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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition)
Autoren: John Rector
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ihn nicht anrufen werde. Sie will es der Polizei überlassen.«
    »Gut«, sagt er. »Ich verstehe deinen Frust, aber warte mal ab, was passiert. Vielleicht überrascht dich die Polizei noch.«
    Ich lache. »Nein, bestimmt nicht.«
    Die Serviererin kommt mit unseren Getränken. Sie stellt sie auf den Tisch und sagt: »Bedienen Sie sich am Buffet.«
    Wir sehen ihr nach.
    »Isst du was?«
    »Ich hab keinen Hunger. Geh du mal.«
    »In einer Minute.« Doug beugt sich vor. »Hör auf deine Frau, Jake. Vertrau ihr. Sie kennt dich, und sie liebt dich.«
    »Alles, was sie weiß, habe ich in dem Buch geschrieben.«
    »Es gibt noch mehr?«
    »Ein bisschen.«
    »Sie hat nie gefragt?«
    »Sie wollte Näheres über meinen Dad erfahren. Ich habe ihr erzählt, was mir von ihm einfiel, und von dem Selbstmord meiner Mutter. Das war’s in etwa.« Ich greife zum Bier und trinke. »Wir haben vor der Heirat vereinbart, dass wir Fragen auf ein Minimum beschränken.«
    »Ihr beide liebt wohl Überraschungen.«
    »Ich habe keine Geheimnisse vor ihr. Sie hat das Buch gelesen. Das Schlimmste steht da drin.«
    »Dann vertrau ihr«, sagt Doug. »Ihre Liebe zu dir wird euch beide da durchbringen, trotz all deiner Unzulänglichkeiten. Ich weiß es.«
    »Mal sehen.«
    Doug schlüpft aus der Nische und zeigt auf das Buffet. »Du hast auch bestimmt keinen Hunger?«
    »Bestimmt nicht.«
    Doug zuckt mit den Achseln und geht zum Buffet.
    Ich bleibe in der Nische und denke über seine Worte nach. Ich bin nicht sicher, ob es an seinem Optimismus liegt oder am Bier, aber ein Teil von mir fühlt sich besser.
    Diane und ich haben ein gutes Leben. Wir sind glücklich. Alles, was geschehen ist, hat uns vielleicht etwas zugesetzt, aber wir lassen uns nicht unterkriegen.
    Alles wird gut.
    – – –
    Als wir
The Body Shoppe
verlassen, sind wir beide betrunken. Die Sonne ist hinter den Bergen versunken und hat sie in eine zerklüftete schwarze Silhouette am Horizont verwandelt, als hätte jemand den Boden des Himmels weggerissen.
    Doug steht im Eingang und spricht mit dem Türsteher. Ich lehne mich an das Gebäude, sehe die Wagen auf der Straße vorbeifahren und wünschte, ich wäre zu Hause.
    Keiner von uns ist fahrtüchtig, darum lassen wir den Türsteher ein Taxi rufen. Fünfzehn Minuten später fährt es auf den Parkplatz.
    Auf der Heimfahrt schweigen wir. Als das Taxi vor meinem Haus hält, sehe ich zu Doug hinüber, der mit geschlossenen Augen an der Tür lehnt.
    Ich beuge mich vor, stecke dem Fahrer mehrere Scheine zu und sage: »Das müsste reichen, um ihn nach Hause zu bringen.«
    Doug richtet sich auf. »Jake, was zum Teufel ...?«
    Ich sage ihm, das sei ein Therapiehonorar – keine Widerrede!
    Ausnahmsweise hält er sich dran.
    Ich öffne die Tür und steige aus.
    Doug beugt sich herüber und hält mich zurück, bevor ich die Tür schließe.
    »Ich habe eine Idee«, sagt er. »Warum verreist du am Ende des Semesters nicht mit Diane? Fahrt eine Weile weg. Ich gebe euch die Schlüssel für mein Haus in Mexiko. Es liegt direkt am Wasser. Ihr seid bestimmt begeistert. Ich war seit ein paar Jahren nicht mehr da, also weiß ich nicht, in welchem Zustand es ist, aber ...«
    »Danke, aber im Moment kann ich hier nicht weg. Vielleicht, wenn das alles aufgeklärt ist, aber noch nicht.«
    »Okay.« Doug nickt. Natürlich.«
    Er streckt seine Hand aus, und ich schüttele sie.
    »Sag Bescheid, wenn sie aus Phoenix zurückkehrt. Dann lade ich euch beide ein. Wir grillen ein Hähnchen.«
    Ich nicke ihm zu, dann schließe ich die Tür und sehe sie wegfahren. Als das Taxi verschwunden ist, mache ich kehrt und gehe durch die Auffahrt zu meiner Tür und ins Haus.
    Es ist dunkel und leer und fühlt sich für mich allein zu groß an. Ich denke an Diane und frage mich, was sie jetzt wohl gerade macht. Diese Vorstellung berührt einen wunden Punkt in mir.
    Ich lege meine Schlüssel auf den Küchentisch und hole ein Bier aus dem Kühlschrank, dann gehe ich durch den Flur in mein Büro. Im Schrank steht ein Exemplar meines Buchs. Ich hole es heraus und fange irgendwo in der Mitte an zu lesen, in der Hoffnung, dass eine längst vergessene Erinnerung zündet.
    Aber da ist nur das vertraute elende Gefühl, das mich immer überfällt, wenn ich an jene verplemperten Tage zurückdenke. Ich komme nicht weit, bevor ich das Buch zuklappe und auf den Schreibtisch fallen lasse.
    Es hat keinen Zweck.
    Ich kannte damals so viele Leute, und noch viel mehr habe ich verletzt. Wer hinter
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