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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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„Sie sehen also, mit ‚allein‘ meinte ich ohne Vater.“
    John wusste es besser. Ohne ihren Vater oder irgendeinen anderen männlichen Verwandten reiste sie so gut wie allein – und war genauso verwundbar. Aber sie schien das nicht wahrhaben zu wollen, diese hübsche Person, die anscheinend gerne Haarspalterei betrieb.
    Vielleicht war sie am Ende doch keine so große Herausforderung.
    „Und während der Reise sammeln Sie Kunstwerke“, stellte er fest. „Natürlich besitzen Sie dabei das Vertrauen Ihres Vaters. Aber halten Sie sich selbst auf diesem Gebiet für une connais seuse oder nur für une dilettante ?“
    Ihr Gesicht drückte Zweifel aus, genau wie John es beabsichtigt hatte. „Ich weiß weder, ob ich das eine, noch, ob ich das andere bin.“
    John lächelte und fand seinen Verdacht bestätigt. Natürlich waren ihr diese ausländischen Ausdrücke nicht vertraut. Wahrscheinlich beharrte sie wie jede englische Lady eigensinnig auf ihrer Unwissenheit und konnte ein Bonjour nicht von einem Buon giorno unterscheiden.
    „Oh, nun, das spielt keine Rolle“, erwiderte er freundlich. „Es war unpassend von mir zu fragen.“
    „Ich bin mir meiner Unwissenheit absolut bewusst, Lord Fitzgerald“,erwiderte sie, erzürnt angesichts einer Herablassung, die er nicht ganz hatte verbergen können. „Mein Vater befürchtete immer, ich könnte zu gebildet und somit für Gentlemen reizlos werden. Also habe ich all mein Wissen heimlich von Miss Wood erhalten, wie Süßigkeiten, die man in der Küche stiehlt.“
    „Verzeihen Sie mir, Lady Mary“, begann er und hoffte, sie möge nicht bemerken, dass sich die gestohlenen Süßigkeiten in seiner Vorstellung mit verlorener Unschuld verbanden.„Ich hatte nicht die Absicht …“
    „Ich glaube eher, dass Sie sehr wohl die Absicht hatten“, erwiderte sie. „Tun Sie nicht, als wäre dem nicht so.“
    „Ich tue nicht so“, protestierte er, obwohl er wusste, wie recht sie hatte. „Ich bin absolut aufrichtig.“
    „Oh ja, so aufrichtig wie Monsieur Dumont.“ Sie trommelte mit den Fingern auf den Ladentisch, als könnte sie so auf ihr Recht pochen. „Denn sehen Sie, Lord Fitzgerald, während ich durchaus Interesse daran habe, une dilettante zu werden, ist mein Vorrat an Wissen zu klein, um verstärkt diesem Interesse nachzugehen. Und was une connaisseuse betrifft – nun, solange ich nicht die Galerien in Paris und Rom besucht und die Werke der großen Meister mit meinen eigenen Augen gesehen habe, kann ich kaum behaupten, une connaisseuse zu sein.“
    „Nein“, gab John zu. Sie hatte ihn in seinem eigenen Spiel geschlagen, doch gerade deswegen mochte er sie – mochte sie sogar viel mehr, als wenn sie nur eine weitere junge Dame gewesen wäre mit einer Haut wie süße Sahne, frisch vom Bauernhof. „Nicht unter diesen Umständen.“
    „In der Tat nicht“, sagte sie und lächelte wenigstens dabei. „Zurzeit bin ich nichts als eine bescheidene kleine Sammlerin, kaufe eher Bilder, die mir gefallen, als solche von Wert oder Bedeutung. Und deshalb möchte ich dieses hier gerne haben.“
    „Sie werden es bekommen.“ Er wollte sie noch einmal zum Lächeln bringen. Ihre Zähne waren klein und weiß, und ein Schneidezahn stand ein wenig vor den anderen. Diese kleine Unvollkommenheit faszinierte John. „Dumont, das Bild.“
    Doch der Franzose schüttelte wie zuvor verbissen mit dem Kopf. „Ich bedauere, Ihnen dasselbe sagen zu müssen, Mylord. Ich kann das Gemälde nicht verkaufen, weder der Lady noch Ihnen.“
    „Aber Sie können mir doch wenigstens zeigen, was Sie da vor uns verbergen.“ Mit einer schnellen Bewegung lehnte John sich über den Ladentisch und packte das Bild am Rahmen.
    „Nein, nein, Mylord, ich bitte Sie, bitte!“, schrie Dumont empört. „Es ist nicht für Sie!“
    „Verzeihen Sie, Mylord, aber ich habe es zuerst gesehen!“ Das Mädchen eilte rasch an Johns Seite, als fürchtete es, er könnte sich mit dem Bild davonmachen. „Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen, den er verlangt!“
    „Natürlich sind Sie das.“ John drehte den Rahmen zum Licht. Zum ersten Mal konnte er das Gemälde sehen, und sein Anblick genügte, um ihn vor Bewunderung einen leisen Pfiff ausstoßen zu lassen. Das war keine der üblichen Fälschungen, kein Stückwerk, schnell hingeschmiert, um an irgendeinen Banausen auf seiner großen Europareise verkauft zu werden. Noch war es die sentimentale Geschmacklosigkeit, von der er vermutet hatte, das Mädchen würde sie
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