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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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auch zu Terry hin. »Ja«, sagte er, »was ist mit diesem Fiesling, diesem Mädchenverderber?«
    »Ja richtig«, sagte Terry. »Ach, der ist verschwunden. Auf der Flucht. Hat sich wohl ins Ausland abgesetzt. Jetzt sucht ihn Interpol.«
    »Tatsächlich«, sagte der Schwarze.
    »Ja«, sagte Terry. »Vielleicht hätte man es besser angehen sollen.« Sie nahm den Becher in die Hand und schüttelte ihn. Aus dem Strohhalm floss Colaschaum heraus und am Halm entlang.
    »Wie hieß der noch?«, fragte Brille. »Gutwill oder so ähnlich.«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Terry. »Er lebte sowieso unter falschem Namen.«
    McDonald’s leerte sich allmählich. Terry konnte durch die Fensterscheiben hindurchsehen, auf die Straße, die irgendwie in diesem Jahr schon herbstlich wirkte, obwohl heute erst der erste Septembertag war. Die Leute schienen alle traurig zu sein. Es waren die Regenschirme, bemerkte Terry. Sie trugen fast alle Regenschirme, ungeöffnet und meistens am Arm hängend, aber sie warteten auf den großen Regen.
    »Was ist mit deiner Schwester?«, fragte Brille. »Ist sie noch krank?«
    Seltsamerweise musste Terry bei dieser Frage an Josef, den Maler, denken, für den sie jetzt auch nichts mehr tun konnte. Wie konnte einer, der auch nicht mehr auf der Sonnenseite des Lebens stand, einem anderen helfen? In den letzten drei Tagen hatte Terry einen Sprung durch drei Leben gemacht. Von der Tiefe hinauf auf die Höhe und wieder herab. Sie hatte keine Kraft mehr für einen einzigen Millimeter.
    »Es ist ein großes Unglück«, sagte Terry. »Meine Schwester ist gestorben.«
    Brille und der Schwarze sahen hinunter auf die Tischplatte.
    »Es ist nicht so schlimm«, sagte Terry. »Sie brauchte nicht mehr zu leiden.« Sie merkte, dass sie sich widersprach. »Es ist ein Glück im Unglück«, fügte sie hinzu. »Sozusagen.«
    »Trägst du keine Trauer?«, fragte Brille.
    »Ich trage Trauer«, sagte Terry. »Sieht man das nicht?« Sie sah an sich hinunter.
    Brille und der Schwarze sahen auch an Terry hinunter. »Doch, ja«, sagte der Schwarze. »Eigentlich sieht man es.«
    »Man soll es nicht gleich sehen«, sagte Terry. »Nur Eingeweihte wissen Bescheid.«
    »Ah ja«, sagte Brille.
    »Ich habe noch Hunger«, sagte Terry. Aber sie hatte keinen Hunger, sondern eine Idee. Sie holte sich zwei Hamburger, ganz einfache, ohne alles. Sie legte die Hamburger vor sich hin, sah darauf nieder und machte dann ein angewidertes Gesicht.
    »Ihr könnt mich totschlagen«, sagte sie. »Ich bringe die Dinger nicht mehr runter.«
    Brille und der Schwarze sahen auch die Hamburger an.
    Terry sagte: »Also, ehe sie in den Müll kommen … Wollt ihr sie essen?«
    Brille griff gleich zu. Der Schwarze zögerte etwas. »Also«, sagte er. »Ehe sie in den Müll kommen … Okay.«
    »Das mit der Wohnung«, sagte Terry. »Also, das mit der Wohnung könntet ihr für mich erledigen. Macht ihr das?«
    »Was ist mit der Wohnung?«, fragte der Schwarze mit vollem Mund.
    »Ich habe sie auf den Namen meiner Schwester gemietet«, sagte Terry. »Das ist ja jetzt alles hinfällig.«
    »Ja, sicher«, sagte Brille.
    »Ihr könntet mir einen Gefallen tun«, sagte Terry.
    »Ja«, sagte Brille.
    »Ruft doch an und sagt, dass sie tot ist und dass sich das mit der Wohnung erledigt hat.«
    »Okay«, sagte der Schwarze. »Einfach so?«
    »Einfach so«, sagte Terry.
    »Machen wir«, sagte der Schwarze.
    »Von mir erzählt gar nichts«, sagte Terry. »Das verkompliziert die Sache.«
    »Gut«, sagte der Schwarze.
    Nachdem beide ihre Hamburger aufgegessen hatten, wischte sich Brille die Hände an seiner Hose ab. Der Schwarze benutzte dazu sein schwarzes Hemd. Die Fettspuren gingen unter, als wäre gar nichts gewesen. Dann sahen sie Terry erwartungsvoll an.
    Terry kramte nach zwanzig Pfennigen und schrieb die Telefonnummer der Adamskis auf eine Seite in einem leeren Heft. Die Seite riss sie heraus und übergab sie dem Schwarzen.
    Sie ging mit beiden hinaus, blieb aber zwischen den Fahrrädern und den Mofas, die vor McDonald’s standen, zurück.
    Brille und der Schwarze gingen zum Telefonhäuschen. Es war ein kurzes Gespräch. »Alles okay«, sagte der Schwarze, als sie wieder bei Terry waren.
    »Was haben sie gesagt?«, fragte Terry.
    »Es täte ihnen sehr Leid«, sagte der Schwarze.
    »Wirklich?«, fragte Terry.
    »Ja«, sagte der Schwarze. »Das ist ja entsetzlich, sagte die Frau. Und: Es tut uns sehr Leid.«
    »Gut«, sagte Terry. »Das ist gut gelaufen.«
    Der Tod der
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