Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Vorstellung der beiden Musik-Veteranen.
    Der Mann mit den Musikkassetten kam an meinen Tisch und bot mir erneut sein preiswertes Repertoire an. Den Verdacht, es könne sich um Raubkopien oder geklaute Originale handeln, wies er weit von sich, bevor ich auch nur danach gefragt hatte.
    „Sind Sie jeden Tag hier?“ fragte ich und sah mir höflichkeitshalber sein Angebot an.
    „Klar - hier ist immer was los!“
    „Nur leider keine Live Musik heute.“
    „Sie meinen sicher Jabu und seinen Kumpel.“ Er warf einen besorgten Blick zum Kai. „Ich habe mich auch schon gefragt, wo die heute bleiben. Haben sicher gestern zu viel gebechert.“
    Ich entdeckte eine Kassette von Roy Orbison in seinem Sortiment und kaufte sie ihm ab. Er zog weiter. Noch während ich ihm nachsah, machte mein Handy dezent auf sich aufmerksam.
    „Gunter Gormann - ich rufe an, damit Sie nicht umsonst an der Waterfront nach dem alten Jabu suchen.“
    „Schon passiert!“
    „Das tut mir Leid. Wo sind Sie jetzt?“
    „Am Victoria & Alfred Hotel.“
    „Ich habe Sie da gestern Abend auf eine falsche Fährte gelockt, Helm.“ Er lachte kurz auf. „Der Alte hängt nämlich hier im Produktionsbüro rum. Ich wusste nicht, dass unser Regisseur ihn gestern spontan als Berater in Sachen einheimische Musik angeheuert hat. Wenn Sie Lust haben, kommen Sie einfach rüber, dann können Sie hier mit ihm sprechen. Es ist nicht weit.“
    „Wie komme ich hin?“
    „Wir befinden uns ganz in der Nähe zum Hafengelände an der Ecke Port Road und Ebenezer Road. Vom Taxistand vor dem Hoteleingang nach links die Dock Road entlang, um die New Marina herum. Ist nicht weit zu Fuß. Sie können natürlich auch ein Taxi nehmen, aber die meisten Fahrer werden nicht begeistert sein, weil es sich nicht lohnt.“
Kapitel 7
    Der kurze Fußmarsch war lang genug.
    Auch dieser Tag wurde gegen Mittag wieder heiß und sonnig. Trotzdem herrschte ein angenehmes Klima - erst recht hier am Wasser in der leichten Atlantikbrise. Der Wachmann, der das Tor zum Gewerbegelände sicherte, beantwortete meine Frage, indem er mit seinem Schlagstock über den Parkplatz zum Büro der Whale Rock Pictures zeigte.
    Vor dem Eingang beluden ein paar junge Leute einen Kleinbus mit Kameras und Scheinwerfern. Ein Büro reihte sich an das andere. Meist Hightech-Firmen. Trotzdem machte das Ganze einen eher provisorischen Eindruck. Auch Gunter Gormanns Produktionsbüro strahlte intensive Kurzlebigkeit aus. Hyperaktive und freundliche Geschäftigkeit bei funktioneller, aber nur flüchtig arrangierter Ausstattung. Alles in allem eher ein nützlicher Campingplatz als eine ordentliche Niederlassung.
    „Wir mieten die jeweiligen Örtlichkeiten nur für die gerade laufende Produktion an“, erklärte mir Gormann, nachdem er mich herzlich begrüßt hatte, und führte mich in den verglasten Verschlag, der ihm als Büro diente.
    Ich sah mich um.
    „Setzen Sie sich! Ich schicke Ihnen den Alten gleich vorbei. Hier können Sie in aller Ruhe mit ihm reden. Das einzige stationäre Telefon steht draußen bei meiner Assistentin.“ Er streckte mir die Hand zum Abschied hin. „Und seien Sie bitte nicht böse, wenn Sie mich nicht mehr zu Gesicht bekommen sollten. Ich habe im Moment viel um die Ohren.“
    Ich schüttelte ihm die Hand. Das „Danke!“ musste ich ihm schon nachrufen.
    Kaum war mein Blick einmal über die Sammlung aus Drehbüchern, Storyboards, Produktionsplänen und Motivfotos gewandert, tauchte auch schon Jabu Mahlangu auf und schlug mir zur Begrüßung so lässig auf die Schulter, als hätten wir zusammen schon mehrere Platten aufgenommen.
    Der Alte war eine beeindruckende Erscheinung. Er mochte um die Siebzig sein, wirkte jedoch jünger. Ich tippte auf Vorfahren mit schwarzafrikanischem und asiatischem Ursprung. Hautfarbe, Nase und Statur waren aus Afrika, Augen und Haare aus Asien. Wahrscheinlich Zulu und Malaie. Mit seiner üppigen, mit viel Frisiercreme zusammengehaltenen, Tolle und dem breiten Mund voller kräftiger Zähne, erinnerte er mich ein wenig an James Brown. Auch das Hemd aus weinroter Kunstseide mit dem weit offen stehenden Kragen, und der Anzug aus Schlangenhaut-Imitat mit Schlaghose und goldfarbener Polyesterweste passten dazu.
    „Ich wette, Sie haben Sex Machine in Ihrem Repertoire, Mister Mahlangu“, sagte ich.
    Jabu brach in lautes Lachen aus. „Darauf können Sie verdammt noch mal Gift nehmen, Sir! Ist ein guter Song, kein Zweifel - aber ich stehe noch mehr auf How Do You Stop.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher