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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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was Qualität betraf, aber sie verlangte, dass ihre Besitztümer – und die Geschenke, die sie erhielt – die Größe ihrer Person und ihres Ranges widerspiegelten. Irgendetwas Vergoldetes wäre vielleicht gut, eine Venus, vielleicht könnte sogar ein kleiner dicker Amor …
    „Das ist das Richtige, Mylord.“ Stolz präsentierte Dumont eine kleine Bronzestatue, die Merkur darstellte. „Die hat der große Meister Benvenuto Cellini mit eigenen Händen geschaffen. Man sieht es schon an der Feinheit der Arbeit, am Überschwang der Linien, alles Merkmale eines wahren Genies des sechzehnten Jahrhunderts.“
    Der Händler übergab die Figur John, legte wie im Gebet die blassen Hände aneinander und senkte ehrfürchtig die Stimme, während er um ihn herumtänzelte.
    John trug die kleine Figur zum Bogenfenster des Ladens und hielt sie ins schwache Sonnenlicht. Sie war eine beachtliche Fälschung mit sorgfältig aufgelegter Patina, die ein hohes Alter vortäuschen sollte. Doch den kleinen Merkur zierte ein albernes Lächeln, er schielte, und falls er jemals das im Lauf erhobene Bein gesenkt hätte, hätte der eine geflügelte Fuß wohl gut zwei Zoll unter dem anderen gebaumelt.
    Dumont missdeutete Johns Schweigen und schob sich näher heran. „Sie sind entsprechend beeindruckt, nicht wahr, Mylord? Ihnen solch etwas Geniales in die Hände legen zu können, ist ein Segen, ein Geschenk, eine Ehre, ein …“
    „Ein Schwindel“, sagte John ruhig. „Sie wissen so gut wie ich, dass dieser jämmerliche kleine Schlingel froh sein kann, wenn er drei Jahre alt ist, von wegen fast dreihundert.“
    Dumont riss voll gekränkter Würde die Augen auf. „Nein, Mylord, nein! Beim Kauf garantierte man mir die absolute Echtheit dieser Bronze! Dass Sie mich solch einer Täuschung anklagen würden, solch …“
    „Ich klage Sie keiner Sache an, Dumont“, widersprach John. „Noch sage ich etwas, was Sie nicht sowieso bereits wissen.“
    „Aber, Mylord, ich weiß nicht, wie …“
    Die Messingglocke über der Tür bimmelte. Dankbar für die Unterbrechung, wandte Dumont sich um. Auch John sah zur Tür.
    Und lächelte.
    Wie sollte er auch nicht? Die Frau war jung und reizend, ihre Schönheit strahlend genug, um auch in diesem elenden Laden aus sich selbst heraus zu leuchten. Sie war unleugbar Engländerin und allem Anschein nach auch wohlhabend. Perlen von beachtlicher Größe zierten ihre Ohren. Ihr weiter Rock und ihre Jacke waren aus teurem Stoff, aber nicht sehr modisch und mit übergroßen Tulpen bedruckt, die jeden modebewussten Pariser hätten erschauern lassen. Tulpen, die auffallend mit ihrem cremeweißen Teint und dem dunklen, kastanienbraunen Haar kontrastierten. Sie war nicht älter als zwanzig, das verrieten ihm ihre makellose Haut, die hübsche schmale Taille und der jugendliche Tatendrang, der ihre ganze Erscheinung umgab.
    John taxierte sie rasch mit Kennerblick wie den bronzenen Merkur. Doch was ihn lächeln ließ, war die Art, mit der sie energisch ihren bebänderten Sonnenschirm zuklappte und mit geradem Rücken und hoch erhobenem Kopf in den kleinen Laden gesegelt kam, einen Diener zu ihrem Schutz im Schlepptau und bereit, wie ein Admiral diesen fremden Ort zu erobern.
    Dumont hüstelte vornehm und fuhr sich mit beiden Händen über seine graue Perücke. „Bitte, mich zu entschuldigen, Mylord. Ich muss die Dame begrüßen.“
    „Natürlich müssen Sie das, Sie alter Gauner.“ John legte sich den Merkur bequem in die Armbeuge, bereit, aus der Nische des Bogenfensters heraus zu beobachten, wie sich die kleine Szene wohl entwickelte. „Gehen Sie, gehen Sie. Wie könnten Sie auch einer so hübschen kleinen Taube widerstehen, die nur darauf wartet, von Ihnen gerupft zu werden?“
    Aber Dumont war schon bei dem Mädchen, verbeugte sich vor ihr und machte Kratzfüße, als wäre sie die Königin.
    „Guten Tag, Mademoiselle“, sagte er auf Englisch. Genau wie John hatte er rasch ihre Nationalität erkannt. „Erlauben Sie mir, Sie in meinem bescheidenen Laden willkommen zu heißen. Ich selbst und mein ganzes Geschäft stehen zu Ihrer Verfügung.“
    Sie nickte mit ihrem kleinen, energischen Kinn, wobei sie Dumont bereits nicht mehr anschaute, sondern den Blick über die Wände hinter ihm schweifen ließ. „Ich würde gerne sehen, was Sie an guten Gemälden haben.“
    „Ich versichere Ihnen, jedes meiner Gemälde ist gut, Mademoiselle.“ Voll unbegründetem Stolz warf sich Dumont in die schmächtige Brust. „Etwas
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