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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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Kunde für heute. Also können Sie sich aussuchen, wie lange Sie bleiben wollen.“
    Widerspruchslos nahm ich zur Kenntnis, wie viel es kosten sollte. Ich hatte nicht vor, zu handeln.
    Sie schnitt ein Stück Limone ab und drückte es über dem Eis aus. „Wenn es länger dauern soll, kann ich Rabatt einräumen, bei Openend können wir sogar eine Pauschale vereinbaren.“ Sie warf mir einen kurzen Blick zu, um sich zu vergewissern, ob ich noch mitkam.
    Ich bestätigte die Informationen mit einem Nicken. Ihre sachliche Art mochte nicht jedem Mann als erotischer Einstieg liegen, mir hingegen erleichterte sie, Distanz zu halten und mich auf das zu konzentrieren, was ich wollte: Informationen über Timothy Butler.
    Der Schuss Gin, den sich Betty gönnte, war für einen Doppelten gut. „Im Bett ist alles möglich - aber nichts ohne Kondom - auch Blasen.“ Sie öffnete ein Fläschchen Tonic und füllte das Glas auf. „Das Ganze muss natürlich auch nicht unbedingt im Bett stattfinden.“ Sie nahm einen Schluck.
    „Wie wäre es, wenn wir uns erst mal auf eine Stunde einigen und dann weitersehen?“
    Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich neben mich aufs Sofa. „Okay.“
    Ich legte das Geld auf den Couchtisch - bevor sie mir das auch noch sagen musste.
    „Danke, Darling.“
    Mit dem Kosenamen waren Instruktionen und Verhandlungen offensichtlich abgeschlossen. Bevor Betty sich näher an mich heranrobben konnte und Suzie übernahm, stand ich auf und ging zum Fenster. Hinter den dünnen Gardinen schimmerten vereinzelte Lichter über der Granger Bay. Viel mehr war in der Nacht nicht zu erkennen. Ich hörte wie Betty aufstand und Musik auflegte. Kurz darauf erklang ein Bossa Nova von Stan Getz. Dann vernahm ich ein dezentes Schniefen. Sie zog sich was rein. Es war bestimmt kein Schnupftabak.
    „Eigentlich will ich mich nur ausführlich mit Ihnen unterhalten.“ Ich sah sie an.
    „Reden.?“ Sie nahm einen Schluck Gin Tonic und schüttelte vehement den Kopf. „Ich bin doch keine Psychotante!“
    „Es geht um Timothy Butler.“
    Sie kippte den Rest ihres Drinks und ging zur Bar, um sich einen neuen zu machen. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und sah ihr zu. Sie säbelte die Limone in Stücke und quetschte sie energisch aus. Dabei musterte sie mich, als wolle sie mir Vergleichbares antun. Ich prostete ihr zu, und sie widmete sich der Ginflasche. Es wurde wieder ein Doppelter.
    „Ich bin kein Spitzel, der sich für Informationen bezahlen lässt!“
    „Das behauptet kein Mensch.“
    Sie kam mit ihrem Drink näher. „Ich fürchte, du musst dich schon auf das übliche Spiel einlassen. Du darfst mich vögeln, Darling, aber ich bin keine Informantin, und erst Recht lasse ich mich nicht über meine Freunde aushorchen.“
    „Das ehrt Sie.“ Ich verdoppelte den Einsatz.
    Sie starrte kurz auf die Scheine, sah weg, nahm einen kräftigen Schluck und schüttelte den Kopf.
    Ich legte noch etwas drauf.
    „Das ist unfair“, flüsterte sie.
    Ihr Lächeln war schwach, ihre Pupillen groß.
    „Tim und ich sind Moslems. Ich glaube, das verband uns am meisten. Wir waren zwar nicht über die Maßen gläubig, aber in diesem Land war es schon immer hilfreich, sich an die eigenen Leute zu halten.“
    „Wo kommt er her?“
    „Er wohnte in Boo Kaap, dem alten Malaien-Viertel.“
    „Aber er ist nicht hier geboren.“
    „Ursprünglich ist er aus Hargeisa. Das ist in Somalia. Sein richtiger Name ist Ismail Bod. Aber er ist schon als Jugendlicher dort weg. Er bekam ein Stipendium und ging nach Deutschland. Dann lebte er ein paar Jahre in London. Dort machte er Musik und nannte sich Timothy Butler.“
    „Wann kam er nach Südafrika?“
    „Erst als Mandela Präsident wurde. Ich glaube, Tim hat aber schon vorher, in seiner Zeit in Europa, für den ANC gearbeitet. Aber hier hat er sich aus der Politik raus gehalten.“
    „Was hat er so gemacht?“
    „Tim hat gejobbt, gekifft und Musik gespielt. Zwischendurch ist er dann wieder ab und zu in London und Hamburg gewesen. Aber er kam regelmäßig zurück - bis er irgendwann ganz verschwand.“
    „Vermissen Sie ihn?“
    Sie schwieg einige Sekunden lang. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Wir waren befreundet, hatten Sex miteinander und eine gute Zeit.“
    „Mehr nicht?“
    „Reicht das nicht.?“ Sie schaute mich an. „Ich finde, das ist eine ganze Menge. Jedenfalls habe ich ihn in guter Erinnerung. Er war cool, und er war ein bisschen verrückt. Und immer hatte er
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