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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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verschwunden ist.“
    „In der Laube habe ich bereits nachgeschaut, Mylady.“ Miss Wood sah über die Schulter zu Marys Vater hinüber, der bei einigen Freunden stand. Trotz der allgemeinen Fröhlichkeit um ihn herum, war er nicht glücklich. Das konnte man sehen. Er hatte Diana zu sich gerufen, und als Duke und Vater erwartete er sofortigen Gehorsam. Aber seine Tochter war nicht erschienen. Jetzt starrte er wütend zu ihnen herüber, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Ich habe das Schlafzimmer nach ihr durchsucht“, fuhr Miss Wood hastig fort, „ebenso das Schulzimmer, den Damensalon, ja selbst die Molkerei.“
    „Kein Wort über die Molkerei!“ Wieder seufzte Mary. Was auch immer im letzten Sommer zwischen Diana und dem jungen Hauslehrer aus Oxford in der Molkerei vorgefallen war, es ließ Diana noch immer jedes Mal in ihre Serviette kichern, sobald bei Tisch die Butter gereicht wurde. Nein, Mary wollte nichts darüber wissen, wirklich nicht! „Vielleicht hat Diana ja nur die Toilette aufgesucht?“
    Miss Wood schüttelte den Kopf. „Dort habe ich bereits nachgesehen, Mylady, und …“
    „Die Ställe.“ Ein flaues Gefühl beschlich Mary; sie erinnerte sich plötzlich an die Art, wie ihre Schwester heute früh den neuen Stallburschen angelächelt hatte. Mary hatte geglaubt, weil er noch nicht lange zum Gesinde gehörte und deswegen noch nicht wusste, wo sein Platz war, hätte er Dianas Lächeln wärmer erwidert, als es schicklich war. Jetzt dachte sie allerdings anders darüber.
    Mein Gott, was würde Vater sagen, sollte er je davon erfahren!
    „Die Ställe, Mylady?“, fragte Miss Wood. „Glauben Sie, Lady Diana …“
    „Es ist nur eine Vermutung“, erwiderte Mary rasch. „Ich mache mich auf die Suche nach Diana, während Sie Vater sagen, dass …“
    „Ich bedauere, Mylady, aber das kann ich nicht erlauben“, antwortete Miss Wood in sehr bestimmtem Ton. „Nicht in die Ställe, nicht bei Nacht und allein.“
    „Aber ich kann Diana finden, bevor …“
    „Ihr Platz ist hier auf dem Ball, Mylady“, beharrte Miss Wood. „Sie bleiben hier bei den Gästen Seiner Gnaden, und ich schaue nach Lady Diana.“
    „Sie ist meine Schwester“, entgegnete Mary und sah über den Kopf der Gouvernante zu ihrem wütenden Vater hin, „und ich werde sie selbst suchen.“
    Miss Wood runzelte die Stirn. „Aber Seine Gnaden …“
    „Sagen Sie meinem Vater, Diana käme gleich. Er wird noch nicht einmal bemerken, dass ich fort bin.“
    Bevor Miss Wood noch länger widersprechen konnte, wandte Mary sich um und schlüpfte durch die nächste Tür in den Garten hinaus.
    Sie raffte ihre Röcke, um nicht zu stolpern, lief die Steinstufen hinunter und dann über den Kiesweg. Hier draußen war es angenehm kühl. Mary atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Es war völlig ungewiss, wo, wie oder ob sie Diana finden würde.
    Wenn sie ehrlich war, so hoffte Mary, ihre Schwester nicht zu finden. So, wie sie und Miss Wood sich darauf vorbereiteten, zum Kontinent aufzubrechen, bereiteten Diana und ihr Vater sich darauf vor, noch in dieser Woche nach London zu fahren. Dort sollte Diana bei Hofe eingeführt werden, wo sie mit ihrer Schönheit und ein wenig Glück den passenden Ehemann finden würde. Schon immer war es das, was Diana sich am sehnlichsten vom Leben erhoffte. Warum sie es jetzt wegen einer Liebelei mit einem Stallburschen aufs Spiel setzte, ging über Marys Verständnis.
    Sie hielt sich im Schatten und achtete darauf, von niemandem bemerkt zu werden. Heute Abend füllten die Kutschen der Gäste den Hof vor den Stallungen. Die wartenden Fahrer und Diener saßen auf den Trittbrettern oder dem Rasen, redeten und lachten miteinander. Nirgendwo ein Zeichen von Diana oder dem neuen Stallburschen. Wie es schien, hatten sie sich inzwischen an einen ruhigeren Ort zurückgezogen.
    Verwünschte Diana! Schon wieder brachte sie ihre Schwester in solch eine Situation! Mary hasste es, wieder einmal den Wachhund spielen zu müssen. Und sie hatte genug davon, ihre Schwester immer wieder dem Vater gegenüber verteidigen zu müssen.
    Nicht, dass sie Diana nicht geliebt hätte. Nein, sie liebte sie mit all der Hingabe und Zuneigung, die zwei mutterlose Schwestern füreinander aufbringen konnten. Und das würde sich auch niemals ändern. Aber immer im Schatten ihrer schönen, leichtsinnigen Schwester zu stehen, immer bereit zu sein, sie aufzufangen, wenn sie zu stürzen drohte, oder sie zu beschützen, wenn sie in die
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