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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Ich dachte erst, da wäre einer gestürzt oder so. Nee, der war mausetot.«
    »Haben Sie eine Vermutung, wodurch er … ich meine, woran er gestorben ist?«
    Heiligenbrand hob die Schultern. »Was weiß ich, tot eben. Vielleicht hatte er einen Herzinfarkt.«
    Das würde die Obduktion ergeben. Henne zupfte nachdenklich an seinem Schnauzer herum.
    »So eine Rotzbremse hatte ich früher auch«, sagte Heiligenbrand. »Macht nur Arbeit, dabei mögen die Weiber die Oberschenkelbürsten nicht einmal.« Er lachte.
    Henne fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er war stolz auf seinen Kinnbart, der ihm das Aussehen eines Piraten verlieh. »Sehr witzig«, entgegnete er. »Ich möchte alles über Königs Geschäfte wissen.«
    »Da sitzen wir morgen noch hier.«
    »Umso eher sollten Sie beginnen.«
    »Erstens wäre da das Einkaufscenter. Ein Riesending, Millionen hat er damit gescheffelt. Zweitens eine Passage, drittens das Unigebäude, die Kirchen, die Wohnhöfe in der Südvorstadt, das Altenheim in Kleinzschocher, die Plagwitzer Künstlerschmiede – ein Umbau übrigens –, das Museum, Bürohäuser, zwei Privatschulen …« Heiligenbrands Finger reichten nicht aus, um weitere Projekte aufzuzählen.
    »In Ordnung«, sagte Henne. »Das werden wir in den nächsten Tagen untersuchen.«
    »Warum der ganze Aufriss? Wenn er doch bloß einen Infarkt hatte.«
    Eben noch hast du angegeben, du wüsstest nichts über die Todesursache deines Chefs, dachte Henne. Seine Narbe pulsierte wie ein schmerzender Zahn. »Routine. Sobald wir wissen, dass es ein natürlicher Tod war, wird alles eingestellt.«
    Von draußen kamen Geräusche. Gordemitz trampelte mit Leonhardt im Schlepptau die Stufen des Bauwagens herauf.
    »Gut, dass du kommst«, sagte Henne zu Leonhardt. »Bist du so weit?«
    Leonhardt nickte. Er hatte Gordemitz wohl auf dem Rundgang befragt. Vorerst gab es hier nichts mehr für die Kommissare zu tun. Henne war froh, dem verräucherten Bauwagen zu entkommen. Er selbst hatte schon vor mehr als zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört.
    Drei Stunden waren vergangen, seit die Kollegen vom Polizeirevier Süd den Todesfall gemeldet hatten. Mittlerweile war es acht Uhr durch, und Henne hatte nur eine einzige Tasse Kaffee intus. Zeit für Nachschub, denn ohne Kaffee konnte er schlecht denken.
    Noch immer regnete es in Strömen. Der Himmel war von dickbäuchigen Wolken beherrscht, die jede Hoffnung auf besseres Wetter im Keim erstickten. Henne hatte seinen Schirm im Auto vergessen. Leonhardt hatte in der Hektik gar nicht erst daran gedacht, einen mitzunehmen.
    Egal, sie waren ohnehin bereits durchnässt. Mit langen Schritten liefen sie zum Wagen und stiegen ein. Henne schaltete die Heizung ein und gab Gas. Die Wischerblätter zuckten wie verrückt über die Scheibe. Sie hatten Mühe, der Wassermassen Herr zu werden.
    »Halt mal da vorn«, sagte Leonhardt.
    Henne erkannte die Werbetafel vor der Bäckerei und legte eine Vollbremsung hin.
    Leonhardt stieg aus und kam kurz darauf mit einer Tüte ofenfrischer Brötchen zurück. »Sie sind noch warm.«
    Bis sie das Eingangsportal der ehrwürdigen Polizeidirektion erreicht hatten, war die Wärme der Brötchen allerdings verflogen. Auf dem Weg zur Treppe riskierte Henne einen Blick zu Gitta, die den Empfangsbereich managte. Ihre Lockenpracht leuchtete in einem satten Violett. Henne schluckte. Gitta liebte Kunsthaar in jeder Form. Ob Perücken, Strähnen, Zöpfe, Dutte – sie musste alles haben, was die Bestände ihres Händlers hergaben. Es war ein gewöhnungsbedürftiger Anblick auf dem alternden Frauenkopf.
    Während die Kaffeemaschine blubberte, wippte Henne in seinem Bürosessel, die Beine auf den Papierkorb gelegt, die Hände im Genick verschränkt. Seine Schuhe trockneten derweil auf dem Heizkörper. Nebenbei verleibte er sich zwei Brötchen ein und sah Leonhardt beim Tippen des Erstberichts zu.
    »Was hast du von Gordemitz erfahren?«, fragte er.
    Leonhardt schaute von der Tastatur hoch. »König war nicht gerade beliebt. Gordemitz musste ständig damit rechnen, dass er gefeuert wird. Den anderen ging es ebenso.«
    »Das hat Heiligenbrand auch gesagt.«
    »Glaubt man Gordemitz, ist Heiligenbrand ein Spinner, ein Windhund, ein bequemer Sack, ein Möchtegern-Chef und dazu noch ein Alkoholiker. Letzteres hat sich wohl erst vor Kurzem herausgestellt.«
    »Nette Beschreibung.«
    »Es kommt noch besser. Heiligenbrand soll die Arbeiter ausspioniert haben.«
    »In Königs Auftrag?«
    »Oder um sie auf
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