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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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Er schnippte mit den Fingern, um sich zu begleiten, machte ein paar Tanzschritte und sang: „How do you stop - before its tooooo late...?“Er schlug sich auf die Schenkel und wackelte kurz mit dem Hintern. Tänzelnd näherte er sich dem Schreibtisch, schnippte erneut mit den Fingern und sang weiter: „Hard bodies, soft emotions - so fast, so smart.“ Er breitete die Arme weit aus und lächelte mich an.
    Jabu Mahlangus Stimme war rau und tief. Was mochte der Mann wohl zu Stande bringen, wenn er auch noch Gitarre dazu spielte?
    Der Musiker summte die Melodie weiter und setzte sich. Sein Fingerschnippen gab ungebrochen den Rhythmus vor, während er entspannt die Füße auf Gunter Gormanns Schreibtisch parkte und mir seine weißen Boots zeigte. Sie trugen goldene Beschläge und hatten hohe Absätze. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und musterte mich. „Sie wollen mit mir über Tim reden, sagt Gunter?“
    „Stimmt.“ Ich setzte mich auf einen Stuhl.
    „Er ist in Schwierigkeiten...“
    Der Alte holte keine Erkundigung ein, sondern stellte etwas fest, was er schon lange ahnte. Also fragte ich: „Was wissen Sie darüber?“
    „Nichts - aber ich spüre so was. Bei Tim ist das nicht schwer. Er bringt Anderen Glück und zieht selber das Pech an. Sehen Sie nur mich an. Mir hat er Glück gebracht. Jetzt sitze ich schon wieder hier bei den Filmleuten, und sie wollen mit mir zusammenarbeiten. Aber Tim - der ist nicht mehr da! Dabei waren die hier sehr zufrieden mit ihm.“
    „Das habe ich auch gehört.“
    Der Alte zauberte eine billige Zigarre unter der Schlangenhaut hervor, biss ein Ende ab und spuckte es in eine Ecke. Er steckte den zerfaserten Stumpen zwischen die Zähne, beugte sich vor, drehte einen Stiefelabsatz zur Seite und brachte eine kleine Schachtel mit Wachsstreichhölzern ans Tageslicht. Dann riss er ein Zündholz an der Stiefelsohle an und gab sich Feuer, bevor er die Schachtel wieder im Absatz verstaute.
    Ich musste noch warten, bis er genug Rauch gepafft hatte, um die Glut am Leben zu halten.
    „Tim war plötzlich weg“, sagte er. „Keiner weiß, wo er ist. Man hört nichts von ihm. Nicht mal seiner Freundin Betty hat er was gesagt. Und die war der Mensch, der ihm am nächsten stand.“ Er grinste. „Zumindest körperlich.“
    „Die malaiische Schönheit, die im ,Ref & Whistle’ in Camps Bay an der Bar bedient?“
    Jabu lachte. „Sie wissen ja schon alles.“
    „Fast...“
    „Na ja, sie arbeitet auch gar nicht mehr in der Bar. Hat was Besseres gefunden.“ Sein Grinsen war jetzt eindeutig anzüglich.
    „Wissen Sie, wie ich sie erreiche?“
    Jabu kramte in den Innentaschen seiner Jacke und förderte einen Stapel Visitenkarten ans Licht. Er streifte das Gummibändchen ab und sah sie durch. „Hier - auf der Rückseite steht ihre Privatnummer.“ Er hielt mir die Karte hin. „Aber denken Sie bitte nicht, ich sei ihr Macker. Sie arbeitet jetzt für eine Agentur.“
    Ich stand auf, nahm die Karte entgegen und sah sie mir genau an, während ich wieder Platz nahm. Auf der Vorderseite stand SUZIE, darunter Intímate Escorts und eine Telefonnummer.
    „Das ist Bettys Künstlername“, sagte Jabu. „Den hat sie von Suzie Wong.“
    Die Zahlen auf der Rückseite waren mit grüner Tinte notiert. „Sagen Sie Betty, Jabu hätte Ihnen die Privatnummer gegeben, sonst wimmelt sie Sie an die Agentur ab.“
    „Danke!“ Ich steckte die Karte ein. „Man hat mir gesagt, Timothy Butler macht auch Musik und verkehrte regelmäßig in diesem berühmten Jazz Café. Sollte ich da mal vorbeisehen.?“
    „Manenberg’s?“ Jabu schüttelte den Kopf. „Da brauchen Sie nicht mehr hinzugehen. Stan Wishbone war der letzte, der ihn dort gesehen hat. Aber auch Stany spielt und verkehrt dort nicht mehr.“
    „Wieso nicht?“
    „Stany lebt inzwischen in Franschhoek. Er arbeitet als Oberkellner in einem Restaurant. So einem Gourmet-Tempel, für die dieses Hugenottenkaff berühmt ist. Da dreht sich alles um Wein.“ Er kicherte. „Dabei hat Stany am liebsten Bourbon getrunken. Der hat gar keine Ahnung von Wein. Aber angeblich kommt bei dem Kellnerjob mehr rum als am Schlagzeug. Dabei ist Stany ein verflucht guter Drummer.“ Der Alte verstummte für einige Sekunden. „Und jetzt bedient er Leute, die ein Schweinegeld für wenig Essen auf großen Tellern ausgeben.“
    Bevor er trübsinnig werden konnte, sagte ich: „Aber Sie machen weiter Musik!“
    Er saugte an seiner Zigarre. „Klar! Ich krepiere beim Singen
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