Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
Vom Netzwerk:
Sonnenstrahlen kämpften sich durch die feuchte Luft. Feuerbirk klebte das Hemd schon jetzt am Rücken, obwohl es noch früh am Tag war.
    Edith Zumpe war aus der Nachbarschaft herübergekommen und hatte sich bereit erklärt, das Waldidyll bis zur Abfahrt der Gäste in Obhut zu nehmen. Sie war immer noch durcheinander, doch sie hatte sich zumindest so weit gefangen, dass sie Kaffee kochen und Frühstück machen konnte. Carla und Bartwick hatten kaum etwas gegessen, das Waldidyll wirkte ohne Helene Ritter trostlos und leer. Sie konnten es kaum erwarten abzureisen.
    Bartwick saß bereits hinter dem Steuer des BMW , Carla stand neben dem Wagen und streckte Feuerbirk die Hand entgegen.
    »Leben Sie wohl, Cowboy.«
    »Ist das ein Abschied für immer?«
    Carla nickte mit einem kleinen Lächeln. »Es hätte ohnehin nicht mit uns geklappt.«
    Ihr Lächeln schmerzte Feuerbirk. »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte er halbherzig und hätte am liebsten gesagt, dass es sehr wohl zwischen ihnen gut gegangen wäre.
    Carla stieg ein, und Bartwick gab Gas. Ein letztes Winken, dann waren sie fort.
    Feuerbirk wandte sich zum Haus zurück. Doch noch bevor er die Tür erreicht hatte, ertönte ein Hupen hinter ihm. Eine irrwitzige Hoffnung ließ ihn herumfahren.
    Carla!
    Doch ein grasgrüner Polo bremste vor ihm, am Steuer saß Psychologin Grünberg. Sie sprang aus dem Wagen und strahlte ihn an. Gleich darauf legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Vermutlich sah sie ihm die Enttäuschung an.
    »Ich habe einige Erklärungen für Sie«, sagte sie und schob sich an ihm vorbei ins Haus. In der Hand trug sie eine große Tasche, ein Monstrum, in das mindestens vier gefüllte Aktenordner passten.
    Ergeben folgte er ihr. An der Tür drehte er sich ein letztes Mal um. Sein Blick fiel auf den Polo, der wie ein Frosch auf der Straße hockte. Grün wie die Hoffnung. Er hatte keine Ahnung, ob er sich überhaupt noch irgendetwas erhoffen sollte.
    »Was führt Sie zu mir?«, fragte er, als er Frau Grünberg im verlassenen Frühstücksraum gegenübersaß und die ersten Rauchwolken aus seiner Pfeife aufstiegen.
    »Zagemann lässt grüßen.« Die Grünberg reichte ihm einen Ordner.
    Feuerbirk schaute sie an. »Ich kenne den Inhalt. Es besteht der dringende Verdacht, dass Ritter nicht nur die uns bekannten Opfer ermordet hat, sondern auch seine ehemalige Freundin, eine gewisse Ira Lattkowitz. Aber warum, in Gottes Namen?«
    »Ritter hat eine Persönlichkeitsstörung, latente Schizophrenie, in der er Macht in destruktiver Beziehung genießt.«
    »Das heißt auf Deutsch?«
    »Er musste töten, und zwar immer dann, wenn er glaubte, Ira vor sich zu haben. Jedes lispelnde Mädchen hat ihn an sie erinnert. Er hat ihr die Zunge abgeschnitten, also tat er das auch bei seinen anderen Opfern.«
    »Das ist eine ziemlich einfache Erklärung.« Feuerbirk pustete einen Rauchring in die Luft und schaute ihm nach.
    »Dann versuche ich es andersherum«, sagte die Grünberg. »Knut Ritter ist nicht besonders intelligent. Er hat es mit Mühe und Not bis zur sechsten Klasse geschafft. Alle Versuche, ihn zu einem besseren Schulabschluss zu bringen, sind fehlgeschlagen. Seine Lehrerin Lilo Mannteufel hat tagelang mit ihm geübt, doch es war aussichtslos. Ritter hätte in eine Förderschule gemusst, aber da war kein Platz frei. Also hat man ihn sich selbst überlassen.«
    »Das zeugt nicht unbedingt von einer guten Betreuung.«
    Die Grünberg zuckte mit den Schultern. »Die Zeiten waren eben so.«
    »Und weiter?«
    »Dann wurde seine Schwester vergewaltigt. Es war der Nachbar, ein schon alter Mann. Danach hat sie sich dem Bruder anvertraut, wahrscheinlich aus Angst, dass es noch einmal geschehen könnte.«
    »Ein Mensch mit unterdurchschnittlich gebildetem Geist würde seine Schwester rächen wollen.«
    »Das hängt nicht von der Bildung ab.«
    Feuerbirk grübelte vor sich hin. »Damals könnte Ritter einen ersten Schaden davongetragen haben.«
    »Lesen Sie das Vernehmungsprotokoll. Ritter war geständig. Für ihn dürfte es eine Befreiung gewesen sein, dass er sich alles von der Seele reden konnte.«
    Feuerbirk überflog die Berichte. Währenddessen setzte er die inzwischen erloschene Pfeife erneut in Brand. »So viel Elend.«
    »Knut Ritter wird wegen mehrfachen Mordes angeklagt. Er hat sieben Frauen auf dem Gewissen, dazu den alten Lattkowitz.«
    »Wenn das reicht.«
    »Ein neunter Mord konnte gerade noch verhindert werden. Viola Gunder. Er hat ihr aufgelauert, doch sie ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher