunter Gormann aß und trank und dachte eine Weile nach. „Soviel ich weiß, ging er in ,Manenberg’s Jazz Café’ ein und aus. Das ist Downtown Kapstadt. Angeblich kann man dort den besten Live-Jazz aus den Townships hören. Und dann war Tim wohl im guten Kontakt zu Jabu Mahlangu. Der Alte spielt Gitarre. Sie können ihn fast jeden Tag an der Waterfront treffen. Er hockt meist beim Victoria & Alfred Hotel auf dem Kai und macht mit einem Saxophonisten Musik für die Touristen. Tim hat die beiden Veteranen mal für eine Produktion angeschleppt, und wir haben sie mit großem Erfolg eingesetzt. Der alte Jabu spielt seinen Freunden heute noch das Video vor.“
    „Timothy Butler scheint es mit der Musik zu haben.“
    „Das kann man wohl sagen. Er spielt übrigens selber ganz passabel Gitarre und hat bei jeder Produktions-Feier in die Saiten gegriffen und dazu gesungen. Kam gut an. Sein Hit war Ain’t No Sunshine. Den Song kriegt er fast so gut hin wie Bill Withers.“
    Ich wartete geduldig, bis Gormann einen Schluck Wein
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