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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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sie für den Maler ihr bestes Benehmen gezeigt haben, sehen sie doch wie ein rechter Haufen Halsabschneider aus, oder nicht? Wie konnte d’Archambault nur behaupten, ich sei ihr ähnlich?“
    John lachte. „Man sagt, sie sei klug gewesen, so wie du“, meinte er. „Und beide habt ihr in Paris Ehemänner gefunden.“
    „Ach, sei still“, erwiderte Mary und gab ihm einen liebevollen Schubs. „Aber ich werde dir jetzt verraten, was ich heute tun möchte, John. D’Archambault sagte, Isabella sei mit dem Rest der Familie begraben. Lass uns ihr Grab suchen und ihr unseren Respekt erweisen.“
    John zuckte zusammen. „An unserem letzten Tag in Paris?“
    „Ja“, sagte Mary entschlossen. „Bevor wir unsere gemeinsame Zukunft beginnen, sollten wir Frieden mit der Vergangenheit schließen. Sicherzugehen, dass diese Gemälde zusammenbleiben, war der erste Schritt. Wir haben Isabellas Gemälde gefunden. Da scheint es jetzt nur richtig zu sein, auch sie zu finden.“
    Sie brauchten nicht lange zu fragen, um zu erfahren, wo die d’Archambaults begraben lagen. Wegen des kürzlichen Todesfalls schien jeder in ihrem Gasthaus, vom Wirt selbst bis zum Spülmädchen, begierig darauf zu sein zu erzählen, was sie so über die abscheulichen Gewohnheiten der ganzen Familie d’Archambault gehört hatten. Dass dem neuen Comte, einem Cousin aus der Provence, der Ruf vorausging, langweilig und fromm zu sein, war für die Pariser Klatschmäuler eine herbe Enttäuschung.
    „Irgendwie habe ich etwas Pompöseres erwartet“,meinte Mary, als sie vor der alten Kirche St. Jacques standen. „Wenn man bedenkt, dass das hier der letzte Ruheplatz der d’Archambaults ist.“
    „Wenn man das bedenkt“, sagte John, „dann wundere ich mich, dass hier nicht Teufel und Dämonen oben in den Strebepfeilern herumtanzen.“
    „Hör sofort damit auf, John“, seufzte Mary. „Das ist respektlos.“
    „Stimmt“, meinte er und nahm ihren Arm. „Und außerdem möchte ich nicht, dass diese speziellen Geister dann kommen und mich jagen.“
    Die Kirche war klein, und sie fanden schnell das Seitenschiff mit den Gräbern der d’Archambaults. Einige waren nur durch einfache, in den Boden eingelassene Bronzeplatten gekennzeichnet, andere waren prächtiger, wurden von Grabmälern mit Marmorstatuen und buntem Glas gekrönt. Das Grab des letzten Comtes war neu und schlicht. Sein früher Tod war eingetreten, bevor man ein passendes Grabmal hatte in Auftrag geben können. Doch es war klar, dass geeignete Statuen dafür vorgesehen waren.
    Mary ging so schnell sie konnte an dem Grab vorüber. Sie wusste, es war nicht sehr ehrerbietig, schlecht von einem Toten zu denken. Aber nie würde sie vergessen, unter welchen Umständen dieser Mann gestorben war, ebenso wenig, dass er ihre Schwester bedroht hatte.
    „Bist du sicher, dass wir Isabella nicht übersehen haben?“, fragte John, als sie sich dem Ende des Seitenschiffs näherten. „Vielleicht ist sie nur eine dieser kleinen Plaketten oder wurde ins Grab ihres Ehemannes gelegt.“
    „Ich habe sie gefunden“, rief Mary leise. „Ich wusste, sie würde es nie zulassen, dass man sie versteckt.“
    Das Grab befand sich in einer halbrunden Nische, auffällig weit von ihrem Ehemann und den Kindern entfernt. Isabella hatte eine Darstellung von sich in Marmor meißeln lassen. Sie lag auf dem Rücken, die Hände über der Brust gefaltet. Jedes Detail ihrer erlesenen Hoftracht war aus dem Stein herausgearbeitet, jeder Edelstein an ihrem Hals und jede Locke ihres Haares. Sie war fünfundsiebzig Jahre alt geworden, doch das herrische Steinprofil war das gleiche wie das der jungen Frau im Palais de Luxembourg.
    „Isabella d’Archambault, Gattin von Gerald“, las John, der neben Mary getreten war, die Inschrift. „Es wird nicht erwähnt, dass sie eine Feroce war. Aber sie lebte ja auch die meiste Zeit ihres Lebens in Frankreich.“
    „Vermutlich ist ihr Sarg dort drin“, sagte Mary mit gedämpfter Stimme.
    Die Statue lag auf einem Steinsarkophag, auf dem Szenen aus Isabellas Leben abgebildet waren: Man sah sie beim Jagen und Tanzen, wie sie mit ihren Damen beisammen saß und wie sie Musikern lauschte. Doch man sah kein Bild ihrer Familie, keines, auf dem sie eines ihrer vielen Kinder im Arm hielt, noch nicht einmal eines mit einem Hündchen oder Kätzchen. Keine der Darstellungen zeigte, dass sie sich jemals erlaubt hatte zu lieben, oder dass sie geliebt worden war.
    „Also ich wäre viel lieber draußen
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