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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser
Autoren: Hans Dominik
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spätestens vierzehn Tagen bin ich wieder hier«, fiel ihm der lange Schmidt ins Wort, und dann wurde es Zeit, an den Aufbruch zu denken. ›St 25‹ stand zum Rückflug in die Heimat bereit.

10
    Ein Jahr verfließt schnell, wenn seine Tage vom Morgen bis zum Abend mit Arbeit angefüllt sind, und über einen Mangel an Arbeit konnten sich die Herren Wille und Schmidt nicht Beklagen.
    Von Aktenstößen umgeben, saß Dr. Schmidt in seinem Arbeitszimmer, als Wille mit einem Papier in der Hand zu ihm kam. Nur zögernd und etwas vor sich hin brummend unterbrach der lange Schmidt seine Tätigkeit, während Wille, das Papier in seiner Rechten schwenkend, ihn ansprach.
    »Lassen Sie Ihren Zylinder bügeln und Ihren Gehrock ausbürsten, Herr Kollege.«
    Schmidt kniff nach alter Gewohnheit die Lippen zusammen und setzte sein säuerliches Gesicht auf.
    »Zylinder? Gehrock? Warum? Steht uns etwa hoher Besuch bevor?«
    Wille schüttelte den Kopf und sah im Gegensatz zu Schmidt höchst vergnügt aus. »Das ist es nicht, Doktor. Aber Pate stehen müssen Sie heute nachmittag.« Er sah das entsetzte Gesicht des langen Schmidt und fuhr fort, während er ihm das Blatt hinhielt. »Hier ist die amtliche Meldung. Der fünfzigtausendste Einwohner der Insel soll heute getauft werden, und uns beide hat man als Paten gebeten. Ja, Kollege Schmidt, Würde bringt Bürde. Da hilft nun nichts. Wir müssen beide hin, und etwas Nettes müssen wir dem Täufling auch schenken. Lassen Sie sich’s mal durch den Kopf gehen, was wir dafür wählen; ich werde in einer Stunde wieder zu Ihnen kommen.«
    Wille ging aus der Tür und ließ einen total aus dem seelischen Gleichgewicht gebrachten Mann zurück. Pate stehen … Geschenke machen? Das waren für den langen Schmidt Dinge, mit denen er sich sein Leben lang noch nicht befaßt hatte. Unruhig begann er in seinen Schreibtischkästen zu kramen, als ob er in ihnen Rat und Hilfe finden könnte. Ein altes Notizbuch fiel ihm dabei in die Hände, und zerstreut begann er darin zu blättern.
    Es waren Aufzeichnungen über die früheren Ereignisse auf der Insel, die er fortlaufend eingetragen hatte. Jetzt stieß er auf die Worte: vorzeitige Sprengung durch O’Brien. Der Krater stürzt zusammen, der Teufel ist los. Wir fliehen in die Stratosphäre … Sein Blick fiel auf das Datum, das dabei stand, und ging dann zu dem Terminkalender auf seinem Tisch. Er stutzte. Es war ja beidemal dasselbe. Dann war also heute der Jahrestag jenes denkwürdigen Experimentes, dem das neue Land sein Dasein verdankte. Fast hätte er das über der Arbeit des Alltages vergessen. Wille hatte auch kein Wort davon gesagt. Wahrscheinlich ging’s dem wohl ebenso. Er sprang auf und eilte in Willes Zimmer. Ehe er jedoch seine Mitteilung anbringen konnte, kam ihm Wille schon zuvor. »Ein Funkspruch, Herr Kollege. Sie werden kaum erraten, von wem er kommt …«
    »Keine Ahnung, Herr Doktor Wille.«
    »Von ›St 25‹ kommt er, Professor Eggerth gratuliert uns zum ersten Jahrestag und bittet, den Sekt kühl zu stellen. In einer Stunde wird sein Schiff hier landen. Ohne den Professor hätten wir den Tag übersehen!«
    »Doch nicht, Herr Dr. Wille«, widersprach der lange Schmidt und hielt ihm sein altes Notizbuch hin. »Ich wollte Sie eben daran erinnern.«
    »Ja, mein lieber Schmidt«, Wille strich sich durch das Haar, »da wird’s heut wohl mit der Arbeit nicht mehr viel werden. ›St 25‹ begrüßen, Taufe mitmachen … nachher Geburtstag feiern … Nun, wir haben das ganze Jahr hindurch keinen Tag gefeiert. Da können wir’s uns heute schon einmal erlauben.«
    Als ›St 25‹ auf seinem alten Liegeplatz niederging, standen Wille und Schmidt zum Empfang bereit.
    »Der Sekt steht bereit, Herr Professor«, begrüßte Dr. Wille den Mann, mit dem ihn jahrelange gemeinsame Arbeit verband und dem er so viel zu verdanken hatte. Professor Eggerth schaute sich nach allen Seiten um und ergriff den Arm Willes.
    »Sie müssen mich führen, Herr Doktor«, sagte er dabei scherzend, »hier ist ja so vieles anders geworden, daß ich mich allein nicht mehr zurechtfinde. Ihr altes Verwaltungsgebäude … meine Hochachtung, das hat sich ja zu einem richtigen Regierungspalast entwickelt. Wer von uns hätte vor einem Jahr geglaubt, daß das alles so werden würde.«
    »Wir glaubten an Sie, Herr Professor, und unsere Hoffnung ist nicht enttäuscht worden«, sagte Wille, während sie langsam auf das Gebäude zuschritten. Dr. Schmidt stand allein vor dem
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