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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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runden Metallständern steckten. Jeder von ihnen hatte eine große Kamera umhängen.
    »Die und ihre Weltreisen.«
    Carla schmunzelte. Sie mochte die Asiaten, die stets voller Vorfreude aus den Bussen strömten, in denen sie von einer Sehenswürdigkeit zur anderen quer durch ganz Deutschland gekarrt wurden. Irgendwann würde sie deren Heimat auf ähnliche Weise erkunden. Ralph hatte es ihr versprochen. Er war Künstler, ein Maler, und wenn er seine momentane Schaffenskrise überwunden hatte, wollte er für einige Zeit nach Asien gehen. Carla durfte ihn begleiten. Ralph hatte bereits die Reiseunterlagen besorgt und die Route geplant, nur der Termin stand noch nicht fest.
    Carla lauschte den ungewohnten Lauten der japanischen Sprache, die in ihren Ohren wie das Schnattern eines Gänseschwarmes klangen. Als die Gruppe verschwand, wurde es wieder ruhig vor der Höhle. Sie schloss die Augen.
    »Komm, Carla, die nächste Führung beginnt!«
    Ein Stups schreckte sie auf. Sie hatte nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Sie musste eingeschlafen sein. Schnell raffte sie ihre Sachen zusammen und folgte Ralph, der schon zum Eingang vorausgegangen war.
    Im Innern der Höhle war es kühl, aber keineswegs kalt. Trotzdem fröstelte Carla. Vielleicht waren ihre Gedanken daran schuld. Sie hatte von Ralph geträumt, hatte ihn Arm in Arm mit einer zierlichen Porzellanschönheit unter blühenden Mandelbäumen eine Promenade entlangschlendern sehen. Die Szene hatte einer kitschigen Postkarte geglichen, unwirklich und überzogen, und doch hatte ihr die Eifersucht beinah die Sinne geraubt.
    Sie zog die Jacke enger um die Schultern und folgte dem Mann, der die Gruppe führte. Seine Erläuterungen plätscherten an ihr vorbei. Worte und Wasser, es war eine passende Kombination. Erleichtert atmete sie auf, als sie nach einer halben Stunde unvermittelt ans Tageslicht gespült wurde.
    »Wie beeindruckend die kuppelartigen Gewölbe sind, der Olymp oder der Dom. Hat es dir auch gefallen?«, fragte Ralph, während sie auf ihre Fahrräder stiegen.
    Carla wich seinem Blick aus und trat in die Pedale. Die Sonne war kräftiger geworden, Mittagszeit. Es dauerte nicht lange, und sie kam ins Schwitzen.
    Ralph holte zu ihr auf, bis sie nebeneinander radelten. »Im nächsten Dorf ist ein Gasthof, da rasten wir.«
    »Warum sollen wir bis ins nächste Dorf radeln? Ich habe eine bessere Idee.« Carla deutete nach links auf einen ausgewaschenen Sandweg, der sich durch die Wiesen einen Berg hinaufzog und in der Ferne am Waldesrand endete. »Lass uns dort haltmachen.«
    »Im Dorf wäre es viel schöner.«
    »Aber ich finde ein Picknick in der Natur besser.« Sie mobilisierte ihre Kräfte. Ralph ließ sie vorausfahren.
    Am Waldrand angekommen, entdeckte sie eine hölzerne Bank, die sich unter den ausladenden Ästen einer Tanne duckte. »Schatten, wunderbar.«
    Carla öffnete den Rucksack und breitete den Proviant auf der Bank aus. Frau Ritter hatte ein großes Lunchpaket gepackt.
    Ralph hielt das Gesicht den Wiesen zugewandt und schaute kaum hin, als er ein Salamibrötchen nahm. »Was für eine schöne Aussicht.«
    Carla warf ihm einen schnellen Blick zu. Auch sie fand die Aussicht schön, doch das war noch lange kein Grund, so wie Ralph angestrengt ins Tal zu stieren.
    Sie begutachtete die Picknickauswahl. Edamer war zu fett, leider. Seufzend griff sie nach der Wasserflasche und schob Ralph auch das Käsebrötchen zu. »Ich bewege mich mal ein bisschen.«
    Ralph schreckte auf. »Bleib doch.«
    Sie ignorierte ihn und ging ein paar Schritte bis zu einem Baum, stützte das rechte Bein dagegen und begann mit den Dehnübungen, die sie vor einigen Tagen in einem Fitnesskurs gelernt hatte. Obwohl Carla Freude an Bewegung hatte und viel Sport trieb, hatte sie vorher nicht geahnt, dass ihr Körper in der Lage war, sich derart zu verrenken.
    Sie spürte Ralphs Blick im Rücken und straffte sich. Der Abstand zu dem Baum war zu groß, um bei den Übungen eine wirklich gute Figur zu machen. Sie musste näher heran, damit sie das Bein beugen konnte. Doch abgebrochene Äste und Zweige bildeten einen undurchdringlichen Haufen um den Baum herum. Das Gehölz musste weg.
    Carla zerrte daran, und der Haufen schwankte bedrohlich. Plötzlich gab der Ast, an dem sie zog, nach. Sie stolperte rückwärts und stürzte mit einem erschrockenen Schrei ins Gras. Ralph war sofort neben ihr und wollte ihr aufhelfen. Doch Carla ergriff seine Hand nicht. Ihr Blick klebte an dem, was aus dem
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