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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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schlüpfte hinter ihm durch die Tür, als hätte sie alles Recht dazu. „Es ist nicht nötig, unsere Ankunft anzukündigen.“
    „Aber Sie können jetzt nicht zu ihm, Monsieur!“, rief der Diener aus und folgte ihnen, als sie die Treppe emporstiegen. „Nicht zu dieser Morgenstunde! Monsieur le Comte ist ein todkranker Mann, Monsieur! Haben Sie doch Erbarmen mit ihm, Monsieur!“
    „Wenn er im Sterben liegt, wie du sagst, dann sollte ich keine Zeit damit verschwenden, mich mit dir zu streiten“, meinte John und bog auf dem ersten Treppenabsatz um die Ecke. „Hier entlang, Mary. Das hier sind die Zimmer, die wir von der Straße unten sahen. Die Zimmer, in denen die Vorhänge zugezogen waren, hinter denen aber die Kerzen brannten.“
    „Monsieur, ich werde die Wache rufen“, drohte der Diener. „Sie wird Sie unverzüglich verhaften!“
    „Ruf sie nur“, sagte Mary, ohne anzuhalten. „Dann kann ich ihr erzählen, wie dein Herr meine Schwester entführt und mir mein Gemälde gestohlen hat!“
    John hämmerte an die letzte Tür. „Machen Sie die Tür auf, d’Archambault“, forderte er. „Öffnen Sie augenblicklich!“
    „Diana, bist du hier?“, rief Mary. Sie konnte nicht still bleiben. „Diana?“
    Doch John wartete gar nicht auf eine Antwort. Er zog die Pistole aus seinem Rock und stieß die Tür auf.
    „Nicht, John, bitte!“, schrie Diana, die neben dem übergroßen Bett stand. „Er hat eine Waffe!“
    „Hören Sie auf sie“, ließ sich d’Archambault hören. Seine Stimme war nur noch ein schwaches Krächzen. Es war derselbe Mann, den John ihr in der letzten Nacht gezeigt hatte, aber in diesen wenigen Stunden hatte er sich so verändert, dass Mary ihn unter anderen Umständen nicht erkannt hätte. Sein Gesicht war ausgemergelt, sein Blick seltsam unstet und sein Körper in sich zusammengefallen. In dem hohen Lehnstuhl sah er sehr klein aus. Doch unübersehbar hatte er eine Pistole in der Hand und zielte damit auf ihre Schwester.
    „Seien Sie ein guter Junge, John“, sagte er, „und lassen Sie Ihre Waffe fallen. Die brauchen Sie hier nicht.“
    „Ach so, aber Sie können so einfach drohen, mich zu erschießen!“, rief Diana. „Sie sind niederträchtig, mein Herr, ja, das sind Sie!“
    „Nicht, Diana“, befahl Mary knapp. Sie hatte keine Ahnung, was sich hier bereits abgespielt hatte, oder ob ihre Schwester die Niederträchtigkeit dieses Mannes erkannte, ihn zu reizen war aber auf keinen Fall gut. „Sei still.“
    D’Archambault lächelte. Es war ein vom Tod gezeichnetes Lächeln. „Sie wissen, dass ich sie erschießen werde. Ich habe keinen Grund es nicht zu tun, wenn Sie die Waffe nicht fallen lassen.“
    „Tu, was er sagt“, sagte Mary leise. „Ich möchte Diana nicht noch mehr in Gefahr bringen.“
    John schüttelte den Kopf. „Mary, ich glaube nicht …“
    „Ich bin schuld, dass sie hier ist“, fuhr Mary fort. „Ich möchte sie nicht einem noch größeren Risiko aussetzen.“
    John murrte leise, aber er entspannte die Pistole und legte sie langsam vor sich auf den Boden.
    „Danke.“ D’Archambault verlagerte sein Gewicht, um die Pistole auf der Armlehne abzustützen. Selbst diese kleine Bewegung ließ ihn vor Qual zusammenzucken.
    „Sie sagten, Sie ließen meine Schwester gehen, wenn John die Waffe niederlegt, d’Archambault. Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.“
    „Mein Teil war, dass ich sie nicht erschieße“, erklärte d’Archambault unter rasselndem Husten. „Und das habe ich nicht.“
    „Das ist nicht gerecht“, empörte sich Mary.
    „Und ich sage, dass es das ist“, erwiderte der Comte und schielte zu Mary hin. „Sie sind also diejenige, die meinen Engel hatte. Sie haben ihn gut behütet. Dafür danke ich Ihnen.“
    „Er hat dein Bild, Mary“, sagte Diana rasch und deutete hinter sie. „Er nahm es, als er mich entführte. Sieh nur. Es ist Teil eines Altars, wie du vermutet hast.“
    Mary drehte sich um und hielt den Atem an. Es war ihr Engel, aber so, wie er jetzt war, hätte sie ihn sich nie vorstellen können. So wie er das Triptychon vollendete, so schien auch er nun vollendet, Teil von etwas Größerem zu sein. Die Wildheit im Gesicht des Engels diente der liebenswerten Süße der Madonna als Hintergrund. Sein mit Gold gesäumtes Gewand gab ihrem blauen Mantel etwas Unschuldiges.
    Auch wenn der dritten Tafel die Wirkung der beiden anderen fehlte, war sie, genau wie Mary es vermutet hatte, ebenso gut: die Gruppe einer knienden Familie
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