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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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stimmt’s?« Edith Zumpe stieß ihre runde Nase in Ralphs Richtung.
    Ralph zuckte zurück und starrte die Frau an.
    Carla kicherte erneut. Ralph tat ihr leid. »Ein scheußlicher Anblick«, sagte sie und meinte die Leiche. Ihr Schluckauf unterstrich jedes einzelne Wort.
    »Wir haben gerade darüber gesprochen, ihr kommt zu spät.« Die Wirtin nahm die Schnapsflasche und verfrachtete sie in den Schrank.
    Edith verdrehte die Augen. »Lassen Sie sich von Helene nicht zurückhalten«, flüsterte sie Carla zu und fuhr dann laut fort: »Man muss über das Geschehene reden, sonst bleibt ein Trauma zurück.«
    »Was, bitte, ist denn deiner Meinung nach geschehen, Edith?«, fragte Frau Ritter und stemmte die Hände in die Hüften.
    Carla wunderte sich, mit welcher Wut die Wirtin die Worte hervorgestoßen hatte.
    »Wenn ich das wüsste!« Edith rammte Wilfried den Ellenbogen in die Seite. »Sag doch auch mal was.«
    Wilfrieds fahle, lederne Haut bekam tatsächlich so etwas wie einen rosa Schimmer, doch er blieb stumm. Edith hatte wohl nichts anderes erwartet, Carla eigentlich auch nicht. Sie hatte oft genug erlebt, dass Ralph ähnlich reagierte. Die Männer dieser Welt waren offensichtlich übereingekommen, den Mund zu halten, wann immer sie von ihren Frauen dazu aufgefordert wurden, ihre Meinung kundzutun. Umso überraschter war sie, als Wilfried nach einer Weile gedehnt sagte: »Man muss herausbekommen, wer die Tote ist.«
    »Darum kümmert sich die Polizei.«
    »Der Feuerbirk hat den Fall übernommen«, sagte Frau Ritter.
    »Ach nee, der Torsten. Na, der wird es schon richten.« Edith Zumpe beugte sich nach vorn und erklärte Carla mit verschwörerischer Miene: »Torsten ist der Neffe meiner Großtante mütterlicherseits. Wir sind sozusagen eine Familie. Er hat es weit gebracht, der Junge, bis nach Erfurt.«
    »Tolle Karriere«, stieß Ralph abfällig hervor.
    Carla zuckte zusammen. Was hatte er bloß? Für Ralph mochte Erfurt nicht gerade der Nabel der Welt sein. Die Thüringer jedoch waren stolz auf ihre Landeshauptstadt, und durchaus zu Recht, wie sie fand. Sie musterte Wilfrieds Kopf, der einem nur mit Haut bespannten Totenschädel glich.
    »Der Feuerteu… äh … Feuerbirk kriegt alles heraus. Das hat er versprochen.« Zur Bestätigung leerte Carla ihr Glas in einem Zug, dann stand sie auf. Der Frühstücksraum schwankte plötzlich unter ihren Füßen.
    Als hätte der Kommissar nur auf das Stichwort gewartet, schob er sich ausgerechnet in diesem Moment durch die Tür.
    Carla plumpste zurück auf ihren Stuhl. »Haben Sie Ihren Gaul draußen am Treppengeländer festgezurrt?«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie nicht auf sie«, sagte Ralph. »Carla ist ziemlich durcheinander. Die Aufregung, Sie verstehen?«
    Carla hickste. Schöner Freund!
    Feuerbirk rückte einen weiteren Stuhl an den Tisch und nahm Platz. Aus einer Jackentasche holte er einen Tabaksbeutel. Aus der anderen eine Pfeife. Mit geübten Griffen stopfte er sie. Mit der Frage, ob er im Frühstücksraum rauchen dürfe, hielt er sich gar nicht erst auf. Frau Ritter rümpfte die Nase, sagte aber nichts.
    »Kennt ihr die Frau?« Er legte ein Foto auf den Tisch vor die Eheleute Zumpe.
    Edith und Wilfried beugten sich darüber, als wollten sie es mit den Nasen abtasten. Als sie sich sattgesehen hatten, schüttelten sie gleichzeitig die Köpfe.
    »Schade.« Feuerbirk zündete ein Streichholz an und setzte den Tabak in Brand. Ein Geruch nach nassem Holz und angebranntem Essen machte sich im Raum breit.
    Carla hustete, aber zumindest war ihr Schlucken weg.
    »Wie ist sie denn gestorben?«, fragte Edith.
    Aus der Pfeife quollen Rauchwolken, die Feuerbirks Kopf wie das Haupt eines Vulkans umnebelten. »Meines Erachtens wurde sie erwürgt. Die Anzeichen sind eindeutig. Aufgedunsenes Gesicht, Blaufärbung, punktförmige Blutungen in den Bindehäuten und den Augenlidern, Würgemale an Hals und Nacken. Der Staatsanwalt hat die Obduktion angeordnet. Dr. Bauer von der Rechtsmedizin weiß Bescheid, er war am Fundort dabei. Ich bin mir sicher, er wird meine These bestätigen.« Er wedelte den Rauch beiseite.
    »Rechtsmedizin«, flüsterte Edith ehrfürchtig.
    »Bestimmt stellt er einen Kehlkopfbruch fest.«
    »Kehlkopf–«
    »Oder ein gebrochenes Zungenbein.«
    »Zungen–« Ediths Kinn bebte.
    »Dazu die Verletzungen an Armen und Beinen, die blutigen Kratzer an Rücken und Po. Sie muss sich ziemlich gewehrt haben.«
    »Was ist damit?« Edith pickte auf den Mund der Leiche, der wie
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