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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Haus folgte, vergewisserte er sich, dass Knubbel nicht fliehen konnte.
    Bartwick brachte Carla ins Ritter’sche Wohnzimmer und legte sie auf die Couch. Er tätschelte ihr sacht die Wangen, und tatsächlich schlug sie nach einer Weile die Augen auf. Einen Moment lang irrte ihr Blick zwischen Bartwick und Feuerbirk hin und her. Sie starrte sie verwirrt an.
    »Sie sind in Sicherheit«, sagte er leise.
    Ihre Augen weiteten sich. »Knubbel.«
    »Es ist vorbei. Der Kommissar hat ihn verhaftet.« Bartwick nahm ihre Hand.
    Feuerbirk seufzte leise. Er sah Carlas Blick. So liebevoll wie ihren Freund hatte sie ihn noch nie angeschaut.
    »Knubbel ist ein Mörder. Er hat die Zungen der Frauen aufgespießt, dort im Stall.« Carla schüttelte sich.
    »Die Polizei wird sie sicherstellen. Damit dürften die Morde ein Ende haben.«
    Die Haustür schlug zu, kurz darauf kam Zagemann ins Wohnzimmer gepoltert. »Der Doc sieht sich gerade die tote Wirtin an. Die Kollegen haben Ritter schon mitgenommen. Er wird nach Erfurt überführt«, sagte er zu Feuerbirk. »Der junge Sommer hat ein klasse Phantombild hingekriegt. Es zeigt eindeutig Knut Ritter. Wir haben seine DNA mit den Speichelspuren an den Tatorten verglichen. Sie sind identisch.«
    Carla richtete sich auf. »Knubbel hat etwas Sonderbares gesagt. Kauen – schauen . Und er hat von einer Schule und Niederoderwitz gefaselt. Was hat es denn damit auf sich?«
    »Ihnen scheint es schon wieder recht gut zu gehen«, brummte Feuerbirk.
    Carla war noch blass, doch ihre Augen blitzten. »Ich will wissen, was damals passiert ist. Die ganze Wahrheit, bitte.«
    »Ich hoffe, Sie fragen nicht als Journalistin.«
    »Hoffen Sie, was Sie wollen. Sie haben Ralph verdächtigt, dabei ist er unschuldig. Also, was ist passiert?«
    Feuerbirk gab Zagemann ein Zeichen. Der holte einen Zettel aus der Tasche seines zerknitterten Jacketts. »Knut und Helene Ritter stammen aus einer sächsischen Bauernfamilie. Ihre Eltern besaßen in Niederoderwitz eine Landfleischerei, die allerdings ziemlich schlecht lief. Es gab da wohl Gerüchte um Menschenfresserei nach dem Krieg. Eine Lehrerin konnte sich noch gut an den jungen Ritter erinnern. Er war ein verschlossener, schwermütiger Junge. Als seine Freundin aus dem Dorf verschwunden ist, wurde er noch mehr zum Eigenbrötler.«
    »Diese Freundin, wie hieß sie?«, fragte Carla.
    Zagemann blätterte in seinem Notizbuch. »Ira Lattkowitz. Sie war siebzehn, als sie abgehauen ist.«
    »Sie ist nicht abgehauen«, flüsterte Carla. »Knubbel hat sie ermordet. Er hat es mir gesagt.«
    »Wir werden das überprüfen.« Zagemann klappte sein Notizbuch zu. »Ich schlage vor, wir beenden die Unterhaltung jetzt. Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen.«
    Feuerbirk sah Carla an, was sie von dem gut gemeinten Rat seines Kollegen hielt. Sie hatte ihre Unterlippe vorgeschoben und schien angestrengt nachzudenken. Als sie aus dem Zimmer ging, hatte sie nur einen beiläufigen Blick für Zagemann übrig.
    Feuerbirk nestelte seine Pfeife aus der Tasche und wartete, bis Carla und Bartwick die Stube verlassen hatten. Dann sagte er zu Zagemann: »Gute Arbeit. Ich mache mich gleich an den Bericht.«
    »Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Die Zeugen reisen morgen ab. Ich brauche ihre Unterschriften unter dem Protokoll.«
    »Da will ich dich nicht aufhalten. Ich schau mal nach dem Doc und weise die Spurensicherung ein.« Zagemann verließ das Wohnzimmer.
    Feuerbirk blieb allein zurück. Sein Blick wanderte durch den Raum, streifte Nippes und großblättrige Zimmerpflanzen, gehäkelte Deckchen und die Sofadecke aus Kaninchenfell.
    So lebte also ein Massenmörder. Das Heim der Geschwister Ritter unterschied sich in nichts von dem tausender anderer Menschen. Und trotzdem musste es in Knubbels Leben etwas gegeben haben, das ihn aus der Bahn geworfen und einen Mörder aus ihm gemacht hatte.
    Die Stubenuhr, ein monströses Vehikel, schlug elfmal. Müde rieb Feuerbirk sich die Augen. Im Hinausgehen löschte er das Licht, dann holte er sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier und machte sich daran, die Aussagen für das Protokoll aufzuschreiben.
    Draußen trafen die ersten TV -Wagen und Presseleute ein. Sie mussten sich bis auf Weiteres damit begnügen, die herumstehenden Einwohner zu interviewen, denn die Polizei hatte das Waldidyll weiträumig abgesperrt.
    Der nächste Morgen begann diesig. In der zweiten Nachthälfte hatte es geregnet. Es roch nach nassem Heu und Kuhmist. Erste zaghafte
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