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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler
Autoren: F. Paul Wilson
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engen Eingang zu befreien. Mit durchdringendem Kreischen kam er schließlich frei und prallte gegen eine Wand, noch bevor Dalt die Energiezufuhr drosseln und das Schiff stabilisieren konnte. Der Gang war hier zum Wenden zu schmal, und so blieb Part nichts anderes übrig, als einen Teil des Weges nach draußen rückwärts zu gleiten.
    Der Sergeant sagte etwas, das Dalt nicht verstand, und er bat ihn, es zu wiederholen. »Ich habe gesagt, ein paar meiner Männer sind verletzt, aber sie werden schon wieder in Ordnung kommen, falls wir den Weg zurück schaffen.«
    Dalt, der voll damit beschäftigt war, den Gleiter unbeschädigt rückwärts durch den Gang zu manövrieren, verstand erst die volle Bedeutung der Worte des Sergeanten, als sich der Gang wieder auf seine normale Größe verbreitert hatte.
    »Falls? Was meinen sie mit ›falls‹?« fragte er, während er den Schalthebel auf Neutralstellung umlegte und auf den Knopf drückte, der dafür sorgte, daß sich der Gleiter automatisch um 180° um seine eigene Achse drehte.
    »Das Tor oder der Durchgang oder der Wirbel, oder wie immer Sie es auch nennen wollen – er ist geschlossen«, erwiderte er. »Wie sollen wir jetzt zurückkommen?«
    Dalt fühlte einen Kloß im Hals aufsteigen, bemühte sich aber, eine zuversichtliche Miene aufzusetzen. »Unternehmen Sie nichts, bis ich komme. Ende.«
    »Verstanden«, antwortete der Sergeant, der sich augenblicklich beruhigt hatte. Er war überzeugt, daß der Heiler irgendwie helfen konnte. »Ende.« Der Videoschirm wurde wieder dunkel.
    Dalt verdrängte das Problem, wie er und seine Leute die sechzigtausend Lichtjahre, die sie von der übrigen Menschheit trennten, überbrücken konnten, vorerst aus seinen Gedanken und konzentrierte sich auf den Lichtschein vor ihm. Bisher war die Rückkehr zu glatt verlaufen. Er erwartete jederzeit irgendeinen Vergeltungsschlag, und so sah er sich ständig um, als er langsam das Ende des Ganges und das Tageslicht erreichte.
    Aber er konnte keine Anzeichen für einen Gegenschlag entdecken. Als Dalt aus der Dunkelheit heraus in das helle Sonnenlicht schoß, sah er, daß die Stufen zum Tempeleingang bedeckt waren mit Fremden, die in anbetender Pose dort ausharrten. Die meisten Augen blieben auf die Erde gerichtet, aber hier und da erhoben sich Köpfe, als er über die Menge hinweg in Richtung Festland aufstieg. Er konnte die Gesichtsausdrücke der Einzelnen nicht erkennen, aber ihre Bewegungen und Gesten ließen darauf schließen, daß sie ohne den führenden Willen ihrer Göttin völlig hilflos waren. Die wenigen, die ihm nachblickten, schienen sagen zu wollen: »Erst tötest du unsere Gottheit, und jetzt willst du ihren Platz nicht einnehmen und läßt uns mit dem Nichts zurück.«
    Dalt hatte plötzlich Mitleid mit dem Volk Kalis. Ihre gesamte Kultur war durch ein einzelnes Wesen verdreht, verfälscht und in eine verkehrte Richtung gelenkt worden. Und nun existierte dieses Wesen nicht mehr. Das totale Chaos würde die Folge sein. Aber aus diesem Durcheinander würde eine neue, breiter gefächerte Gesellschaft entstehen, mit einem hoffentlich milderen oder möglicherweise sogar überhaupt keinem Gott. Es konnte nur besser werden.
    (»Vielleicht«), sagte eine vertraute Stimme, (»wird ihr neuer Gott Kali ähnlich sein, mit einer weißen Haarsträhne und einer goldenen Hand. Und Sänger werden davon berichten, wie er den Raum durchquerte, ihre Pfeile und Speere abschüttelte und loszog, die Allmächtige zu besiegen, Sie-die-nicht-sterben-konnte zu töten.«)
    Ich sehe, du hast dich gut erholt.
    (»Nicht ganz. Wahrscheinlich werde ich mich nie ganz von diesem Kampf erholen können. Ich hoffe, daß meine Schulden jetzt beglichen sind, denn ich werde nie wieder meine Existenz bei so einem Unternehmen auf’s Spiel setzen.«)
    Ich kann auch nur hoffen, daß eine solche Situation nie wieder eintritt. Und ich kann dich beruhigen, alle Schulden sind bis auf Heller und Pfennig bezahlt.
    (»Das ist gut. Und solltest du gelegentlich mitten in der Nacht von entsetzten Schreien in deinem Kopf geweckt werden, dann mach’ dir darüber keine Sorgen. Ich bin es nur, wenn ich daran denken muß, was ich gerade durchgemacht habe.«)
    War es so schlimm?
    (»Ich bin überrascht, daß wir noch leben – und das ist alles, was ich sagen kann.«)
    Langsam konnte man an der Küste Einzelheiten erkennen, und unter sich entdeckte Dalt einen einzelnen Kali Anhänger, der verzweifelt versuchte, schwimmend die Insel zu
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